Memoto - Das Gadget
Bevor nun das Gerät vorgestellt wird, eine kurze inspirierende Einstimmung zur Thematik Lifelogging:
"Lifelogging nennt sich eine neue Form, das eigene Leben per Video und Foto zu dokumentieren – automatisch und lückenlos." [Q1]
Prof. Dr. Stefan Selke von der Universität Furtwangen betreibt seit 2010 das Projekt idetic, bei welchem er und sein Team eine umfassende Studie zur Lifelogging Thematik durchgeführt haben.
Selke meint mit Lifelogging "ergebe sich die Möglichkeit, all das, was sonst vergessen werde, langfristiger zu speichern. Es war schon immer ein Bedürfnis von Menschen, gegen die eigene Vergesslichkeit anzugehen. Lifelogging ist als Summe der Technologien die Antwort darauf. Auch wenn noch rechtliche und ethische Probleme bestehen. Mit den virtuellen Erinnerungen werde sich eine neue Kulturtechnik etablieren." [Q1]
Bsp.: Worldcam
Jedoch stellen sich, laut Selke, auch negative Aspekte bei der Thematik heraus, bedenke man, dass abgesehen von den Probleme mit Privatsphäre und den Persönlichkeitsrechten, auch die Tatsache hinzu kommt, dass diese gewisse Selbstoptimierung zu einer Ich-Fixiertheit führt.
Die Gesellschaft und ihre interpersonale Austauschmöglichkeit von Erinnerungen verlieren an Bedeutung, die Intrapersonelle Komponente rückt in den Mittelpunkt.
Wie setzt Memoto die Idee des Lifelogging in seiner Anwendung um?
Das Konzept
Dabei handelt es sich um ein Projekt, welches eine 5-Megapixel Kamera und einen Cloud-Dienst mit zusätzlichen Webcontents bzw. mobilen Applikationen umfasst.
Wenn man sich das Gerät an die Kleidung, oder sonst wo anheftet und aktiviert, wird alle 30 Sekunden ein Foto produziert und anschließend auf einen eigenen Cloud Dienst übertragen. Mit Hilfe von Uhrzeit und GPS Daten werden die Daten in einer Timeline geordnet und können über Applikationen betrachtet, bearbeitet, durchsucht und über Social Media geteilt werden.
Die Idee dahinter
Memoto will lifelogging nicht von der künstlerischen, oder gar experimentellen Seite erfassen. Es geht um den Komfort, um den zum Leben begleitenden, praktizierenden Effekt.
Deshalb wurde die Kamera so konzipiert, dass man als User im Alltag nicht beeinflusst wird und gar vergisst, dass ich als Nebeneffekt lifelogging betreibe. Fragt sich nur, zu welchem Zweck jetzt eigentlich? Die Benutzer der Crowdfunding Plattform kickstarter, aus deren finanziellen Zuwendungen das Projekt realisiert wurde, haben mehrere Ansätze hierzu gefunden:
"Manche kommen beispielsweise aus dem Urlaub zurück und vermissen in ihren Fotos die eigentlich interessanten Momente, weil man doch wieder nur die typischen Sehenswürdigkeiten festgehalten hat. Andere finden sich in Situationen, in denen das Hervorholen einer Kamera den Augenblick stören würde. Und generell wäre es doch schön, eine Aufzeichnung seines Lebens zu haben – oder das der Kinder." [Q2] Oder gar das der Haustiere.
Die Funktionen:
Die Kamera:
Die Kamera besitzt eine 5 Megapixel Auflösung, einen internen Speicher, der bis zu 4000 Fotos (reicht für ca. 2 Tage) speichert und keine Bedienelemente.
Über eine Micro-USB Schnittstelle werden die Fotos upgeloadet (verschlüsselt, versteht sich) und in einem 1.5 TB Cloud-Speicher verwaltet. Für die Nutzung des Speichers muss ein Abo abgeschlossen werden.
Die App / Software:
Die Fotos enthalten Metadaten wie Datum/Uhrzeit und GPS-Information. Durch einen speziellen Algorithmus werden mehrere Fotos in sogenannten "Moments"-Keyframes gebündelt und chronologisch geordnet. Die einzelnen Inhalte können dann als Diashow abgespielt oder einzeln betrachtet werden.
Intrapersonelle Komponente: In den gespeicherten Daten können persönliche Informationen hinzugefügt werden und es kann der gesammte persönliche Inhalt nach Wörtern, POIs, Zeiten, oder Orten durchsucht werden.
Interpersonale Komponente: Der große Trend des Teilens von Inhalten wird auch bei Memoto berücksichtigt. Es können ganze "Moments" über die bedeutendsten Social Media Kanäle geteilt werden. Die Software-interne Sharing Funktion, bei der eine eigenen Community aufgebaut wird, ist noch in der Entwicklung. Ein genaues Konzept liegt noch nicht vor, da die persönliche Integrität im Vordergrund stehen soll.[Q3]
Rechtliche Bedenken
Das Unternehmen garantiert, dass Inhalte nicht an Dritte weitergegeben wird. Dass bei der Nutzung der Kamera die Privatsphäre aufgegeben wird, muss sich jeder selbst bewusst sein.
Was aber bedenklich bleibt, ist die Verletzung der Persönlichkeitsrechte all jener Personen, die auf den Fotos abgebildet werden. Speziell für Österreich sei hier erwähnt: §78 UrhG - Das Recht am eigenen Bild, welches jedoch nur auf die Veröffentlichung Bezug nimmt.
Memoto nimmt dazu Stellung und empfiehlt spezielle Verhaltensregeln:
"Legally, you may photograph what you want, as long as you don’t obviously infringe someone else’s integrity or violate an official photo ban. If someone asks you not to use your Memoto camera - then please don’t. If someone doesn’t explicitly ask you, but you have reason to believe that the place or the context is inappropriate for photographing - then please don’t." [Q3]
Praktische Übung
Anschließend an diese Vorstellung, wollen wir nun gemeinsam herausfinden, welchen Nutzen diese Idee bringen kann bzw. welche Gedanken uns bei der Betrachtung der Fotos begleiten.
Wir werden mit Hilfe von Smartphones und der Social Storytelling Plattform capzles.com das Konzept simulieren und anschließend reflektieren.
Die genaue Vorgehensweise befindet sich in einem eigenen Blogbeitrag hier.
[Q1]: http://blog.zdf.de/hyperland/2012/11/lifelogging-das-leben-als-videomitschnitt/
[Q2]: http://neuerdings.com/2012/10/23/memoto-camera-lifelogging/
[Q3]: http://memoto.com/
Vimeo Videos: