Mobile Business Wie mobiles Internet unser Leben revolutioniert

claudia.scheba.uni-linz, 21. November 2013, 09:36

Das Aufkommen des Internets hat unser Leben nachhaltig beeinflusst. Primär hat diese technologische Erungenschaft die Art und Weise wie wir kommunizieren und Informationen abrufen verändert. Man ist nicht mehr auf die Tageszeitung, den Nachrichten im Radio oder Fernsehen angewiesen um über aktuelle Weltgeschehnisse informiert zu werden. Man muss sich nicht mehr auf den Postdienst verlassen um Freunden eine Mitteilung zukommen zu lassen. Im Internet kann man jederzeit und fast in Echtzeit auf Informationen und News zugreifen. Das E-Mail oder die Nachricht in sozialen Netzwerken an Bekannte trifft beinahe unverzüglich beim Empfänger ein. Durch Smartphones und Tablets, die auch eine mobile Internetnutzung ermöglichen, hat diese Entwicklung eine neue Dimension erreicht. [Q1]

Quelle: RubikTech (Youtube.com)

Grundsätzlich wird mobile Internetnutzung durchaus positiv wahrgenommen. Mobiles Internet ermöglicht uns (fast) überall und jederzeit Informationen abzurufen, mit Bekannten in Kontakt zu treten, Einkäufe zu erledigen oder sich einfach die Zeit zu vertreiben wenn man auf die nächste Straßenbahn wartet. Viele bevorzugen mittlerweile das mobile Internet gegenüber dem stationären Internet, vor allem wegen der einfacheren und bequemeren Handhabung sowie die schnellere Verfügbarkeit. Mobiles Internet birgt also das große Potential unser Leben erheblich zu erleichtern. Interessanterweise zeigen sich laut der Studie "Mobile Internetnutzung" von Initiative D21 User jedoch uneins ob sich dies auch positiv auf die Gesellschaft auswirken wird. Nur etwa 19% sehen positive Konsequenzen der mobilen Internetnutzung für unser gesellschaftliches Alltagsleben. [Q2]

 

Kommunikation

Noch nie war es einfacher mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und diesen auch aufrecht zu erhalten. Man vernetzt sich in sozialen Netzwerken um über Geschehnisse und Ereignisse von Freunden und Bekannten informiert zu sein und um sich untereinander auszutauschen. Lt. Studie der Initiative D21 erleichtert mobiles Internet zwar mit Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben, jedoch gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, dass Kommunikation und Kontakte oberflächlicher werden. [Q2]

Der Soziologe Simon Edwin Dittrich sieht in der Adaption mobiler Endgeräte eine Zunahme der asynchronen Kommunikation. Unterhaltungen werden entweder nicht zeitgleich oder nicht am selben Ort geführt. In diesem Zusammenhang sieht Dittrich auch eine Veränderung von gesellschaftlichen Regeln und Normen. Seiner Ansicht nach basiert dieses informelle Regelwerk auf menschlichen Handlungen. Durch die verstärkte Nutzung von mobilen Geräten ändern sich auch unsere Kommunikationshandlungen, die wiederum Einfluss auf die Bildung gesellschaftlich akzeptierte Normen ausüben. Dittrich nennt folgendes Beispiel um diese These zu unterstützen:

Wurde es früher als unhöflich empfunden vom Essenstisch aufzustehen um ans (kabelgebundene Festnetz) Telefon zu gehen, wird heute oftmals das Smartphone aus der Tasche geholt um E-Mails zu checken, etwas zu twittern oder auf eine Nachricht auf Facebook zu verfassen.

Die Benutzung des Smartphones wird weitgehend akzeptiert bzw. die Vehemenz von Kritik an diesem Verhalten ist im Abnehmen begriffen.

Weiters, nennt Dittrich die selektive Auswahl unserer Kommunikationspartner. In Zeiten von Smartphone, Tablet & Co. widmet man sich lieber seinem mobilen Gerät um mit, zu diesem Zeitpunkt entfernten Freunden in Kontakt zu treten, als das Gespräch mit Personen in der näheren Umgebung zu suchen. Der Tunnelblick auf die mobile Kommunikation lässt uns in gewisserweise auch verarmen. Man sucht seine Kommunikationspartner zusehends selektiv aus und lässt Serendipität erst gar nicht zu. Der Verlust sind Informationen, die man zufällig aus einem Gespräch mit Mitreisenden bzw. Personen in nächster Umgebung bekommen hätte. [Q3]

Im Zuge der LVA Webkommunikation habe ich mich schon einmal mit dem Thema "medial vermittelte Kommunikation" beschäftigt. Hier mehr dazu.  

 

Mobile News

Übt das mobile Internet auch Einfluss auf die Menge und Art und Weise wie wir Nachrichten konsumieren aus? Die einfache Antwort lautet: ja, tut es. Viele nutzen mobile Geräte vor allem um einen Überblick über aktuelle Geschehnisse zu bekommen. Nicht nur die Schlagzeilen sind hierbei von Bedeutung, vor allem auf Tablets werden durchaus auch längere Artikel gelesen. Die Zeiten, in denen man über aktuelle Geschehnisse ausschließlich aus Fernsehen, Radio und/oder Zeitungen unterrichtet wurde, gehören der Vergangenheit an. Die Branche ist in einem Umbruch begriffen, indem digitale Inhalte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Bezog man früher Nachrichten von einem Zeitungsabo, so greift man im digitalen Zeitalter auf verschiedene Quellen zu. Bislang jedoch konnte digital print noch nicht ersetzen. Vielfach werden zusätzlich zu einem Print-Abo auch mobile Geräte benutzt um ergänzend zur Print-Ausgabe Nachrichten anderer Anbieter zu konsumieren. Das nach wie vor größte Problem der Branche hingegen ist, der fortwährende Widerstand für digitalen Content bezahlen zu wollen.  [Q10]

Dieses Video visualisiert die Ergebnisse einer Studie des Pew Research Center's for Excellence in Journalism in Zusammenarbeit mit The Economist über die mobile Konsumation von Nachrichten und gibt einen guten Überblick über die steigende Bedeutung der mobilen Endgeräte bezüglich Nachrichtenkonsumation.

Quelle: ElkanoData (vimeo.com)

 

Shopping-Assistant

Was nach wie vor für den traditionellen stationären und gegen den Online-Handel spricht ist, Produkte fühlen, probieren und anprobieren zu können. Oftmals sind diese Aspekte wichtige Bestandteile im Kaufentscheidungsprozess. Nicht automatisch werden aber die Produkte dann tatsächlich offline gekauft, sondern vielfach wird der Kauf aufgrund von (mobiler) Online-Recherchetätigkeiten im Web abgeschlossen. [Q6]

Mobiles Internet verändert und beeinflusst zusehends auch die Art und Weise wie wir einkaufen. Viele Smartphone-User können bereits eine Veränderung ihres Kaufverhaltens beobachten. Ist man auf Einkaufstour wird das Smartphone vor allem für Recherche-Tätigkeiten genutzt, um zusätzliche Informationen über das Produkt zu erhalten, oder um Preisvergleiche durchzuführen. Findet man ein billigeres Angebot online, kann dies gleich zu einem Kaufabschluss am Smartphone führen. Mobile Informationssuche wird so zusehends in unser alltägliches Konsumverhalten integriert. Beliebt unter VerbraucherInnen sind auch Gutschein- oder Voucher Code-Apps. Diese mobilen Coupons können entweder online oder im stationären Handel eingelöst werden. Vielfach wird direkt im Laden aktiv nach Vergünstigungen gesucht. [Q5]

Mobiles Internet ermöglicht es auch impulsartig auf Shopping-Tour zu gehen. Oftmals werden Smartphones und Tablets als Second Screen, also parallel zum Fernsehen verwendet um Informationen zu gezeigten Inhalten nachzuschlagen, nebenbei zu bloggen, twittern, usw. Erscheint ein interessantes Produkt, werden oftmals auf dem mobilen Endgerät zusätzliche Informationen darüber eingeholt. Von einem Kaufabschluss trennt dann oft nur mehr ein Klick ohne je vom Sofa aufgestanden zu sein. [Q5]

Ein Stichwort, dass in diesem Zusammenhang auch genannt werden sollte ist der Multi-Channel-Handel oder No-Line Handel. KonsumentInnen benutzen bereits jetzt verschiedene Kanäle um Waren einzukaufen, z.B. ein Produkt wird online eingekauft, die bestellte Ware aber im stationären Handel selbst abgeholt. Je nach Situation und Befinden werden unterschiedliche Zugangswege zu einem Produkt genutzt: vom traditionellen brick-and-mortar Geschäft über PC oder Laptop hin zu Smartphones und Tablets. Viele Unternehmen haben die Relevanz des M-Commerce erkannt und bieten spezielle Shopping- und Couponing-Apps an. Auf diese Weise wird versucht KundInnen online als auch stationär an das Unternehmen zu binden. In Zukunft sollen die verschiedenen Einkaufskanäle offline, online und mobile noch stärker verschmelzen um KundInnen die Möglichkeit zu gewähren mehrer Zugangswege kombinieren zu können. [Q7]

Nicht nur das Einkaufsverhalten wird sich mit zunehmender Smartphone-Nutzung verändern, sondern auch die Stores in ihrem Erscheinungsbild selbst. Die Supermarktkette Tesco hat bereits 2011 einen virtuellen Store in einer U-Bahnstation in Südkorea eröffnet um auf den Trend der mobilen Internetnutzung zu reagieren. Tesco bzw. Homeplus verwandelte Plakatwände in leuchtende Supermarktregale. Die Wartezeit auf die nächste U-Bahn kann effektiv genutzt werden um seine Lebensmitteleinkäufe zu erledigen. Hat man die entsprechende Homeplus-App heruntergeladen, kann man die QR-Codes der gewünschten Produkte scannen und in den virtuellen Einkaufskorb legen. Bevor der Kauf abgeschlossen wird kann man noch auswählen wo und wann man die Waren abholen möchte bzw. an welche Adresse die Lebensmittel geliefert werden sollen. Bestellt man bis 13 Uhr so verspricht das Unternehmen die Produkte noch am selben Abend zu liefern. [Q8]

Quelle: HeilbriceAD (Youtube.com)

In Großbritannien hat Tesco einen ähnlichen Versuch gestartet. Reisende können am Gatwick Airport ihre Einkäufe auf interaktiven Billboards tätigen. Mit der gewohnten "Wisch-Bewegung" gelangt man von einem virtuellen Supermarktregal zum nächsten. Über die entsprechende Tesco-App wird mit dem Smartphone wiederum der Barcode der gewünschten Produkte gescannt und in den virtuellen Einkaufskorb gelegt. Schon vor der Abreise in den Urlaub kann man so dafür Sorge tragen einen vollen Kühlschrank bei der Rückkehr vorzufinden. [Q9]

Ein Nachteil, der in diesem Zusammenhang oft genannt wurde ist, dass man die Qualität vor allem von Obst und Gemüse nicht kontrollieren kann. Das Fühlen, Testen und Riechen spricht nach wie vor für einen "realen" Supermarkt. Bislang kann kein App diese Kriterien erfüllen - zumindest noch nicht... [Q8]

 

Phone? Tablet? - no, Phablet!

Smartphone, Tablet, Notebook - drei Geräte mit je unterschiedlichen nutzenstiftende Funktionalitäten. Manche Aspekte können eindeutig dem jeweiligen Endgerät zugeteilt werden, wie z.B. das Telefonieren dem Smartphone oder das Verfassen umfassender Dokumenten dem Laptop. Allerdings überschneiden sich gewisse Funktionalitäten und der Einsatz des Gerätes unterscheidet sich jeglich in der Größe des Bildschirmes und in der Handlichkeit. War früher "je kleiner desto besser" die Entscheidungsvariabel bei einem Kauf von Mobiltelefonen, so geht der Trend zu immer größeren Bildschirmen. Manche Smartphones sind zu groß um noch als solche zu gelten, man spricht in diesem Fall von Phablets...

Ein Phablet symbolisiert die Verschmelzung von Smartphone und Tablet. Es soll dem User alle Funktionen und Nutzen von Smartphone und Tablet in einem Gerät bieten. Besonders das Navigieren im Internet ist vielen auf ihrem Smartphone zu mühsam, da der Bildschirm einfach zu klein ist. Um auf keine Vorzüge der jeweiligen Endgeräte verzichten zu müssen setzt das Phablet genau hier an: durch seine Größe, etwas größer als ein Smartphone aber kleiner als ein Tablet, soll Telefonie und Surfen in einem Gerät vereint werden.

Quelle: ARD Mittagsmagazin (Youtube.com)

Auch im Bereich Notebook und Tablet arbeiten Unternehmen an Hybridformen. Diese Convertibles, auch Two-in-One oder Multimode-PCs genannt, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dennoch müssen User hier Kompromisse in Kauf nehmen, denn nicht alle wichtigen Eigenschaften des jeweiligen Gerätes können optimal integriert werden. [Q4]

Werden wir in Zukunft auf Hybridformen zurückgreifen um so die Anzahl unserer mobilen Endgeräte zu reduzieren? Werden neue mobile Endgeräte die Märkte erobern, die sich an unsere Anforderungen anpassen? Go mobile! - ist auf jeden Fall die Devise!

 

Fazit

Mobiles Internet gewährt uns die Freiheit und Spontanität jederzeit und überall die scheinbar unendlichen Möglichkeiten des World Wide Webs zu nutzen. Gleichzeitig bestimmt es unseren Alltag wie nie zuvor. Mobile Endgeräte ermöglichen uns, das Internet auch unterwegs zu nutzen. Vor allem das Smartphone ist unser ständiger Wegbegleiter. Man möchte nicht mehr warten bis man zuhause ist um im Web die gewünschten Informationen abzurufen, sondern man will hier und jetzt Zugriff zu jeglicher Art von Information haben, man ist "always on". Oft scheint es, dass wir rastlos sind und jede freie Minute nutzen um am Smartphone oder Tablet etwas im Web nachzuschlagen. Dabei erwarten wir eine schnelle Verfügbarkeit der gesuchten Webseite, Anwendung, etc. Lange Ladezeiten sind schon lange verpönt.

Oben genannte Beispiele lassen erahnen, dass mobile Endgeräte, und somit mobiles Internet schon integrativer Teil unseres Alltages geworden sind. Kleinkinder "wischen" schon jetzt selbstverständlich über Screens und erwarten eine Reaktion des Gerätes. Wir verändern mobile Endgeräte um sie an unsere (mobilen) Anforderungen anzupassen, aber gleichzeitig verändern auch gerade diese Tools die Art und Weise wie wir kommunizieren, einkaufen, Information konsumieren, arbeiten,...

Ist also der Weg für eine digitalisierte Gesellschaft bereits geebnet?

 

Quellen:

[Q1] Phoenix "Digitale Welten: Wie das Internet die Welt verändert.", aufgerufen am 13. November 2013

[Q2] D21 Studie "Mobile Internetnutzung"

[Q3] Simon Edwin Dittrich "Wat will ick uffm Dorf? Über die Entwicklung des öffentlichen Lebens im Global Village in #public_life: Digitale Intimität, die Privatsphere und das Netz, S. 98-102, 2011

[Q4] ARD-Mittagsjournal "Mobiles Internet: Smartphone, Tablets und Co.", 10. September 2013

[Q5] WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste "Mobile Commerce via Smartphone & Co.", November 2012

[Q6] The Economist "Shopping and the Internet: Making it click", 25. Februar 2012

[Q7] Ebay Studie "Zukunft des Handels", 2012

[Q8] BBC "Shopping by phone at South Korea", 20. Oktober 2011

[Q9] BBC "Tesco try out virtual grocery shopping at Gatwick Airport", 7. August 2012

[Q10] PewResearch Journalism Project "Future of Mobile News", 1. Oktober 2012

3 comments :: Kommentieren

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clemens georg.sunitsch.uni-linz, 22. November 2013, 02:39

In meinem Blog habe ich mich genauer mit dem hier, im Kapitel Kommunikation, gestreiften Thema des Einflusses von mobiler Kommunikation auf die Gesellschaft auseinander gesetzt.

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claudia.scheba.uni-linz, 22. November 2013, 08:43

Dass mobile Geräte zusehends fixer Bestandteil unseres Alltages sind zeigt auch die neue Regelungen der Flugzeugbehörden der USA und EU, die es Fluggästen künftig erlaubt Smartphones, Tablets und E-Book-Reader auch während des Start- und Landevorganges benutzen zu können, sofern sich diese im Flugmodus befinden. „Man verstehe den Wunsch Reisernder, sie [Smartphones und Tablets] überall nutzen zu können“, so die Begründung für diese Lockerung des Regelwerkes. Es zeigt also, dass die Gesellschaft die Nutzung mobiler Geräte aktiv einfordert. Langfristig zielen die Behörden darauf ab, auch Handy-Telefonate während Flugreisen ermöglichen zu können.

Eines lässt sich nicht bestreiten: mobile Geräte sind „gekommen um zu bleiben“.

 

Quelle: WebStandard „Handy im Flieger darf auch in Europa anbleiben“, 14. November 2013 (Printausgabe)

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Multichannel-Strategie

claudia.scheba.uni-linz, 2. Jänner 2014, 14:45

Da ich in meinem Beitrag auch kurz auf die steigende Relevanz einer Multichannel-Strategie hingewiesen habe, möchte ich euch auf folgendes Whitepaper "Local Heroes - Zukunftsfähiger Einzelhandel durch On- /Offline-Integration" aufmerksam machen. In dieser Arbeit werden  Fallbeispiele von 25 Handelsunternehmen aufgezeigt, die durch eine erfolgreiche Umsetzung einer Multichannel-Strategie einen wesentlichen Mehrwert für ihre Kunden schaffen konnten. Dabei wird auf traditionelle Einzelhändler mit gelungener Online-Integration, bis hin zu Online-Händler bzw. Plattformen-Betreiber, die ihr Geschäftsmodell auf den stationären Handel ausgeweitet haben, eingegangen. Was allen gemein ist, ist die Verknüpfung des Online- und Offline-Kanals.

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