Aufgabe "Richtung 2000" - Sind wir schon da?
Klaus.Schaechner.Uni-Sbg, 18. März 2011, 16:38
Die Zukunftsvision aus der Pseudo-Dokumentation "Richtung 2000" des ZDF aus dem Jahr 1972 mag uns aus heutiger Sicht seltsam und fast schon unfreiwillig komisch erscheinen. Doch wir können nicht leugnen, dass einige Vorausdeutungen aus dem Video bereits den Weg in unseren Alltag gefunden haben. Im Folgenden will ich die Visionen der Journalisten aus dem Jahr 1972 dem Realitätscheck mit 2011 unterziehen und dabei auf wesentliche und ausgewählte technische Aspekte näher eingehen.
Technische Träume, die Wirklichkeit wurden
Spätestens mit dem Erscheinen des iPad im letzten Jahr hat die Idee der Tablet-Computer einen entscheidenden Schritt gemacht. Auch im Video ist die Rede von einem drahtlosen Gerät, mit welchem sich von der Beleuchtung bis zum Frühstück die ganze Wohnung steuern lässt und das Leben dadurch vereinfacht. Noch kocht das iPad keinen Kaffee, aber bereits jetzt gibt es vor allem im Bereich der multimedialen Unterhaltungselektronik viel Zubehör, welches die Steuerung von Stereo-Anlage und Heimkino im Haus simpler gestaltet. Welchen tatsächlichen Nutzen das für den einzelnen hat, darüber lässt sich freilich streiten. Als sicher gilt jedoch, dass Tablet-Computer immer mehr an Bedeutung gewinnen werden und vor allem Menschen ohne technische Vorkenntnisse ansprechen. Die Zeit wird zeigen, welche Symbiosen Tablet und Haushalt in Zukunft noch eingehen werden.
In "Richtung 2000" gibt es kaum mehr zentrale Druckereien für Zeitungen - das jeweilige Magazin wird direkt vom Rezipienten im Haus ausgedruckt und gelesen. Dieses Thema ist aktueller denn je für die Publizistik, die sich in ihrer aktuellen Sinnkrise fragen muss, wie sie jüngere Zielgruppen erreichen will. Mit Apps für Tablet-Computer wie das iPad versuchen einige Verlage speziell junge Publika anzusprechen - allerdings bieten jene Apps nur wenig Mehrwert gegenüber der Printausgabe und sind dazu noch deutlich zu teuer. Wie es besser geht zeigen beispielsweise das Technik-Magazin "Wired" und die kürzlich das erste Mal erschienene Zeitung "The Daily", die beide jeweils die vollen multimedialen Fähigkeiten des Abspielgeräts zu nutzen wissen.
Die Konvergenz technischer Geräte wird in der Dokumentation deutlich, als Fernseher und Telefon für Videotelefonie genutzt werden. Auch heute ist es schwierig, bestimmte Geräte für sich allein zu betrachten: Kein neuer Fernseher ist nicht internetfähig und Videotelefonie am Handy setzt sich langsam durch. Flapsig gesagt, könnte man sagen, die Journalisten haben "Skype" vorhergesehen, ein Tool für (Video-)Telefonie, das heutzutage schon Standard auf jedem Computer ist. Die Beispiele aus "Richtung 2000" sind heute schon vorhanden und wenn man sich andere Aspekte wie Augmented Reality ansieht, sogar schon einen Schritt weiter.
Warum Visionen?
Der Film nennt noch weitere Aspekte der Zukunfts-Gesellschaft, darunter künstliche Organe, Psychopharmaka, neue Transportmittel oder Reisen zum Mars. Da sie jedoch den unmittelbaren technischen Bezug vermissen lassen, will ich darauf nicht näher eingehen - Gedanken dazu kann man sich ohnehin sehr schnell machen.
Im Wesentlichen gibt der Film eine Richtung vor, wie sie auch in klassischer Science Fiction existiert: Es werden Produkte, vor allem technischer Natur erdacht und in einem fiktiven Szenario erprobt. Solche Gedankenspiele sind wichtig, weil sie die Fantasie beflügeln und künfitge Produkte in Funktion und Design inspirieren. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass die PADDs aus Star Trek:TNG dem iPad so verblüffend ähneln?
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