Sonntag, 20. Oktober 2013
Netz, Online-Kommunikation und Identität

"Gerade das Web 2.0 (und seine Nachfolger) scheinen prädestiniert für die De-/Re-/Konstruktion von neuen Ichs [...]. Es bietet sich die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit sich und lässt uns über die vielen unterschiedlichen Rollen nachdenken, die wir im Lebensalltag spielen."

Karlheinz Benke beschreibt in seinem Beitrag von 2012 die verschiedenen Herangehensweisen an die virtuelle Identität sowie ihre Vor- und Nachteile.

Unter einer virtuellen Identität kann man eine Selbstpräsentation des Menschen, mittels Tools in der virtuellen Computerwelt verstehen. Mit dieser kann man anonym auftreten und es ist ein leichtes seine Identität zu wechseln und als mehrere Figuren im Web gleichzeitig zu existieren.

Man kann von einer gesunden Ich-Identität sprechen, wenn die verschiedenen virtuellen Identitäten in einer Beziehung miteinander stehen. Dies ist laut Benke wichtig, da es sonst zu einer Zerrissenheit oder einer Sucht nach einem „Immermehr“ kommen kann.

In der folgenden Grafik listet er Vor- und Nachteile auf, welche die virtuelle Identität mit sich bringt.

 


Im Bezug zur Identität kann mal laut Benke von zwei Thesen ausgehen. Zum einen die These der Selbstmaskierung, in welcher es sich um eine Scheinidentität handelt und zum anderen die These der Selbsterkundung. Zweiteres handelt vom Konstruieren neuer Identitäten die sich auf unser Ich beziehen.

Selbstmaskierungsthese:

Hier geht man davon aus, dass der User sich eine andere Identität zulegt um seiner gewohnten Umwelt zu entfliehen oder sie wollen sich einfach hinter einer selbst geschaffenen Maske verbergen. Die Personen nähern sich mit ihren neu geschaffenen Identitäten meist einem gesellschaftlich gestellten Idealbild an. Des weiteren geht man davon aus, dass hier kriminelle Intentionen Grund für die Maskierung sein können.   

 

Selbsterkundungsthese:

Diese setzt sich mit ihrem zentralen Punkt der Online-Identiätsarbeit mit sich selbst auseinander. Den Personen geht es hierbei darum Erfahrungen zu sammeln um sich im reellen Leben weiter zu entwickeln. Sie benutzen die anonyme Identität um Chancen zu ergreifen und Hilfe anzunehmen, welche sie im echten Leben nicht wahrgenommen hätten. Es ist ihnen auch möglich Erfahrungen zu teilen und selbst Hilfe anzubieten.

 

In dieser Tabelle werden die zwei Thesen kurz mittels Beispielen erklärt.

 

 

Auch verschiedene Forschungen sind sich einig, dass man den Identitätsverlust nicht pauschalisieren darf. Weder das eine (die Selbsterkundung) noch das andere (Selbstmaskierung) trifft auf jeden zu der sich eine virtuelle Identität aufbaut.

 Benke beschäftigt sich gegen Ende seines Berichtes mit den Nicknamen. Dieser ist nicht nur von der Person abhängig sondern auch von dem Umfeld in dem er verwendet wird. Genauer gesagt in welcher Community oder auf welcher Plattform die Person sich damit anmeldet.

Generell wurde festgestellt, dass sich die Nicknamen durch Selbstoffenbarung kennzeichnen. Inwiefern die gewählten Namen mit der Identität selbst zu tun haben ist jedoch empirisch noch kaum untersucht.

Am Beispiel von Chatter konnte festgestellt werden, dass etwa die Hälfte der Nicknamen selbstbezogen waren. In 10% der gewählten Namen kamen Realnamen vor oder sie hatten einen Bezug zu einer realen Eigenschaft (Alter, Gewohnheit,… ).

Der Anteil an Gender-Swappern, das sind Menschen welche sich als eine andere Person, im schlimmsten Fall sogar als Personen eines anderen Geschlechts ausgeben, liegt bei lediglich 5-10%.

Es lässt sich beobachten, dass zu Beginn des Eintritts auf einer Online-Plattform sich mehr Menschen mit falschen Daten anmelden, sich später jedoch dafür entscheiden diese richtig zu stellen. Dieses Phänomen lässt sich dadurch beschreiben, dass je länger eine Interaktion mit anderen Usern stattfindet, desto mehr steigt das Vertrauen und das Bedürfnis Face-to-Face Treffen.   

 

Weiteres folgt in Kürze.....

 

Quelle:

Stefan Kühne: Theorien der Online-Beratung. Vandenhoeck&Ruprecht GmbH & Co. Kg, 2012, S.47-56