Aufgaben Eco's Aussagen aus dem Interview
alexander.forstner.uni-linz, 2. Juni 2014, 09:46
In einem Interview in der Sternstunde Philosophie spricht Umberto Eco über seine Arbeiten und seine Gedanken zum Thema Kommunikation, der Sprache, den Wandel der Gesellschaft und vieles mehr. Drei seiner für mich prägendsten Aussagen habe ich mit meiner dazugehörigen Meinung und Kommentaren hier erfasst.
Aussage 1
"Das Internet ist wie das Auto. Es kann nützlich sein, aber es kann dich auch töten"
(16:20 - 16:50)
Ich finde diesen Vergleich sehr treffend, weil er in gewisser Weise zeigt, wie gefährlich die Informationsbeschaffung geworden ist. Die Informationsbeschaffung in der heutigen Zeit hat sich massiv verkürzt. Gleichzeitig ist aber die Bewertung bzw. Beurteilung von Information komplizierter geworden. Information aus dem Internet muss viel intensiver hinterfragt werden als Information aus Büchern, da es für jedermann zugänglich ist und auch frei nach dem Grundsatz von Tim Berners-Lee ( "You affect the world by what you browse" (Q1)) deine Welt beeinflusst. Die Menschen von heute müssen nicht mehr lernen, wo sie Informationen finden, sondern wie glaubwürdig die recherchierte Information ist. Und das Internet ist das am häufigst verwendete Medium zur Informationssuche (Q2)
Sogesehen zeigt die Aussage von Eco, dass das Internet (wenn man es richtig gebraucht und verwendet) ein mächtiges Instrument in der Informationssuche sein kann und die Zeit zum Ziel erheblich verkürzt. Eben wie ein Auto.
Aussage 2
"Alle Menschen haben das selbe Apparätchen das ihnen hilft Sprachen zu kreieren und zu verstehen und dass sie dieses Apparätchen ihrem sozialen Umfeld angepasst haben"
(38:50 - 39:10)
Diese Aussage finde ich dahingehend interessant, da sie vor allem im Bezug auf Marketing und Kundenkommunikation zeigt, dass der Stil der Kommunikation auf die Zielgruppe angepasst werden muss. Nicht nur der Mensch selbst, sondern auch seine Sprache passt sich an das ihm gewohnte Soziale Umfeld an.
Eine Studie der Universität Duisburg zeigt, dass die Sprachfähigkeit von Kindern mehr durch das soziale Umfeld geprägt wird als durch einen Migrationshintergrund oder auch eine andere Muttersprache (Q3)
Diese Tatsache der Kommunikation muss man sich auch im Umgang mit Kunden bewusst sein. Man muss seine Sprache der Zielgruppe anpassen. Ein Beispiel dafür ist für mich im deutschsprachigen Raum das "duzen". Ein hippes, junges und innovatives Unternehmen mit einer jungen und modernen Zielgruppe wird in der Kundenkommunikation auf keinen Fall die Höflichkeitsform verwenden, da es näher und freundschaftlicher bei seinem Kunden sein möchte. Wohingegen bei der B2B Kommunikation dies ein NoGo wäre.
Aussage 3
"In den letzten Jahren ist das Fernsehen immer mehr dazu übergegangen, Menschen zu idealisieren, die geringer sind als Otto Normalverbraucher. Jene die Big Brother produzieren oder das sogenannte "Trash"-Fernsehen."
(42:10 - 42:50)
Das heutige Fernsehen ist mehr und mehr ein Spielplatz für die "Scripted Reality", also die gespielte Realität geworden und wird von Eco als "Trashfernsehen" bezeichnet. Der Erfolg dieser Scripted Reality Formate im Privatfernsehen zeigt, was sich der Durchschnittsbürger von heute vom Fernsehn ewartet (Q4). Dadruch kann man auch mehr oder weniger ableiten, welche Erwartungen der heutige Mensch von der Kommunikation an Sich erwartet. Er erwartet Realität und skriptet Reality zeigt, es muss nicht wirklich real sein, soll aber realistisch sein. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem auch an dem Entertaiment Overload, dem wir heutzutage ausgesetzt sind, wodurch der Mensch nicht mehr das große Bedürfniss hat, dem "Held" bzw. dem Protagornisten nachzueifern, sondern mehr sich über die, die unter einem stehen (Eco nennt diese Personen Dorftrotteln) lustig zu machne und das muss natürlich so realitätsnahe wie möglich sein. Diese Tatsache zeigt auch wie die heutige Kommunikation aussehen muss, um den heutigen Otto Normalverbraucher zu erreichen. Nämlich bodenständig, realitätsnahe und an Situationen des Normalbürgers angelehnt.
Bedenklich wird diese Situation erst, wenn man in die Zukunft sieht und sich fragt wie sehr sich das Trashfernsehen in den Jahren verändern wird. Wie weit möchte sich der Normalbürger vom Dorftrottel belustigen lassen. Ein Negativbeispiel dafür ist eine holländische Fernsehsendung, die eine menschliche Niere an den verschenken wollte, der in einer TV Sendung gewinnt. Obwohl es sich dabei um einen (im Nachhinein aufgelösten) Fake handelte, hatte das Format entsprechend gute Zuschauerquoten (Q5). Dies wirft für mich die Frage auf, wie weit kann "Trashfernsehen" noch gehn und wie lässt sich das moralisch in der Gesellschaft rechtfertigen? Kommen wir wieder zurück zu Gladiatorenkämpfe, wo zwei "Dorftrottel" um Leben und Tot kämpfen?
Fazit
Dieses Interview bzw. die Ausarbeitung war für mich eine sehr interessantes und auch lehrreiche Aufgabe. Umberto Eco spricht dabei Themen zwar nicht konkret an wirft aber Fragen und Aussagen in den Raum, die sehr wohl zum überlegen und nachdenken anregen und unsere Gesellschaft als Ganzes hinterfragt.
Q1: http://www.brainyquote.com/quotes/authors/t/tim_bernerslee.html
Q4: http://www.netzwerkrecherche.de/files/nr-dossier-5-die-gedopte-realitaet.pdf
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