Transparenz und virtuelle Identitaet Why Do People Seek Anonymity on the Internet?

elsa.wiesinger.uni-linz, 17. Juni 2018, 21:58

Warum möchten Menschen im Web anonym bleiben? In der anschließenden Zusammenfassung wird folgende Fragen beantwortet. Unter anderem wird dabei beantwortet, warum Menschen glauen, dass die Anonymität im Internet wichtig ist und warum sie diese wahren möchten. Zudem wird darauf eingegangen, welche Strategien die Menschen nutzen um sich im Internet anonym zu zeigen. 

Anonymität definiert sich laut Gary Marx wie folgt: anonym zu sein bedeutet, dass eine Person nicht nach einer von sieben Dimensionen des Identitätswissens identifiziert werden kann, dh der rechtliche Name, Ort, Pseudonyme der Person, die verlinkt werden können zu dem Namen oder Ort der Person Pseudonyme, die nicht mit bestimmten Identitätsinformationen verknüpft werden können, aber andere Hinweise auf Identität, Verhaltensmuster, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder Informationen, Gegenstände oder Fähigkeiten, die auf persönliche Merkmale hinweisen, liefern.

Gründe, welche ausschlaggebend für die Wahrung der Anonymität sind unter anderem Whistle Blower, Mitglieder stigmatisierter Gruppen, Menschen mit sensitiven Suchverhalten, Hacker und Lurker durchführen.

Menschen nutzen den Schutz der Anonymität, um die sozialen Risiken zu reduzieren, unpopuläre Meinungen und Tabuthemen zu diskutieren und verschiedene Personas online zu erstellen, als sie offline ausstellen

Menschen modifizieren häufiger ihr eigenes Verhalten, um ihre Identitätspräsentationen gegenüber anderen Benutzern zu verwalten, indem sie beispielsweise ihre persönlichen Daten fälschen oder mehrere E-Mail-Accounts verwenden oder ihre Profile auf sozialen Netzwerken anpassen.

 

Die Studie

 Es wurden Internetznutzer rekrutiert, die sagten, sie hätten in der Vergangenheit etwas anonym online gemacht und sich freiwillig für eine vertrauliche Interviewstudie gemeldet. Die Studie wurde von Oktober 2011 bis März 2012 mit dem Handy durchgeführt. Die Ferninterviews dauerten ca. eine Stunde. Es wurde ein qualitativer Interview-Ansatz genutzt mit Intervies nach Protokoll und Follow-Up Fragen um weitere Details zu erfahren. 

Beschreiben Sie die Methoden, mit denen sie Anonymität erreicht haben, und bewerten Sie ihr Anonymitätsniveau, wenn Sie diese Aktionen (die für den Rest der Welt nicht identifizierbar sind) für einige Benutzer durchführen

 

Im zweiten Teil des Interviews fragte der Interviewer die Befragten nach den Aktivitäten, die sie gemacht haben, indem sie ihre echten Namen oder andere persönliche Informationen verwendeten, die sie identifizierten. Sie wurden gefragt, warum sie ihre echten Namen für diese Aktivitäten verwendeten. Das Interview endete damit, dass Befragte gebeten wurden, die Vor- und Nachteile von anonym und identifiziert zu bewerten Kommunikation online

Wir haben 44 Teilnehmer befragt, 23 Frauen und 21 Männer. Sie wurden mit Amazon Mechanical Turk, Craigslist und Universitätsforen rekrutiert. Die Befragten kamen aus den Vereinigten Staaten (15), Festlandchina (14), Taiwan (9), Hongkong (1), den Philippinen (1), dem Vereinigten Königreich (1), Rumänien (1), Griechenland (1), und Äthiopien (1).  Die Befragten berichteten über eine Reihe von technischen Computerkenntnissen von praktisch keinem bis hin zu fortgeschrittenen.

 

Ergebnisse

Die Befragten beschrieben eine Vielzahl von einzigartigen anonymen Aktivitäten im Internet. Ein pensionierter Lehrer schuf ein anonyme Online-Community für Englischlernende, um ihre Sprachkenntnisse miteinander zu üben. Ein chinesischer Student verwendete anonyme soziale Netzwerkprofile zum Spielen gutmütige Tricks an seinen Freunden. Einige Befragte nutzten die Anonymität als allgemeine Online-Praxis, aber die meisten verwendeten sie mit Bedacht für bestimmte Arten von Online-Interaktionen.

Etwa die Hälfte der Befragten (53%) nutzte die Anonymität für illegale oder böswillige Aktivitäten wie das Angreifen oder Hacken Anderer oder sie machten sich in gesellschaftlich unerwünschten Aktivitäten wie Webseiten mit Gewalt oder Pornographie auf.

Zu den anderen gesellschaftlich unerwünschten Aktivitäten gehörten das illegale Herunterladen von Dateien, das Beschimpfen anderer, das Ausspionieren Anderer oder die Online-Suche nach persönlichen Informationen anderer Personen.

Anhand der Ergebnisse war nicht klar erkennbar, wo Illegalität anfing oder aufhörte. Manchmal war das Verhalten der Personen in den beschriebenen Situationen akzeptabel. 

 

Instrumentelle und soziale Anonymität

Anonyme soziale Aktivitäten:

 Dreiundneunzig Prozent der Befragten berichteten über anonyme soziale Interaktionen online. Einige anonyme soziale Aktivitäten waren idiosynkratisch, anscheinend aus Spaß oder Vergnügen gemacht. Ein Interviewpartner in Festlandchina erstellte ein fiktives Profil auf einer sozialen Netzwerkseite, um einem Freund einen Streich zu spielen.

Viele anonyme soziale Aktivitäten wurden jedoch mit Gruppen assoziiert.

Anonymität kann es Menschen erschweren, in Gruppen Vertrauen aufzubauen oder Beiträge zu bekommen, und kann den Aufbau von Online-Communities behindern.Unsere Befragten waren sich allgemein einig, dass dies Vorteile der Identifizierbarkeit sind.

Dennoch, mehr als die Hälfte der Befragten waren anonym in verschiedenen Online-Interessensgruppen involviert, meist Hobbygruppen zu Themen wie Belletristik, Musik, Haustiere, Spiele, Technologie und Sport. Ein beliebter Grund für Anonymität war, dass die Norm dieser Gruppen anonym war. 

 

Obwohl Social Networking im Allgemeinen die Nutzung der eigenen Identität erfordert, berichtet die Hälfte der Befragten von der Nutzung fiktive Profile für soziale Netzwerke oder Dating-Sites, oder verwendete falsche persönliche Informationen beim Online-Chatten.

Ein Lehrer war sehr aktiv in einer Fangemeinschaft und veröffentlichte oft online Fan-Fiction. Sie wollte mit anderen Mitgliedern dieser Gemeinschaft in Kontakt bleiben, aber sie befürchtete, dass sie kritisiert werden könnte, wenn ihre Familie oder ihr Chef von ihrem Schreiben erfuhr, weil es keine "echte" Fiktion war. Sie hat deshalb zwei Facebook  Konten, eines unter ihrem richtigen Namen für Familie und Mitarbeiter und eines unter einem fiktiven Namen für Fandomfreunde.

 

Fast die Hälfte der Befragten gab an, Originalgrafiken, Fotos, Videos und Online-Texte zu veröffentlichen, um sie mit anderen zu teilen und Feedback zu erhalten. Wir erwarteten von den Interviewten, dass sie ihre echten Namen an Originalarbeiten anhängen um Reputationen zu erhalten, doch viele Interviewpartner entschieden sich dagegen um ihre Anerkennung beizubehalten.

 

Ein Künstler erzählte , dass er sich in Online-Communities einen Namen gemacht hatte, indem er seine Werke unter einem einheitlichen Pseudonym veröffentlichte, obwohl er nicht sicher war, dass das als Anerkennung für seine Arbeit galt. Er erklärte auch, dass er es vorzog, sich bei der Überprüfung der Arbeit anderer nicht in seinen Account einzuloggen

"When I post critiques I tend to be rather harsh…. [I’m afraid of] being targeted by someone who can't take a critique, so they might decide to try to find my alias on other art sites, and troll me in return. (#24)"

Die Befragten gaben an, dass sie sich in diversen Support-Gruppen auch engagierten. Sie wollten dort anonym bleiben um ihr Selbstbild zu wahren, ihre Online-Beziehungen und ihr Ansehen. Ein Interviewer gab bekannt, dass er auch selbst in Foren weitergeholfen hatte, aber anonym blieb um sich nicht weiteren Verpflichtungen einzugehen. 

Vier Teilnehmer veröffentlichten anonym Bewertungen über Produkte und Dienstleistungen. Sie haben ihre Bedenken erwähnt, nicht zu wissen, wer auf ihre Bewertungen zugreifen und ihre Bewertungen für immer online gespeichert haben würde. Sie strebten Anonymität an, um negative Reaktionen von Personen mit gegnerischen Ansichten zu vermeiden.

 

 Personal threat models

Persönliche Bedrohung fiel in fünf Kategorien: Online-Räuber, Organisationen, Bekannte, andere Benutzer auf der Website oder in der Community und unbekannte Andere.

Zu den Online-Betrügern gehörten Kriminelle, Hacker, Betrüger, Stalker und bösartige Online-Anbieter. Die Angst vor Identitätsdiebstahl und Spam war das Hauptproblem. Die Angst vor Stalking oder Belästigung war eine Hauptmotivation für das Verstecken der eigenen Identität beim Chatten, beim Posten in Foren und beim Aufbau sozialer Netzwerke.

Die Regierung war eine Bedrohung, weil sie illegale, subversive oder unerwünschte Online-Aktivitäten identifizieren und bestrafen kann. Die Interviewpartner, die uns von illegalem Download oder Filesharing berichteten, hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Entlarvung und Verhaftung zu vermeiden.

Unternehmen waren eine Bedrohung weil sie Informationen an Vermarkter und Spammer weiterverwenden oder verkaufen könnten.

Personen und Bekannte im Umkreis: Anonymität war vor allem ein Anliegen für Menschen, die Belästigungen durch entfremdete oder kontrollierende Eltern, ehemalige Freunde oder frühere romantische Partner vermeiden wollten. 

Die Teilnehmer versuchten, sich vor Bedrohungen aus der realen Welt wie Verhaftung, körperliche Angriffe auf sich selbst oder ihre Familien, Stalking, Belästigung und Verlust von Eigentum oder Arbeitsplätzen zu schützen.
Sie befürchteten auch Online-Angriffe, einschließlich Online-Belästigung, Trolling und Flaming. Sie nutzten die Anonymität, um potentielle Datenlecks zu verhindern, und äußerten Bedenken, dass sobald sie online waren, sie dauerhaft gespeichert werden würden und jeder es könnte darauf zuzugreifen.

 

Andere Motivationen als Bedrohung

Die Literatur in der Sozialpsychologie und Online-Communities wurde beschrieben,  dass emotionale Auswirkungen der Anonymität den Menschen hilft, ihre sozialen Beziehungen online zu verwalten. Die Personen im Interview behaupteten, dass es ihnen einfacher fiel sich mit Anderen zu unterhalten. 

 

Strategien zur Anonymisierung

Die Teilnehmer berichteten, dass sie sowohl technische als auch Verhaltensstrategien verwendeten, um Anonymität zu erreichen. Die am häufigsten verwendete technische Methode war das Ändern der IP-Adresse.

Zwei Befragte nutzten jedes Mal Proxy-Server, wenn sie online gingen, und 15 Befragte wendeten Proxies an, wenn sie an potenziell kompromittierenden Aktivitäten wie Torrent-Zugriff, Zugriff auf blockierte Websites, Offenlegung vertraulicher Informationen oder Durchsuchen spezieller Foren teilnahmen.

Für Benutzer mit geringeren technischen Fähigkeiten bestand eine häufig verwendete Methode darin, Browsereinstellungen oder websitespezifische Datenschutzeinstellungen zu ändern, um zu steuern, welche Benutzer Zugriff auf ihre Profile hatten.

 

Warum anonym bleiben? 

Die frühere zitierte Literatur schlägt drei Faktoren vor, die dazu führen können, dass Menschen Anonymität suchen. Dazu gehören technische Einschränkungen und Missverständnisse des Internets, des Online-Community-Kontexts und der Vorlieben für die Privatsphäre.

 

Die Rolle der früheren Erfahrung

Fünfzehn Befragte nutzten die Anonymität wegen einer früheren unangenehmen oder beängstigenden Erfahrung.

Zwei  Interviewpartner waren Opfer einer menschlichen Fleischssuche. Bei der Menschenfleischsuche geht es im Kerne darum, im Stile von Cyber-Hunting Menschen aufzuspüren und Ihre Identitäten herauszufinden, um diese dann Online der breiten Masse zugänglich zu machen. Oft wird die Menschenfleischsuche in China dazu benutzt, korrupte Beamte an den Pranger zu stellen oder Ungerechtigkeit im Allgemeinen zu bekämpfen.

 

Grenzen verwalten

Die Befragten suchten oft Anonymität, um Konflikte mit Freunden oder der Familie zu vermeiden, um einen professionelles öffentliches Image, oder um die Aufmerksamkeit der Regierung zu vermeiden.

Zwölf Befragte betrachteten die Anonymität als einen Weg, ihre realen Beziehungen zu schützen. Potenzielle Risiken für Beziehungen bestanden in gegensätzlichen Ansichten, Interessenkonflikten und Vertrauensverlust.

Ein chinesischer Befragter sagte, dass sie weniger zurückhaltend sei, ihre politischen Ansichten in anonymen Foren zu veröffentlichen als in sozialen Netzwerken, wo Freunde ihre Beiträge identifizieren könnten

Befragte, die unterschiedliche soziale Identitäten in verschiedenen Online-Einstellungen ausdrücken möchten, haben oft mehrere IDs und Personas erstellt und gepflegt, um zu reflektieren, wie sie als Kontaktpersonen, Familie und Freunde oder andere Mitglieder ihrer Online-Communitys erscheinen möchten. Sie bemühten sich, diese Personen durch getrennte Profile und soziale Kreise getrennt zu halten.

 

Kompromisse zwischen Anonymität und Identifizierbarkeit

Die Tabelle fasst das Verhältnis der Faktoren zusammen, auf die sich die Befragten im Nachhinein beriefen, ob sie anonym oder identifiziert waren.

Category  Advantages of being anonymous   Advantages of being identified

Social connections

 

Avoid disliked others

Avoid commitment to the community

Lower barrier to new relationships

Protect others one cares about

Connect to real life friends

Have stronger social connections

Encourages more participation

Reputation and trust

 Give honest rating/ recommendation 

Good for reputation building

Gain trust from other users

Image building

 

Have control over personal image

Avoid embarrassment /judgment

/criticism

Avoid harsh criticism

Consistent with self-image

Emotional benefit 

Feel relax and comfortable

Feel cool and sophisticated

Feel real, integrated

Feel closer to people

Express opinion

Feel free to express views

Avoid irresponsible behavior

Privacy 

Have more control over personal

information disclosure 

Look innocent

 

Security

Protect personal safety

Avoid legal repercussion/spam/stalk/lost

of property

Hide in the crowd

 

Ease of use 

Saves effort to log in 

Easy to remember account

 

 

Fazit

Zusammenfassend wurde eine Reihe von instrumentellen und sozialen Online-Aktivitäten identifiziert, die von Menschen anonym durchgeführt wurden. Personen bevorzugten anonym zu sein wenn sie nach Hilfe suchen oder andere Aktivitäten unternehmen, die sie gesellschaftlich unerwünscht oder bedürftig erscheinen lassen, etwa wenn sie Online-Dating-Sites zu verwenden oder um Unterstützung in Gruppen zu bitten. Zudem wurde auch festgestellt, dass Personen anonyme Aktivitäten verfolgen um sich vor Bedrohungen zu schützen, falls sie identifiziert werden. 

Die Ergebnisse legen nahe, dass wir höhere Standards einführen sollten, um den Menschen zu sagen, was andere mit ihren Daten machen und welche Informationen anderen tatsächlich weitergegeben werden Sie versuchen, ihre Identität durch Pseudonyme oder andere Mittel zu verbergen.

Online-Pseudonyme ermöglichen es Nutzern, Reputationen innerhalb einzelner Communitys oder Websites wie eBay aufzubauen und dabei ihre wahre Identität zu wahren versteckt. Allerdings wollten unsere Interviewpartner manchmal Reputation über verschiedene Online-Plattformen hinweg aufbauen.

 

 

 

Quelle

Kang, Ruogo/Brown, Stephanie/Kiesler, Sara: Why Do People Seek Anonymity on the Internet? Informing Policy and Design; in Human Computer Interaction Institute, 2013 S.1-10.

2 comments :: Kommentieren

Anonymität & der Verlust von Gender-Informationen

gertrude.dienstl-ottensamer.uni-linz, 21. Juni 2018, 21:45

Auch in dem Artikel, den ich gewählt habe, geht es um das Verschleiern der eigenen Identität. Es konnte gezeigt werden, dass bei fast 50% der Online-Kommentare Genderinformationen verschleiert wurden. Der Grad der Anonymität und der damit einhergehende Verlust der Genderinformation stieg dann nochmals an, wenn es um Themen ging, die das persönliche Umfeld betreffen.

 

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Verschleierung Online

elsa.wiesinger.uni-linz, 22. Juni 2018, 13:30

Vor allem wenn eine Online-Aktivität das persönliche Umfeld betrifft, nutzen Menschen gern die Anonymität aus, um sich zu verstecken. Wie in meinem Artikel bereits erwähnt, ist ein weiterer Vorteil der Anonymität, dass User in einem Netzwerk sich leichter mit anderen Personen unterhalten können.  

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