Statements Statement zu "Richtung 2000"

Tobias.Fruehauf.Uni-Sbg, 23. Juni 2011, 15:27

 

In der Dokumentation „Richtung 2000“, aus dem Jahre 1972, wurde eine wesentliche technologische Entwicklung, die dezentrale Vernetzung und die daraus folgende Partizipation der Menschen am Netztgeschehen, nicht erkannt.

Im Film sind einige, aus damaliger Sicht, Zukunftstechnologien, wie die Fernsehtelefonie, das Einkaufen über den Fernseher und große Rechenzentren, vorzufinden, die einen gewissen Grad an Vernetzung voraussetzen. Diese Technologien werden jedoch vorwiegend im Zusammenhang mit der Vereinsamung des Menschen betrachtet. So wird der Ansatz einer aktiven Einbindung des Konsumenten (Einkaufen über das Fernsehen) nicht weiter gedacht, sondern vielmehr als weiteres Ausmaß der Isolation dargestellt. Der Gedanke an eine Partizipation der Massen an Technologie und Netzgeschehen wird daraus resultierend nicht in Betracht gezogen. Desweiteren ist im Film von großen Rechenzentren, die ihre Dienste an Nachfrager aus Politik und Wirtschaft anbieten wie auch von kleinen Geräten, mit denen sich alltägliche Vorgänge in der Wohnung steuern lassen, die Rede. Vernetzung erfolgt also lediglich zentral gesteuert.

Diese Prognostizierung bedeutet wiederum, dass einerseits Entwicklungen und Prozesse der Technologie in Rechenzentren und Unternehmen ihren Ursprung haben und anderseits, dass die Nutzung der Technologie seitens der Bevölkerung sich auf das Rezipieren und Anwenden bzw. Anschalten beschränkt. In der Dokumentation wird daher die Möglichkeit der dezentralen Vernetzung und der Partizipation völlig außer acht gelassen. Interessant dabei ist, dass solch eine Entwicklung nicht einmal bis ins Jahre 2000 auf sich warten ließ. Bereits in den späten 70er Jahren wurde durch die Kreation des Personals Computer die Informationstechnologien dezentralisiert.


Apple II in Basisausstattung und mit Diskettenlaufwerken

Abbildung: Apple ll in Basisausstattung und mit Diskettenlaufwerk

Quelle: mwichary (Marcin Wichary)

 

 

Der Personal Computer und die mit diesem folgende Dezentralisierung der Technik ist für den heutigen Stand der Technik und „Geist der Partizipation“ im Internet maßgebend. Diese Entwicklung wurde jedoch nur wenige Jahre früher in der  Dokumentation „Richtung 2000“, aus dem Jahre 1972 nicht erkannt.

 

Die Partizipation der User heutzutage an Informationstechnologien beschränkt sich dabei keineswegs nur auf Social Media Anwendungen wie Facebook und Twitter. Auch im wirtschaftlichen Bereich  der Technologieentwicklung spielt, im Gegensatz zur Prognose aus dem Film, Partizipation seiten der User eine große Rolle. Ein Phänomen wie Free Software, „die Freiheit des Benutzers, die Software zu benutzen, zu kopieren, sie zu vertreiben, zu studieren, zu verändern und zu verbessern“ (Mattl 2008: o.S.), scheint aus damaliger Betrachtung unvorstellbar.

Auch sozial-technische Konzepte einer Beteiligung der Menschen an dem Technologie Prozess finden somit keinen Anknüpfungspunkt in der Prognose über Informationstechnologien im Jahre 2000. Ein immer wichtiger werdender Prozess ist beispielsweise das Konzept der Open Innovation. Open Innovation bezeichnet einen Innovationsprozess, der nicht an den Grenzen von Unternehmen endet. Es ist ein offener Such- und Lösungsprozess, der zwischen mehreren Akteuren, unabhängig von deren institutionellen Zugehörigkeit, abläuft. Kunden und Nutzer fungieren als Ideengeber, Konzeptentwickler oder auch Innovationsumsetzer (vgl. Möslein/Neyer 2009: 85).

Prozesse wie Open Innovation und Social-Media-Anwendungen verdeutlichen den hohen dezentralen und partizipativen Vernetzungsgrad der modernen Informationstechnologien. Durch die Fokussierung auf die Isolation der Menschen durch Technik konnte diese Entwicklung in der Prognose „Richtung 2000“ jedoch nicht erkannt werden. 

 

Literatur:

Mattl (2008): Die Definition Freier Software. Online im Internet unter: http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.de.html (18.03.2011).

Möslein, Kathrin/Neyer, Anne-Katrin (2009): Open Innovation. Grundlagen, Herausforderungen, Spannungsfelder. In: Zerfaß, Ansgar/Möslein, Kathrin (Hrsg.): Kommunikation als Erfolgsfaktor im Innovationmanagement. Strategien im Zeitalter der Open Innovation. Wiesbaden: Gabler, 85-103.

 

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Connector erkannt

Magdalena.Lagetar.Uni-Sbg, 6. April 2011, 18:44

Dein Statement deckt sich mit dem Connector "collaborativer Charakter". Wer sich noch mit diesem Thema beschäftigt hat und welche Connectoren sich bereits herauskristallisiert haben, findest du im Connector Collector.

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