Statements Statement zu "Google Epic 2015"
Tobias.Fruehauf.Uni-Sbg, 1. April 2011, 16:49
In der Dokumentation „Google Epic 2015“ ist mir gleich zu Beginn ein Satz besonders in Erinnerung geblieben: „Jeder trägt irgendwie dazu bei eine lebendige Medienlandschaft zu kreieren“. Die Aussage sowohl spannend als auch interessant, da es heutzutage, wie auch schon in der Dokumentation prognostiziert, wohl noch nie so einfach war ein Teil der Medienlandschaft via Blogs, Twitter, Facebook usw. zu werden.
Die Möglichkeit der Partizipation und Interaktion der Menschen hat eine neue Form des Journalismus, den Citizen Journalism (Bürgerjournalismus) hervorgerufen. Dieses Phänomen möchte ich im Zusammenhang mit der Dokumentation „Google Epic 2015“ kurz erörtern.
Was ist Bürgerjournalismus?
Hierzu eine kurze Definition von Jay Rosen, Professor of Journalism at NYU
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=QcYSmRZuep4, 1. April 2011
Was meint ihr? Trifft die Definition zu oder was versteht ihr unter Bürgerjournalismus?
Welche Rolle spielen Technologien?
Zur Verbreitung des Citizen Journalism haben vor allem die Publikationsmöglichkeiten des Web 2.0, zunächst besonders Weblogs, beigetragen. In Google Epic beispielsweise stellen große Konzerne wie Google und Microsoft Plattformen für gemeinsamen Journalismus zur Verfügung. Nichtsdestotrotz spielen auch andere Medien eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von User generierten Content Nicht nur die von großen Konzernen bereitgestellten medienübergreifenden Plattformen für Internetnutzer spielen eine wichtige Rolle beim Bürgerjournalismus.
Ebenso wichtig ist die Mobilfunktechnik, da vor allem in nichtwestlichen Ländern, ein Großteil der Bevölkerung immer noch keinen Zugang zum Internet hat, aber sehr viele ein Mobiltelefon besitzen. Mobiltelefone sind daher in nicht westlichen Staaten oft Hauptquelle bzw. Hauptinstrument bei der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen.
Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit unterlegt dies höchst brisant. In Folge der Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 gegen die angenommene Wahlfälschung ging eine Aufzeichnung des Mordes an Nada Agha Soltan per Mobiltelefon um die ganze Welt und sorgte weltweit für Entrüstung. Internetuser wiederum nutzten editieren, veröffentlichen und bereiteten das ursprüngliche Material neu auf.
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=UAQ5lC0-W8Q, 1.April 2011
Eine unvorstellbare Präsenz von Bürgerjournalismus wurde hier deutlich. Zum ersten Mal waren, angestoßen durch Videoaufnahmen per Mobiltelefon von iranischen Bürgern, Stimmen von Iranern so zugänglich und reichhaltig in den weltweiten Medien vertreten.
Offenheit und Partizipation
Besonders Partizipation ist bei Social Media und speziell Citizen Journalism essenziel. Bürger-Journalismus ist partizipativer Journalismus. Der Bürger nimmt eine aktive Rolle im Prozess der Recherche, des Berichtens, des Analysierens sowie des Verbreitens von Nachrichten und Informationen ein (vgl. Europa 2020: 2011). Ziel dieser Partizipation ist im besten Sinne die Bereitstellung von unabhängigen, verlässlichen und relevanten Informationen, die eine Demokratie benötigt. Dies wiederum setzt Offenheit voraus, die durch die zahlreichen Publikationsmöglichkeiten im neuen Web gegeben ist.
Um auf die Dokumentation „Google Epic 2015“ zurückzukommen soll zum Schluss noch die Frage diskutiert werden, ob die zahlreichen Publikationsmöglichkeiten im Internet für User generierten Content sowie dessen Rezeption, den professionellen Journalismus bedroht bzw. wirklich zu einem Zeitungssterben, wie in der Dokumentation angedeutet, führen kann.
Bürgerjournalismus vs. Print-Medien
In Google Epic wird das Verschwinden des Mediums „Zeitung“ anhand des berühmten Vetreter New York Times überspitzt dargestellt, die enormen Änderungen die sich die Medienlandschaft zu unterziehen hat jedoch gut erkannt. Dem Medium Print wird allerdings eine zu passive Rolle zu geordnet. Als vermeintlicher Gegner von der medienübergreifenden Content-Plattform wie das prognostizierte Epic von Google(zon), agiert der Printsektor in der Dokumentation lediglich gegen die technologischen und viel wichtiger gesellschaftlichen Entwicklungen im Internet.
So wird zunächst der Zugang zum Content auf der Onlineplattform der Zeitung restringiert, die Gegenseite ohne große Aussicht auf Erfolg verklagt und schließlich der komplette Onlineauftritt, als Protest, abgeschaltet. Letztendlich existiert die Zeitung nur noch als „Mitteilungsblatt“ für die Elite und Ältere. Dass das Medium Zeitung auch Teil der Partizipation und Interaktion im Internet sein will (bzw. muss), wird nicht prognostiziert. Dabei dürfte eigentlich deutlich sein, dass das „alte Medium Print“ Menschen im neuen Web miteinbeziehen muss.
Bürgerjournalismus muss keinen Gegenpart zu professionellen Journalismus bilden. Die klassischen Medien reagieren auf die neuen gesellschaftlichen Entwicklungen im Web. So rufen zahlreiche Zeitungen und TV-Stationen ihre Leser dazu auf, Fotos, Videos oder Text einzusenden oder stellen eine eigene (Online-)Plattformen für Beiträge von Lesern bereit.
Als Beispiel sei hier die Bildzeitung in Deutschland genannt, die schon seit geraumer Zeit in jeder Ausgabe eine Seite den sogenannten „Leser-Reportern“ widmet. Auf dieser können Bürger besondere Ereignisse fotographisch festhalten und mit wenig Text mitteilen. Auch online wird, bei den meisten Printmedien, verstärkt auf die Einbindung von nutzergenerierten Content gesetzt. Kommentarfunktionen, Diskussionsforen, Weblogs und Apps erlauben es den Lesern mit dem Medium Print, auf eine neue Weise, zu interagieren und damit auch aktiv an der Gestaltung und Inhalt des Onlineauftrittes mitzuwirken.
Nichtsdestotrotz ist der Umgang der Printmedien mit dem neuen Web oftmals sehr bemüht und schwer zu beurteilen welche Einbindung der Bürger bzw. des Bürgerjournalismus wirklich erfolgsversprechend ist. Fakt ist jedoch das sich auch das Medium Print bemüht in der digitalen Welt des neuen Webs seinen Platz zu finden.
Fazit:
In Google Epics wird die Gestaltung der Medienlandschaft durch die einzelnen Bürger bereichert, jedoch von Großkonzernen wie Google, durch die Bereitstellung von medienübergreifenden Plattformen und Services, bestimmt. Dass aber die Partizipation der Bürger an der Medienlandschaft mehr sein kann, zeigt das Phänomen Bürgerjournalismus.
Optimistisch gesehen, wird Bürgerjournalismus eine bedeutende Stellung, bei der Erstellung und Verbreitung von Nachrichten einnehmen und eine wichtige Rolle für die Demokratie spielen. Pessimistisch betrachtet, bleibt Internet auch in der nächsten Zukunft noch Luxus für viele Menschen und Großkonzerne übernehmen die völlige Kontrolle über soziale Netzwerk Seiten, Blogs und User generierten Content.
In diesem Zusammenhang darf aber auch der Printsektor nicht vergessen werden. Das Medium Zeitung ist bemüht in der digitalen Welt des neuen Webs seinen Platz zu finden. Ein wie in der Dokumentation angedeutetes Zeitungssterben ist daher nicht zu erwarten.
Quelle:
Europa 2020 (2011): Partizipativer Journalismus. Online im Internet unter: http://www.europa-2020.eu/content/view/67/155/, 1. April 2011
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