Praesentation Browser Krieg - Die Entstehungsgeschichte
Tobias.Fruehauf.Uni-Sbg, 20. Mai 2011, 11:00
Der Browser-Krieg ist ein seit 1995 im World Wide Web geführter Verdrängungs- und Entwicklungswettkampf um die Vorherrschaft bei den Webseiten-Betrachtungsprogrammen. Nun stellt sich die Frage warum ausgerechnet bei den Webbrowsern ein so erbitterter Kampf um Marktanteile im Internet ausgetragen wird? Eine Antwort darauf liefert die Entstehungsgeschichte von Webbrowsern.
Webbrowser - Die Entstehung
Die Entwicklung der Webbrowser ist eng mit der des World Wide Webs verbunden. Im Jahre 1989 entwickelte ein Forschungsteam unter der Leitung von Tim Berners-Lee das WWW mit dem Ziel, Kooperationen im Forschungsbereich in der ganzen Welt zu ermöglichen und zu unterstützen. "Wenn jeder der beteiligten Forscher - so die Idee der Entwickler - seine Forschungsergebnisse elektronische verfügbar macht und diese auf einheitliche Weise adressiert sind, wenn Werkzeuge entwickelt werden, die diese einheitlich repräsentierten Informationen darstellen, müssen erhebliche Synergieeffekte möglich sein" (Preim/Dachselt 2010: 191 f.).
Daraus entsprang die Notwendigkeit für ein einheitliches Betrachtungsprogramm. Infolgedessen entwickelte Berners-Lee bereits 1990 das erste Webseiten-Betrachtungsprogramm namens WorldWideWeb, dass später, um Konfusionen mit dem bereits existierenden WWW zu verhindern, in Nexus umgetauft wurde (vgl. Tim Berners-Lee 2011:o.S.).
Der erste Webbrowser - WorldWideWeb
(Quelle: http://www.w3.org/People/Berners-Lee/WorldWideWeb, 20.04.2011)
In den ersten Jahren nach der Entstehung des WWW wurde die Entwicklung von Webbrowsern Studenten, die die Möglichkeit bekommen sollten ihre Programmierkenntnisse zu demonstrieren, zugetragen. Im Jahre 1992 nahmen verschiedene Studenten der Technischen Universität von Helsinki die Herausforderung an und entwickelten als Diplomarbeit einen Webbrowser namens Erwise (vgl. Jendryschik 2009: 66).
ViolaWWW
Nach und nach entstanden weitere Webbrowser wie zum Beispiel der ViolaWWW für Unix Computer mit der graphischen Benutzeroberfläche X-Windows. Der ViolaWWW stellte einen äußerst wichtigen Beitrag zur Webbrowserentwicklung dar, "as it was the first browser to implement graphics, images, scripts, style sheets and table layouts" (Internet-Guide 2002: o.S.).Problematisch jedoch war, dass der ViolaWWW nur auf Unix X Windows Computern lief, deren Bedienung ein ausgeprägtes technisches Know-How voraussetzte.
(Quelle:http://evtron.com/Evtron-Alpha/wp-content/uploads/2011/03/ViolaWWW.png, 13.05.2011)
Auch generell beschränkte sich die Entwicklung der Browser auf ein universitäres Umfeld, das größtenteils mit der Technik vertraut war. Keiner der bisher genannten Browser konnte sich daher in der breiten Öffentlichkeit durchsetzen. Doch dies sollte sich nun schlagartig ändern.
Der Mosaic-Browser
"Although ViolaWWW was lauded by many of the Web pioneers, such as Robert Cailliau, it failed to capture the public's imagination, unlike Mosaic, which is generally acknowledged as the browser which developed public interest in the World Wide Web (Internet-Guide 2002: o.S.)."
Im Jahre 1993 entwickelten Eric Bina und Marc Andreessen, ein Mitarbeiter und ein Student am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) an der Universität von Illinois den Webbrowser Mosaic. "Im Gegensatz zu anderen Browserentwicklern vor ihm, ging es Andreesen nicht darum, ein akademisch hochwertiges Produkt zu entwickeln, sondern er wollte einen Browser schreiben, der von möglichst vielen Menschen verwendet werden kann" (Jendryschik 2009: 67f.).
(Quelle:http://www.computerhistory.org/timeline/images/1993_mosaic_browser_large.jpg, 13.05.2011)
Dieser praktische Ansatz, war genau das, was das World Wide Web zu dieser Zeit benötigte (vgl. Jendryschik 2009: 68). Der Mosaic-Browser ließ sich leicht herunterladen, installieren und funktionierte auch auf Microsoft Windows Systemen. Die Einfachheit und die vielen leicht zu bedienenden Möglichkeiten des Mosaic-Browsers machten das Web sehr schnell äußerst populär.
"Zu dieser Zeit war der Name 'Mosaic' ein Synonym für 'Webbrowser' oder das Web allgemein - Inhalte waren nicht 'im Web' sondern 'in Mosaic'" (Jendryschik 2009: 69).
Die gesamte Welt des World Wide Webs,ob wir nun suchen, schreiben oder interagieren, wird über das User Interface des Webbrowsers erfahren. Andreessen erkannte das enorme Potenzial von Webbrowsern und versuchte nun auch finanziell davon zu profitieren.
Der Netscape Naviagtor
Am vierten April 1994 gründete Andreessen zusammen mit dem Investor und Computerunternehmer James H. Clark die Firma Netscape Communications.Mit seinem neuen Team verbesserte Andreesen den Mosaic-Browser kontinuierlich weiter bis schließlich der neue Webbrowser Netscape Navigator geboren war. Mit diesem verfolgte Netscape eine aggressive Marktstrategie zur vollkommenen Eroberung des Browsermarktes. Durch die kostenlose Weitergabe des Produktes gewann Netscape bereits Anfang 1995, wenige Monate nach der Veröffentlichung des Navigators, 75% des Browsermarktes (vgl. Jendryschik 2009: 69).
Die Konkurrenz schläft nicht
Mit dem Erfolg von Netscape bemerkte nun erstmals Bill Gates, der dem WWW bis dahin wenig Beachtung schenkte, dass seinem IT-Konzern Microsoft enorm wichtige zukünftige Geschäftsfelder im Internet entgehen könnten. Urplötzlich drängte Microsoft nun verstärkt auf den Markt. Machtpolitisch, ökonomisch und existenziell motiviert ging es nun darum die Vorherrschaft bei den Webbrowsern zu gewinnen. Die Grundsteine für den 1. Browser Krieg waren gelegt. Mehr dazu im zweiten Teil Der 1. Browser-Krieg.
Weiterführendes zum Thema
Die wichtigsten Fakten über das gesamte Thema Browser Krieg könnt ihr in der Powerpoint Präsentation nachlesen
Eine Übersicht über die Beteiligten bzw. die verschiedenen Webbrowser von 1990 bis heute findet ihr hier, sowie eine kurze Zusammenfassung des so eben Geschilderten findet sich in folgender sehenswerten Dokumentation:
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=j5Y6m5X_1W4
Literatur:
Berners-Lee, Tim (2011): The WorldWideWeb browser. Online im Internet unter: http://www.w3.org/People/Berners-Lee/WorldWideWeb, 20.04.2011.
Internet-Guide.co.uk (2002): ViolaWWW. Online im Internet unter: http://www.internet-guide.co.uk/ViolaWWW.html, 20.04.2011.
Jendryschik, Michael (2009): Einführung in XHTML, CSS und Webdesign. Standardkonforme, moderne und barrierefrei Websites erstellen. 2., akt. und erw. Auflage. München: Addison-Wesley.
Preim, Bernhard/Dachselt, Raimund (2010): Interaktive Systeme. Band 1. Grundlagen, Graphical User Interfaces, Informationsvisualisierung. 2. Auflage. Heidelberg: Springer.
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