Artikel Cybermobbing
simone.mathe.uni-linz, 9. Jänner 2017, 19:08
Beim Cybermobbing zwischen Kindern und Jugendlichen kennen sich Täter und Opfer auch aus der „realen“ Welt. Häufig sind Personen aus dem direkten Umfeld, beispielsweise der Schule, des Wohnviertels oder aus Vereinen involviert. Das Mobbing beginnt meist damit, dass per Smartphone Gerüchte über das Opfer in die Welt gesetzt werden oder Opfer werden in entwürdigenden Situationen gefilmt und diese Filme werden ebenfalls ins Netz gestellt. Dabei stellen besonders die sozialen Netzwerke den zentralen Ort des Cybermobbings dar (Bradke, 2014).
Um den Vorgang des Cybermobbings besser darstellen zu können, wird dieser anhand eines Beispiels erläutert. Das Portal „Zeit online“ veröffentlichte im Juli 2014 einen Fall von Cybermobbing in Deutschland. Dabei ging es um ein 14-jähriges Mädchen welches ein intimes Video von sich an einen gleichaltrigen Jungen via WhatsApp weiterschickte. Den Jungen selbst kannte sie nur von Facebook und Skype, er war ein Freund von einem Mitschüler aus ihrer Nebenklasse. Der Junge versprach damals, das Video niemanden zu zeigen und das betroffene Mädchen löschte den Clip auch wieder von ihrem Handy. Trotzdem kannte nach zwei Woche ihre gesamte Schule das Video. Es wurde ebenfalls via WhatsApp unter den Mitschüler verbreitet. Seitdem kämpft das Mädchen um ihren Ruf in der Schule und wird online sowie in der realen Welt gemobbt und von anderen gemieden. Obwohl ihre Mutter in einer Firma für Datenschutz arbeitet, die mit ihren Kindern auch immer wieder das Thema Sicherheit im Internet bespricht, half dies im besagten Fall nichts. Das Mädchen versendete das Video aus jugendlichen Leichtsinn und wie sie selbst sagt, aus Spannung und weil sie Aufmerksamkeit wollte. Bereits vor diesem Vorfall wurde sie von ihren gleichaltrigen Klassenkameraden gemieden. Viele Freunde hatte sie an der Schule nicht. Ihre Eltern wusste davon nichts, da sie besonders zu Hause nur wenig von der Schule erzählte. Auch ihr Lehrer bekam vom Mobbing nur wenig mit, da sie ihre Mitschüler nicht direkt angriffen, sondern nur mieden.
Nach diesem Video wurden die Attacken jedoch härter. Mädchen ihrer Klasse gründeten eine WhatsApp-Gruppe und zogen darin über die Schülerin her. Die Schulpsychologin rief damals die Mädchen aus der Klasse zu einem klärenden Gespräch, doch half dies kaum etwas. Die Mitschülerinnen waren davon überzeugt, dass das Mädchen an ihrer jetzigen Situation selbst schuld sei, Mitgefühl konnten sie keines aufbringen (Simon, 2014). Die Mutter des betroffenen Mädchens hat den Jungen, der das Video verbreitet angezeigt, jedoch wurde das Strafverfahren eingestellt. Auch entschuldigen wollte sich der Junge nicht. Nach den Sommerferien musste das Mädchen die Klasse wechseln, ihre Telefonnummer wurde gesperrt und auch viele ihrer Facebook Kontakte gelöscht. Ihre Mutter überwacht nun das Onlineverhalten ihrer Tochter, nur drei Stunden darf sie online sein. In ihre Facebook-Freundesliste werden nur Personen aufgenommen, die sie auch wirklich kennt. Sehr gegen den Willen des Mädchens, denn laut ihrem Umfeld sind nur Personen mit vielen Freunden zwischen 500-1.000 Personen cool (Simon, 2014). Die Zusammenfassung des Zeitungsartikels stellte einen Fall des Cybermobbings genauer dar. In vielen Fällen müssen die Betroffenen jedoch die Schule wechseln oder gar umziehen. Auch die Täterprofile spiegelten sich hier sehr gut wieder. Die Schuld am Mobbing wurde dem Opfer selbst zugeschrieben, und neben dem eigentlichem Täter gab es noch viele Mittäter, die das Video verbreiteten. Hilfe bekam das Mädchen auch von der schulischen Seite kaum. Schlussendlich waren es die Eltern, die versuchten und weiterhin versuchen den Ruf ihrer Tochter zu schützen.
Formen und Ausprägungen des Cybermobbing
Cybermobbing hat ganz unterschiedliche Spielarten. Dazu gehören, blickt man in den Bereich jugendlichen Cybermobbings, „herabsetzende Kommentare auf Facebook, entwürdigende Videos auf YouTube, nächtlicher Terror über Handy und Smartphones. Auch Fotos und Handyfilme von Mitschülern in unangenehmen und peinlichen Situationen oder bei Verprügelungen, die über Facebook oder YouTube veröffentlicht werden, zählen dazu” (BgC, 2013). Neben dem Teilen von für die Opfer unangenehmen Inhalten gehören auch Delikte wie üble Nachrede, das Verbreiten von Gerüchten, Verleumdungen oder Beleidigungen, die über das Netz verbreitet werden, zum Cybermobbing. Die letztgenannten Punkte umfassen Delikte, für die Täter auch strafrechtlich belangt werden können. Hinzu kommt die Erstellung fiktiver Profile z.B. auf sozialen Onlinenetzwerken sowie die Erstellung von sogenannten Hassgruppen, in denen einzelne Personen beleidigt werden. Grundsätzlich nutzt Cybermobbing also alle verfügbaren Onlinetools, um den Opfern zuzusetzen. Dabei werden nicht unbedingt bewusst Onlinetools verwendet, sondern Mobbing passiert – wie auch in der Offlinewelt – eben in Räumen, in denen Personen sich aufhalten und viel Zeit verbringen. Dies kann auf dem Schulhof und am Arbeitsplatz sein - aber eben genauso auf Facebook und in Chaträumen. Cybermobbing grenzt sich eben vor allem durch die vielfältigere Form von herkömmlichem Mobbing ab, das in der Regel auf einen persönlichen Kontakt beschränkt ist. „Niemals vorher in unserer Geschichte konnten wir so einfach und schnell, nur mit ein paar Mausklicks, zu Hunderttausenden von Menschen Kontakt aufnehmen, diesen von uns selbst erzählen oder Neuigkeiten verbreiten, die uns gerade in den Sinn kommen”, konstatiert dazu Katzer (2014). Gerade dadurch, dass Inhalte einem sehr großen Nutzerkreis zugänglich gemacht werden können, lässt sich das Ansehen von Personen beschädigen. Dass die Veröffentlichung einer Beleidigung auf der Schultoilette dies weniger vermag als ein auf YouTube gepostetes Foto, zeigt die Tragweite der Problematik (ebd.). Cybermobbing auf unterschiedlichen Kommunikationsplattformen im Internet Für viele Kinder und Jugendlich sind Angebote und Dienste, welche den Austausch mit anderen Personen im Internet ermöglichen, besonders spannend. Nicht nur, weil sie sich dort mit Freunden unterhalten können, sondern auch mit Unbekannten.
Chats
In Chaträumen haben alle Nutzer die Möglichkeit sich in Gruppen oder privaten Nachrichten zu unterhalten. Dies kann nur über die Tastatur aber auch via Videochat geschehen. Zu häufigen Cybermobbingübergriffen oder auch sexuellen Belästigungen kommt es dabei in Chaträumen, welche sich an alle Altersgruppen richten. Diese Vorfälle kommen hauptsächlich in Privatchats vor. Gibt es Nutzer, welche durch diverse Belästigungen oder Mobbing auffallen, sollten diese beim Betreiber des Chats gemeldet werden. Für den Betreiber besteht dann die gesetzliche Verpflichtung solche Personen aus dem Chat auszuschließen und eine weitere Teilnahme zu verhindern. In anonymen Chaträumen ist dies jedoch oft sehr schwer umzusetzen (Medienkompetenz Hessen, o.J.). Chaträume oder Videochatprotale gibt es im Internet unzählige mit den verschiedensten Hintergründen. Am meisten bekannt, wohl auch auf Grund der negativen Presse, ist „Chatroulette“. Dabei handelt es sich um ein Portal, welches ein 17-jähriger Schüler aus Moskau 2009 ins Leben gerufen hat. „Chatroulette“ ist ein Videochatportal, welches Unbekannten per Zufallsgenerator verbindet. Nutzer haben dann die Möglichkeit miteinander zu chatten, oder zum nächsten Partner zu wechseln, sollte man nicht zufrieden sein. Unbekannte haben hier die Möglichkeit via Mikrofon und Kamera zu chatten, alles anonym. Eine Registrierung ist bei diesem Portal nicht notwendig. Die Regeln des Portals sind schriftlich festgehalten, dabei wird beschrieben, dass die Teilnehmer mindestens 16 Jahre alt sein müssen und die Nutzer die Kleidung anbehalten sollten. Jugendschützer sehen hierbei und bei der Anonymität des Portals sehr große Probleme für Kinder und Jugendliche. Mit Hilfe dieses Portals werden jugendgefährdende Inhalte wie Pornografie oder Rechtsextremismus schnell verbreitet. Gegen die kaum vorhandenen Maßnahmen Kinder und Jugendliche zu schützen, kann man nur an den Betreiber der Website appellieren diese zu verstärken. Da das Portal jedoch sehr erfolgreich ist, gestaltet sich dies besonders schwer und weitere Portale mit denselben Funktionen werden gegründet (Computerwoche, 2010).
Instant Messenger
Der Instant Messenger unterscheidet sich zum Chatraum, da hier die Nachrichten direkt zum anderen Nutzer gesendet werden und nicht erst über die Plattform des Chat-Betreibers laufen müssen. Da es bei Instant Messenger keine Moderation oder Filterfunktionen gibt, ist das Risiko unerwünschte Videos oder Fotos zu erhalten besonders hoch. Die Nutzer haben jedoch die Möglichkeit ihre Sicherheitseinstellungen zu ändern, diese sind zu Beginn der Installation meist sehr niedrig eingestellt. Eine vollständige Sicherheit kann durch diese Einstellungen jedoch auch nicht gewährt werden (Medienkompetenz Hessen, o.J.). Ein besonders weitverbreiteter Instant Messenger ist „WhatsApp“.Das Programm kann sich jeder, der ein Smartphone besitzt downloaden. In den Teilnahmebedingungen muss man vor Gebrauch bestätigen, dass der Nutzer das 16. Lebensjahr erreicht hat. Beim Download und der Installation wird jedoch nicht auf das Alter des Nutzers geachtet. Weitere Sicherheitsbestimmungen gibt es bei „WhatsApp“ nicht und lassen sich auch nicht manuell festlegen. Da „WhatsApp“ nur über die Kontakte im Telefonbuch funktioniert, erschwert es sich mit Unbekannten zu chatten, sofern die eigene Handynummer nicht im Internet aufscheint. Das heißt, via „WhatApp“ hat man die Möglichkeit mit Personen, von denen die Nummern am Telefon eingespeichert sind, zu chatten, Bilder oder Videos zu versenden. Personen mit denen man nicht weiter schreiben möchte können blockiert werden. Diese Funktion kann jedoch nicht im Vorhinein getätigt werden. Der andere Nutzer, den man blockieren möchte, muss bevor er blockiert werden kann bereits eine Nachricht via „WhatsApp“ gesendet haben. Da das Betreiberunternehmen keine genauen Auskünfte über den Datenschutz der gesendeten Materialien gibt, empfiehlt es sich besonders mit dem Versenden von intimen Fotos und Videos vorsichtig umzugehen. Es könnte passieren, dass diese Materialien im Internet auftauchen oder beim Versenden von unbekannten Dritten illegal abgefangen werden (Klick-safe.de, 2013).
Soziale Netzwerke
Zu den bekanntesten sozialen Netzwerken gehören im Moment „Facebook“, „Instagram“ und „Twitter“. Im Gegensatz zu den anonymen Chaträumen haben die Nutzer hier die Möglichkeit ein eigenes Profil, also eine eigene kleine Homepage anzulegen. Dieses Profil soll möglichst authentisch sein und viele private Fotos und andere Inhalte enthalten. Dabei bedenken viele Kinder und Jugendliche nicht, dass sie hier ihre Daten einer breiten öffentlichen Masse zur Verfügung stellen. Deshalb sollte besonders darauf geachtet werden, welche Inhalte in diesen Netzwerken veröffentlicht werden. Die Nutzer dieser Plattformen haben die Möglichkeit sich auszutauschen, Foren oder Gruppen zu gründen, Inhalte mit anderen zu teilen und sich zu vernetzen. Für Kinder und Jugendlich gibt es meist eigene Portale, welche effektive Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu Verfügung stellen (Medienkompetenz Hessen, o.J.).
Bekannte Cybermobbing Plattformen
Wer im Internet das Thema Cybermobbing eingehend recherchiert stößt dabei immer wieder auf zwei Webseiten, welche im Zusammenhang mit Cybermobbing sehr oft erwähnt werden. Zum einen handelt es sich dabei um das Portal „isharegossip“, welches im Jahr 2011 durch einen Hackerangriff lahmgelegt wurde. Diese Plattform ist mehrfach in der Presse erwähnt, weil auf der Plattform Jugendliche vermehrt beleidigt und gemobbt wurden. Mitschüler hatten hier die Möglichkeit anonym Beschimpfungen und Gerüchte zu verbreiten (Debinska, 2011). Bei einem weiteren bekannten Mobbing-Portal handelt es sich um „ask.fm“. Bei diesem Portal, welches sich hauptsächlich an Jugendliche richtet, handelt es sich um ein „Frage-Antwort-Spiel“. Nutzer haben die Möglichkeit anderen Nutzern Fragen auf ihrem Profil zu stellen, diese Fragen sind öffentlich einsehbar und für jeden zugänglich. Nutzer können auch anonyme Frage stellen, das heißt Personen können ohne Angabe des Profils, Frage auf Profile posten. Diese Funktion kann jedoch manuell blockiert werden (taz.de, 2013). Das Portal ist besonders oft in den Medien, da sich bereits fünf englischsprachige Jungendliche das Leben genommen haben und zuvor auf „ask.fm“ gemobbt wurden. Im letzten Fall nahm sich ein 14-jähriges Mädchen aus England das Leben. Sie wurde auf „ask.fm“ wegen ihres Gewichtes über mehrere Monate hinweg gemobbt. In vielen dieser Postings wurde sie auch aufgefordert, sich selbst das Leben zu nehmen. Der Vater des Mädchens sieht dabei die Schuld bei den Betreibern des Portals und rief zu einem Boykott auf. Auf Grund des Boykotts haben viele Großkonzerne ihre Werbung auf dem Portal eingestellt, das Portal selbst wurde jedoch nicht offline genommen. Mit weltweit rund 65 Millionen Nutzern sind die Betreiber stolz auf ihr erfolgreiches Portal und trotzdem bemüht die Sicherheitskriterien zu verbessern.
Das Private ist privat
thomas.sacher.uni-linz, 10. Jänner 2017, 02:36
In einer vernetzten Welt fühlen sich gerade Jugendliche oft ausgeschlossen wenn sie nicht am sozialen Leben "online" teilnehmen. Gerade diese Transparenz macht viele Mobbingopfer jedoch angreifbar.
Jederzeit und überall, eben immer wenn man online ist.
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