Mobile Business Mobile Payment Solutions & Shopping-Erlebnis 3.0

claudia.scheba.uni-linz, 17. Jänner 2014, 10:53

Mobile Bezahlungsdienste sollen in Zukunft integraler Bestandteil des Einkaufserlebnisses werden. Obwohl der Markt noch relativ jung ist, ist er bereits jetzt heiß umkämpft. Eine Reihe von Anbietern mit unterschiedlichen mobilen Bezahlungsdiensten drängt auf den Markt. Kontaktloses Bezahlen am Point of Sale per NFC (Near Field Communication), Einkaufen und bezahlen per App oder das Smartphone oder Tablet mittels speziellen Anstecker zum Cardreader umfunktionieren - welcher Dienst sich schlussendlich durchsetzen wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Fakt ist, dass es um viel Geld geht: Lt. Marktforschungsexperten von Gartner weist der Markt weltweit ein Zahlungsvolumen von über 235 Mrd. Dollar (ca. 171 Mrd. Euro) auf, dieses soll bis 2017 auf über 720 Mrd. Dollar bei 450 Mio. aktiven Kunden anschwellen. [Q1]

 

PayPal QRShopping am Beispiel von mStore

mStore war das erste Handelsunternehmen, dass die Zahlungslösung für das Smartphone von PayPal übernommen hat. PayPal setzt hierbei zunächst auf die zweidimensionalen QR-Codes. Nachdem man sich die PayPal QRShopping App heruntergeladen hat, kann man unabhängig von Öffnungszeiten und Geschäftslokalen einkaufen, ganz nach dem Motto: "genau das, will ich genau jetzt kaufen". Um die App nutzen zu können, ist es Voraussetzung bei PayPal über ein Konto zu verfügen. Nach einer einmaligen Eingabe der Login-Daten des PayPal-Kontos und eines ausgewählten PINs sowie der Hinterlegung einer Liefer- und Rechnungsadresse, steht dem künftigen QR-Shoppingerlebnis nichts mehr im Weg. Bei jedem weiteren Einkauf muss nur mehr noch der selbstgewählte PIN eingegeben werden um den Einkauf zu bestätigen und abzuschließen. [Q2]

Quelle: Paypal.de

 

mStore, einer der größten Apple Händler Deutschlands, setzt seit 2012 auf das QRShopping-Konzept von Paypal. Vorrangig soll dieses Vorhaben die unterschiedlichen Vertriebswege - stationäres Geschäft und Online-Shop - zusammenführen. Zunächst wurden QR-Codes an Produktplaketen, Leuchtstelen und Plakaten angebracht. Mit der entsprechenden App kann man die gewünschten Produkte scannen, in den Warenkorb legen und auch gleich bezahlen. Die Ware wird anschließend an die hinterlegte Lieferadresse geliefert.

Was als Pilotversuch in ausgewählten Filialen startete wurde mittlerweile aufgrund der Akzeptanz der KäuferInnen auf alle Niederlassungen ausgeweitet. Bei mStore sieht man in diesem Multi-Kanal-Konzept eine klare Steigerung des Mehrwerts für KundInnen. Das Einkaufen von Produkten ist nun auch außerhalb der stationären Öffnungszeiten aber trotzdem vor Ort möglich, "ein Konzept, der mit einer klassischen Online-Shop-Lösung so nicht zu erzielen wäre". [Q3]

An dieser Stelle möchte ich auch auf den Blogeintrag von Melanie Hofer verweisen, denn auch das von ihr vorgestellte Unternehmen Emmas Enkel ermöglicht es Kunden mittels QRShopping App von PayPal Einkäufe rund um die Uhr tätigen zu können.

 

QR-Shopping Stadt Oldenburg

Dass PayPal seinen mobilen Bezahldienst vorantreiben will, zeigt auch das Pilotprojekt "QR-Shopping Stadt Oldenburg". 32 Einzelhändler und Filialisten in der Innenstadt haben für einen Zeitraum von sechs Monaten eingewilligt das Konzept von PayPal zu testen. Produkte im Schaufenster, auf Plaketen oder anderen Medien werden nun mit QR-Codes versehen, sodass man 24/7 diese bequem mit der PayPal QRShopping App bestellen und bezahlen kann. Begleitet ist das Projekt von einer umfassenden Werbekampagne, dass das Konzept den KonsumentInnen näher bringen soll. [Q4]

 

Mobile Wallet Initiative Austria basierend auf NFC

Mit der Mobile Wallet Initiative Austria will ein Zusammenschluss von Telekomunternehmen (Drei, T-Mobile), Banken (Erste Bank, Sparkassen), Kreditkartenunternehmen (Visa, Mastercard) sowie anderen Mitspielern einen österreichweiten Standard für mobiles Bezahlen setzen. Diese Zusammenarbeit soll eine Vielfalt an Diensten verschiedenster Bereiche wie Handel, Transport, Ticketing, Sicherheit, Banken, usw. gewährleisten. Es soll auch eine Fragmentierung im Mobile Payment entgegengewirkt werden, was zu einer Verunsicherung auf beiden Seiten (Konsumenten und Unternehmen) führen würde. Basis für die mobile Brieftasche bildet die NFC-Technologie. In weiterer Folge ist es auch angedacht, dass Endkunden neben dem kontaktlosen Bezahlen mit dem Smartphone auch Zusatzangebote wie Kundenkarten, Gutscheine und Coupons nutzen zu können. [Q5][Q6]

Um diese mobile Brieftasche dann aber tatsächlich nutzen zu können sind kompatible Kassensysteme eine Voraussetzung. Angesichts der Tatsache, dass kontaktloses Bezahlen mit Bankomat- oder Kreditkarte seit April 2013 in Österreich möglich ist und dies von Banken und Handelsunternehmen (z.B. Spar und Billa) vorangetrieben wird, ist dies für die Initiative sicherlich förderlich. [Q7]

Alle teilnehmenden Unternehmen arbeiten gemeinsam an der Entwicklung und Einführung der 'mobile Wallet'. Eine spezielle NFC-taugliche-SIM-Karte soll für die Sicherheit am Handy sorgen. Lt. Austria Card soll das Konzept bereits dieses Jahr zur Marktreife gelangen. [Q6]

Auch hier wieder ein Hinweis auf Beiträge meiner Kollegen: Einerseits möchte ich auf den Beitrag von Barbara Wagner aufmerksam machen, die sich genauer mit NFC als mobiles Bezahlungskonzept beschäftigt hat. Andererseits, auf den Blogeintrag von Sascha Naderer, der das Thema NFC von einer allgemeinen Seite beleuchtet.

 

Einkaufen 3.0: Interaktives Schaufenster-Bummeln

Nicht nur mobile Bezahlungsdienste sollen das Einkaufserlebnis revolutionieren, sondern auch innovative Schaufenster-Konzepte. Interaktive Auslagen sollen auch nach Ladenschluss Passanten, Geschäftsleute, usw. zum Einkaufen einladen. Die Technologie des 19. Jahrhundert - das Schaufenster - soll mit der des 21. Jahrhunderts kombiniert werden um so das Shopping-Erlebnis auf ein neues Level zu heben.

Im Folgenden zwei, wie ich meine, interessante Konzepte wie sich Einkaufen 3.0 skizzieren lässt.

 

Adidas NEO

Für einen Testraum von sechs Wochen hat Adidas 2012 in Nürnberg ein interaktives Schaufenster installiert. Ziel war es KonsumentInnen auch außerhalb der Öffnungszeiten zu erreichen. Das Schaufenster wurde mit einem Groß-Display mit Touchbedienung ausgestattet. Passanten konnten durch Eintippen einer einfachen URL sowie eines einmaligen PINs ihr Smartphone mit dem Schaufenster verbinden. Dieses Konzept von Adidas soll es potentiellen Käufern ermöglichen sämtliche Produkte der Kollektion auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich zu machen. Produkte können aus einem Katalog ausgewählt und angezeigt werden. Weiters, ist es möglich diese an einer virtuellen, lebensgroßen "Schaufensterpuppe" anprobieren zu lassen. Durch Bedienen der Hotspots zeigt dieses virtuelle Model Produktdetails, interagiert mit dem aktuellen Produkt und bewegt sich wie es der Besucher anweist. Fertige Kleidungskombinationen oder auch Einzelteile können über die Verlinkung mit dem Smartphone auf sozialen Netzwerken geteilt werden oder aber auch direkt in den Warenkorb des Online Shops wandern. [Q8]  

 Quelle: Youtube.com (adidasneolabel)

 

Fraunhofer-Heinrich-Hertz Institut

Ähnlich dem Konzept von adidas arbeitet das Fraunhofer-Heinrich-Hertz Institut am interaktiven aber berührungslosen Schaufenster-Bummeln. Über einem hinter dem Schaufenster angebrachten Bildschirm können KonsumentInnen  mit dem jeweilig installierten Shop- oder Informationssystem interagieren. Mit Hand- und Fingerbewegungen können Produkte ausgewählt und bewegt werden. Desweiteren, können Produktdetails abgerufen und ein virtueller Katalog durchgeblättert werden. Bewegungen werden von vier Kameras erfasst und die daraus gewonnenen Koordinaten in einem nächsten Schritt von einer Bildverarbeitungssoftware in Computerbefehle umgewandelt.  [Q9]

Hat der Kunde sich für ein oder mehrere Produkte entschieden, können diese wiederum in den Warenkorb gelegt werden. Bezahlt wird mit dem Smartphone mittels NFC. [Q10]

 Quelle: Youtube.com (Zoomin. TV Deutschland)

 

Bei beiden Konzepten werden Produkte zwar im Schaufenster begutachtet und Produktinformationen eingeholt, dennoch nimmt das Smartphone spätestens beim Bestell- und Bezahlungsvorgang die zentrale Rolle ein. Ohne mobile Lösung wäre ein Einkauf "am Schaufenster" nicht möglich.

Weiters, ist es Händlern über diese Technologie möglich, wertvolle Erkenntnisse über Konsumentenpräferenzen, Anzahl der Interagierenden und Käufer (Stichwort: Konvertierungsrate) zu gewinnen. [Q11]

Künftig wird es vor allem für stationäre Händler von Bedeutung sein an innovativen Konzepten zu arbeiten um durch die Verknüpfung der unterschiedlichen Vertriebswege - offline, online und mobile - den Kunden einen Mehrwert bieten zu können. Schon jetzt sind Tendenzen erkennbar, dass mobile Endgeräte zusehends integraler Bestandteil des Einkaufserlebnisses werden. Noch ist die mobile Brieftasche eine Randerscheinung. Die Frage ist nicht ob sondern wann die Möglichkeit des mobilen Bezahlens eine breite Unterstützung findet und vor allem welcher Dienst bzw. Technologie sich in Zukunft durchsetzen wird. 

 

Quellen:

[Q1] derStandard: "Mobile Bezahldienste sollen Einkaufserlebnis umkrempeln", 19. Dezember 2013

[Q2] PayPal.de: "PayPal QRShopping", aufgerufen am 12. Jänner 2014

[Q3] Hell, Matthias: "Local Heroes. Zukunftsfähiger Einzelhandel durch Online-/Offline-Integration", Juli 2013

[Q4] t3n: "PayPal verwandelt Oldenburg in eine QR-Code-Shoppingmeile", 9. September 2013

[Q5] Format.at: "Neues Zeitalter des Bezahlens: Nationale NFC-Initiative will mobile Brieftasche in Österreich zum Standard machen", 14. Oktober 2013

[Q6] futurezone.at: "Startschuss für nationale NFC-Initiative", 17. September 2013

[Q7] derStandard: "Kontaktloses Zahlen: Banken starten NFC-Bankomatkarten", 15. April 2013

[Q8] adidas news stream: "adidas' Tests New Window Shopping Experience of the Future in Nürnberg NEO Store", 1. Oktober 2012 

[Q9] Fraunhofer Heinrich-Hertz Institut: "Das Interaktive Schaufenster - Einkauf per Fingerzeig", aufgerufen am 11. Jänner 2014

[Q10] komma, tec redaction GmbH: "Interaktives Schaufenster", 29. Juli 2013

[Q11] futurezone.at: "Welt ist reif für interaktives Einkaufen", 14. März 2012

Alle Online-Quellen wurden am 13. Jänner 2014 abgerufen.

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