Webkommunikation Statement: Medial vermittelte interpersonelle Kommunikation
claudia.scheba.uni-linz, 26. Juni 2013, 17:45
Interpersonelle Kommunikation basiert nicht nur auf verbaler Ebene sondern umfasst auch nonverbale Aspekte wie Gestik, Mimik, Tonfall, usw. Es kann als Prozess angesehen werden, wie wir uns unseren Mitmenschen mitteilen, sich ihnen gegenüber verhalten, Beziehungen aufbauen und pflegen. [Q1]
Abb. 1: Direkte, face-to-face Kommunikation.
Quelle: eigene Darstellung
Technisch / medial vermittelte interpersonelle Kommunikation
Die rasante technologische Entwicklung im Bereich des Web hat die interpersonelle Kommunikation verändert. Somit kann interpersonelle Kommunikation nicht nur direkt, also face-to-face, sondern auch indirekt mit Hilfe technischer bzw. medialer Intermediäre stattfinden. Höflich (1996) definiert technisch vermittelte Kommunikation als "jene Situationen, in denen ein technisches Medium in den Prozess der Kommunikation zwischengeschalten wird." [Q2] Reduziert man dies auf die Webkommunikation an sich so tritt das Web zwischen den Kommunikanten.
Abb. 2: Medial vermittelte interpersonelle Kommunikation.
Quelle: eigene Darstellung
Das WorldWideWeb hat vor allem in den letzten Jahren aufgrund sinkender Kosten sowie steigender Verfügbarkeit bei wesentlich besseren Internetverbindungen, rapid steigende Userzahlen verzeichnen können. Mittlerweile verfügen 80% der Österreicher über einen Internetzugang. [Q3] Somit ist das Web aus der Kommunikationslandschaft nicht mehr wegzudenken. Hierbei nimmt Social Media eine besondere Rolle ein. Dabei handelt es sich um webbbasierte Plattformen, die es ermöglichen sich zu vernetzen, Informationen auszutauschen, Erfahrungen/Wissen mit anderen teilen, usw. [Q4] Viele nutzen diese Online-Angebote, vor allem Social Networks, zur interpersonellen Kommunikation, hauptsächlich um Kontakte zu Freunden zu pflegen und auf dem Laufenden zu bleiben. [Q5]
Grenzen der virtuellen Kommunikation?
In der medial vermittelten interpersonellen Kommunikation sehen wir uns gewissen Einschränkungen gegenüber gestellt, so können nicht alle Ausprägungen der face-to-face Kommunikation übernommen werden. Die Frage stellt sich nun ob virtuelle Kommunikation an Grenzen stößt?
Die Kanalreduktions-Theorie von Döring (1997) besagt, dass menschliche Emotionen nicht vollständig über Computer vermittelte Kommunikation transportiert werden können, was zu einer Reduktion der Sinneskanäle kommt. Digitale Kommunikation, so wird argumentiert, ist daher unvollständig und entfremdet. [Q6]
Abb. 3: Kanalreduktionstheorie.
Quelle: eigene Darstellung
Dem lässt sich jedoch entgegenhalten, dass vor allem das Web neue Möglichkeiten der Kommunikation erschlossen hat. Man ist nicht mehr zeit- oder ortsungebunden. Es ermöglicht uns, beinahe jederzeit und überall mit anderen zu kommunizieren, sei es in Form von E-Mail, Facebook-Nachrichten, etc. Erreichbarkeit und Reichweite werden somit durch virtuelle Kommunikation erhöht.
Weiters, ist man sich in den meisten Fällen der Wahl des Mediums bewusst und man versucht intentional die Nachricht auf ein solches zu reduzieren. In Social Networks bzw. im informellen Rahmen bedient man sich sogenannter Emoticons (mehr zu diesem Thema auf Web-Wi-Log von Philipp Allerstorfer), oder Soundwörter wie *argh* (= drückt Ärger aus) die ein Teil der Defizite medialer Kommunikation kompensieren sollen.
Interpersonelle Kommunikation im Web hat Grenzen. Nonverbale und paraverbale Zeichen können nach wie vor nicht übermittelt werden. Menschliche Nähe, Berührungen oder Gerüche bleiben nach wie vor der direkten Kommunikation vorbehalten. Virtuelle Kommunikation kann daher nicht als Ersatz der face-to-face Kommunikation betrachtet werden, sondern stellt vielmehr eine Bereicherung der Kommunikationsmöglichkeiten dar und sollte eine Komplementärsfunktion einnehmen. Virtuelle Kommunikation ermöglicht uns, unsere sozialen Netzwerke zu erweitern und gegebenenfalls Beziehungen sogar zu vertiefen, da wir aufgrund der erhöhten Erreichbarkeit auch zischen direkten Gesprächen kommunizieren können. [Q7]
Quellen:
[Q1] Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Interpersonal_communication Abgerufen am 5. Mai 2013
[Q2] Höflich, J. R. (1996). Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation: Grundlagen, organisatorische Medienverwendung, Konstitution "elektronischer Gemeinschaften". Opladen: Westdeutscher Verlag
[Q3] Statistik Austria http://www.statistik.at/web_de/statistiken/informationsgesellschaft/ikt-einsatz_in_haushalten/ Abgerufen am 5. Mai 2013
[Q4] Wikipedia Definition Social Media http://en.wikipedia.org/wiki/Social_media Abgerufen am 5. Mai 2013
[Q5] Tomorrow Focus Media http://www.tomorrow-focus-media.de/unternehmen/pressemitteilungen/info/social-media-effects-2010-social-media-wird-zum-nachrichtenkanal/ Abgerufen am 5. Mai 2013
[Q6] Döring, N. (1997). Kommunikation im Internet: Neun theoretische Ansätze. In: B. Batinic: Internet für Psychologen. Göttingen: Verlag für Psychologie.
[Q7] Beck, K. (2007). Kommunikationswissenschaft. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Verarmung und Anreicherung..
Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 7. Mai 2013, 10:02
.. der interpersonellen Kommunikation durch die Computer-vermittelte-Kommunikation. Beides scheint zuzutreffen. Wie wird die global vernetzte Gesellschaft auf Änderungen bzw. eine Neuorientierung in ihrem zentralsten und wichtigsten Kulturgut, der Kommunikation, reagieren?
Wird die biblische Prohpezeiung, der babylonischen Sprachverwirrung (Traduttore traditore) eintreten, oder besteht Hoffnung auf das globale Dorf, welches die anstehenden Aufgaben in den Bereichen: Energie, Ernährung, Umwelt, Rohstoffe nachhaltig löst?
Sie haben das Phänomen treffend dargestellt.