Das Wetter und die Privatsphäre

martina.auer.uni-linz, 28. April 2014, 21:36

Das Hightech-Gerät von Netatmo als einfache „Wetterstation“ zu bezeichnen, wird ihm nicht gerecht. Genau genommen ist das Wetter sogar die uninteressante Information, denn dafür gibt es schon genügend Apps. Vielmehr messen die Sensoren auch die Qualität der Innen- und Aussenluft, die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur, den CO2-Gehalt, die Lärmbelastung und den Luftdruck. Kurz gesagt liefert es eine Vielzahl an DATEN!

Das Set besteht aus einer grossen Innenstation und einer kleinen Aussenstation, die über Funk die gemessenen Werte nach Innen überträgt. Bis zu drei weitere Stationen lassen sich gegen Aufpreis hinzufügen, um mehrere Innenräume zu überwachen. Die Aussenstation wird mit Batterien betrieben und kann an einem beliebigen Ort aufgestellt werden, solange dieser vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen geschützt ist. Allerdings bringt es die Abhängigkeit von Batterien mit sich, dass diese in der extremen Kälte des Winters schneller ihre Kapazität verlieren.

Danach muss man sich ein kostenloses Konto auf Webseite erstellen und schon kann mit Geräten, die iOS ab Version 4.0, Android ab Version 4.0 haben, losgelegt werden. Die Messwerte werden über Wifi an die Server übertragen, die wiederum vom Smartphone angezapft werden. Natürlich dreht sich bei der Wetterstation alles um die App. Auf engstem Raum werden alle wichtigen Daten gemessen und auf eine dekorative Weise dargestellt. Auf Wunsch meldet sich die App mit Push-Meldungen, zum Beispiel dann wenn der CO2-Gehalt im Raum langsam zu hoch wird und eine Lüftung angezeigt ist.

Den SkeptikerIn unter uns kommt natürlich sofort die Frage was und wen bringt dieses „attraktive“ Gerät/App etwas. Wer steckt hinter der Wetterstation von Netatmo? Soetwas wie ein Impressum sucht man vergeblich auf der Homepage. Bei der ersten Presseaussendung wird man dann fündig. Netatmo wurde 2011 von Frederic Potter und Jean-Pierre Dumolard gegründet. Beide sind mit Unternehmen wie WITHINGS (Produkte die den Körper überwachen) sehr erfolgreiche und erfahrene Unternehmer im Technologiebereich.

Laut den Gründern ist Netatmo bestrebt, KonsumentInnen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen, indem es verbundene Gerätetechnologie zur Messung der Umweltfaktoren verwendet und sich gleichzeitig elegantem Design verpflichtet fühlt. Das angesprochne Design erinnert mich sehr stark an Apple und somit folgt für mich automtisch die Schlussfolgerung, dass Netatmo und Apple irgendwie miteinander verbunden sind. Ein Aussage von Wired im Pressebereich der Hompage sagt eigendlich schon alles, wer und warum Private diese Produkt unbedingt brauchen: „Wenn man ein Wetterfreak ist, wie ich es bin, dann will man ganz genau wissen wie die Wetterverhältnisse an dem Punkt sind, an dem man steht, nichts anderes ist akzeptabel!"

Ich persönlich brauche keine App/Gerät, welche mir sagt wie laut es in meinem Zimmer ist, weil ich es ja eh hören.

Neben ihrer urbanen Wetterstation ermöglicht Netatmo den NutzerInnen, einen Beitrag zur Entstehung eines weitläufigen Netzwerks für Wetterdatenbeobachtung mit einem umfangreichen Datenpool zu leisten. Dieses Netzwerk soll MeteorologInnen, UmweltaktivistInnen, WissenschaftlerInnen und den Menschen, die in einem urbanen Umfeld leben helfen, ein besseres Verständnis für die städtische Klimalandschaft zu gewinnen. Die von Netatmo gesammelten Daten könnten möglicherweise eine äußerst wichtige Quelle für die Klimaforschung werden. Zwar klingt dies alles sehr gemeintätig und man könnte auch meinen, dass diese Netatmo und nur wohltätige Zwecke verfolgt. Aber ganz glauben kann ich dass nicht, da ja Unternehmen wie Apple… eher an an wirtschaflichen Erfolgen interessiert sind, als an der Beschützung unseres Planeten. Informationen sind meiner Meinung nach, heutzutage der kostbarste Rohstoff und man sieht ja wie einflussreich Facebook, WhatsApp sind und die Überwachungsskandale die Welt, wenn auch nur kurzfristig, den Umgang mit den eigenen Daten überdenken lies. Zwar ist der Datenschutz in unserer Gesellschaft laut unseren Aussagen wichtig aber in Wirklichkeit doch zweitrangig, solange man auf den neuersten Stand ist. Und genau auf dieses Potenzial an wirtschaftlichen Erfolg hat Netatmo erkannt und setzt springt auf die Erfolgsschien „Quantify Yourself“ und der damit verbundenen selbst bereitgestellten Datensammlungen auf.

Das Geschäftsmodell ist einfach genial: Netatmo verkauft eine „wahnsinnige gutaussehende“ Wetterstation zu einem konkurrenzfähigen Preis (170 Euro) und erhält dafür aus einem weltweiten Netz kostenlos alle fünf Minuten Wetterdaten. Die wiederum werden den KundInnen kostenlos im Rahmen des Produktangebotes zur Verfügung gestellt und man erhält damit einer der genausten Wetterprognosen am Markt. Dank Internetanbindung und Smartphone-Apps bietet die Netatmo-Wetterstation eine Informationsfülle, die weit über das Übliche hinausgeht. Damit passt sie voll in der Trend zur Selbst- und Weltvermessung per Smartphone und Zubehör.

Nochmals zurück zum Datenschutz.

Möchte ich, dass das NetAtmo-Netz weiss, wann bei mir im Haus der Lärmpegel steigt? Lässt sich aus einem nachts ansteigenden Feuchtigkeitspegel, dass jemand zuhause schläft? Gleichbleibend niedrigere Temperaturen lassen auf einen längeren Urlaub mit heruntergeregelter Heizung schließen. Lässt sich aus der Geschwindigkeit des CO2-Anstiegs auf die Anzahl der Personen im Raum schließen?

 

Für mich überwiegt die Wahrung der Privatssphäre, als das Wissen über den Feuchtigkeits- und Lärmzustand meines Wohnzimmers.

 

Quelle:

http://www.netatmo.com/de-DE/produkt

http://www.netatmo.com/de-DE/Startseite/Presse#div_press1

http://www.netatmo.com/de-DE/Startseite/Presse#div_inpress1

http://www.withings.com/de

http://www.pctipp.ch/tests/hardware/artikel/test-netatmo-wetterstation-70149/

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