Aufgaben Partizipativer Journalismus im Web 2.0 - Profijournalismus vs. Laienjournalismus
alexander.forstner.uni-linz, 30. Mai 2014, 09:43
Der Begriff Partizipativer Journalismus war mir bisher (zumindest unter dieser Bezeichnung) unbekannt, weshalb ich mich erst intensiver mit dieser Thematik beschäftigen musste. Daher möchte ich auch mit deiner Begriffsbestimmung beginnen um dadurch auch klar zu machen, wie ich mich diesem Thema genähert habe.
Was ist Partizipativer Journalismus?
Dabei geht es um die beteiligung von Menschen an der Herstellung von Medienöffentlichkeit, ohne damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dies ist im Grunde nichts neues, da es schon in früheren Jahres diese Art des Journalismus gab. Der Unterschied dabei ist, dass er sich auf analoge Medienplattformen beschränkte und es sich somit um eine Nische handelte (Q1).
Durch den Durchbruch des Internets und des steigenden Nutzens im Alltag hat sich auch der partizipative oder Graswurzel-Journalismus (Q1) intensiviert. Surflehrer konnten Artikel über die Eigenschaften der Wellen am Morgen schreiben oder Touristen Reiseinformationen veröffentlichen (Q2). Diese Tatsache, dass auch Laien in den Genuss kommen in einer gewissen Art und Weise Journalistische Tätigkeiten zu betreiben, hat zu einer Abgrenzung des "originalen" Journalismuses geführt. Dieser wird dadurch über seine Qualität und somit über bestimmte Qualitätskriterien definiert (Q3).
Welchen Nutzen hat partizipativer Journalismus?
Nach einigen Recherchen der Blogeinträge von Kollegen, ist mir aufgefallen, das diese sich vor allem mit dem theoretischen Input und damit mit den Erscheinungsformen des partizipativen Journalismuses auseinander gesetzt haben (siehe die Einträge von Herrn Michlmayr und Herrn Pötscher). Daher möchte ich mich hier mehr mit dem Nutzen auseinander setzten, den partizipativer Journalismus für die Gesellschaft bringen kann.
Ein Phänomen welches aus dem partizipativen Journalismus heraus entstanden ist, ist der Laienjournalismus, wo Otto Normalverbraucher, die Rolle eines Journalisten übernimmt und das Thema aufgreift, welches ihn interessiert (Q4).
Ein Beispiel, das uns den Nutzen von Laienjournalismus aufgezeigt hat, war der Tsunami in Asien. Tausende Menschen veröffentlichten Berichte, Fotos, Videos uvm. und konnten aufgrund der Nähe zu den Geschehnissen mehr, schneller und effektiver berichten, als es jede Qualitätzeitung zu diesem Zeitpunkt konnte.
Dieses Beispiel zeigt auch, welchen Fokus Laienjournalismus bedient. Hier geht es weniger um die Qualität des Artikels, als um die Aktualität der Informationen und die emotionale Nähe zum Autor. Menschen interessieren sich auch für Themen die "Normalsterbliche" besprechen, die früher am Stammtisch im Wirtshaus zu Diskussionen geführt haben. Jedoch kann man eine gewisse Qualität der Artikel nicht bestreiten. Man muss den Laienjournalismus aber auch nicht als Konkurrenz zum Profijournalismus sehn, sondern soll ihn als Bereicherung für die Gesellschaft wahrnehmen (Q5). Profifußball und Amateurfußball lassen sich auch nicht zwangsläufig miteinander vergleichen und trotzdem haben beide ihre Darseinsberechtigung.
Zwei Beispiele, die zeigen sollen wie sich Laienjournalismus als Geschäftsmodell nutzen lässt und auch keine Konkurrenz zum Profijournalismus darstellt. Sind Moviepilot und Opinio. Moviepilot veröffentlicht Artikel zu Film und Fernsehen von Nutzern mit Schwerpunkten, die diese gerade bewegt (Top 10 der Filmbösewichte, Warum "the Big Bang Theorie" ein Erfolg ist, etc.). Dabei soll vor allem das Ziel sein eine Diskussion anzustoßen und dies funktioniert mit Erfolg. Das Geheimniss dabei ist meiner Meinung nach vor allem die Stellungnahme. Während Profijournalismus unabhängig und daher auch (zumindest theoretisch) unparteiisch schreibt. Veröffentlichen Laien Artikel mit ihrer eigenen Meinung und ihrer Stellung und versuchen dadurch oft bewusst zu provozieren. Diese Tatsache regt die Diskussion an, da die viele andere Nutzer diese Meinung nicht vertreten (Q6).
Ein anderes Beispiel ist Opinio. Opinio veröffentlicht alle möglichen Artikel von Laienjournalisten solange es nicht strafrechtlich relevant oder pornographisch ist. Der Erfolg zeigt, dass diese Form des Journalismus durchaus seine Darseinsberechtiung besitzt. Mittlerweile werden die besten Artikel sogar in einem Best of Magazin in gedruckter Form veröffentlicht (Q2)
Fazit
Der Partizipative Journalismus und hier besonders der Laienjournalismus stellt für mich keine Hemmung des Profijournalismuses dar, sondern ist eine Bereicherung für den Journalismus in unserer Gesellschaft. Ähnlich wie vorher schon mein Vergleich zwischen Profi- und Amateurfußball stehen die beiden in keinster Weise in Konkurrenz, sondern bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Während Profijournalismus auf Qualität und exakte Recherche setzen. Setz Laienjournalismus auf die Meinungsbildung, Diskussion und den Zeitfaktor. Beides ist wichtig für die Gesellschaft und beides befriedigt menschliche Bedürfnisse, sie widersprechen sich aber nicht.
Q1 : http://journalistik-journal.lookingintomedia.com/?p=832
Q2: http://www.onlinejournalismus.de/2006/01/03/die-laien-kommen/
Q3: Engesser, Sven (2008): Partizipativer Journalismus. Eine Begriffsanalyse. In: Zerfaß, Ansgar/ Martin Welker/Jan Schmidt (Hrsg.): Kommunikation, Partizipation, und Wirkungen im Social Web. Herbert v. Harlem Verlag, 2008, S. 47-71
Q4: Engesser, Sven (2013): Die Qualität des partizipativen Journalismus im Web. Springer Verlag, 2013, insbes. insbes. S.16-21; S.29-42; S.53-124 und was Sie interessiert durchsehen
Q5: http://digitaljournal.zib21.com/profijournalismus-vs-laienjournalismus/544901/
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