Weblog von Maria Gantcheva
Dienstag, 15. Mai 2007
Transcopyright nach Ted Nelson
"Ich würde gerne in einer Welt leben, in der es kein Copyright gibt, aber so liegen die Dinge nun einmal nicht", sagte Ted Nelson und erfand seine eigene Alternative: Das Transcopyright System.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Project_Xanadu)

Dieses innovative Modell wurde im Rahmen des 1960 gegründeten Projekts "Xanadu" entwickelt. (http://xanadu.com -Homepage von Ted Nelson).
Xanadu, das Hypertext-Projekt sollte eine digitale Bibliothek mit Millionen von vernetzten Dokumenten schaffen. Das Ziel des Transcopyright-Modells war, als Grundlage für die legale Wiederverwendung von digitalen Inhalten zu dienen und das akute Problem der häufigen Verletzung der Urheberrechte für immer zu beseitigen. Das sollte durch bidirektionale Verweise geschehen. Anstatt Inhalte zu kopieren, sollte der Benützer einfach die dazugehörige Adresse an der entsprechenden Stelle in sein Dokument einbauen, die dann durch den Webbrowser wieder in Text umgewandelt werden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Project_Xanadu)

Auf die Vorteile des Transcopyright-Modells (mehr dazu auf http://xanadu.com.au/general/transcopy.html -Transcopyright : Pre-Permission for Virtual Republisching) werde ich hier nicht näher eingehen. Sie sind jedoch unbestreitbar.

In dem Zusammenhang stellt sich aber die Frage, warum Transcopyright, diese revolutionäre Methode für faire und legitime Wiederverwendung und Wiederveröffentlichung von digitalen Dokumenten, sowie das ganze Xanadu-Modell, bis jetzt erfolglos blieben. Georg Jünger nennt dafür in seinem Artikel "Ein neues Universum" (zu lesen auf http://fsub.schule.de/freie/xanadu.htm) zwei wesentliche Aspekte: die großen technischen Anforderungen die das System stellt und die prinzipielle Zahlungsaversion vieler Internetnutzer. Zum ersten Aspekt zählen komplizierte Editorensoftware, beträchtliche Anforderungen an die Rechner und umfangreiche Systemverwaltungsaufgaben, die große Hürden darstellen. Weiters sind nur die wenigsten Web-Benutzer bereit Geld für Inhalte auszugeben, die sie, auf die eine oder andere Weise, auch kostenlos bekommen können. Fast alle Transcopyright Befürworter geben zu, dass das System nur dann funktionieren würde, wenn die Benutzer tatsächlich bereit wären für die Leistungen zu bezahlen. ("..provided that consumers are willing to pay for their bits" - Meatball Wiki: TransCopyright auf http://www.usemod.com/cgi-bin/mb.pl?TransCopyright).

Meiner Meinung nach sind diese zwei Aspekte eng miteinander verbunden. Ein System das laut vieler Internetnutzer lediglich die Möglichkeit bietet ehrlich online zu arbeiten sollte wenigstens einfach sein und der technische und persönliche Aufwand muss minimal sein, damit es sich durchsetzen kann. Die Frage ist natürlich welchen Stellenswert hat ehrlich sein im persönlichen Wertesystem jedes einzelnen Benutzers, doch im Schnitt betrachtet wird die Mehrheit wahrscheinlich immer noch die einfachste "copy und paste" Methode einem System mit derartigem Aufwand vorziehen.

In "Transcopyright: Pre-Permission for Virtual Republishing" (http://xanadu.com.au/general/transcopy.html) behauptet Ted Nelson, dass Leute Inhalte stellen, nur weil sie keine andere Möglichkeit haben: "There is a hunger for the reuse of Media. If we can find a legitimate way to feed this hunger, then perhaps the stealing will not be necessary". Mit Respekt vor diesem unerschütterlichen Glauben an die grundsätzlich ehrliche Natur des Menschen, möchte ich betonnen, dass es leider auch andere Gründe gibt, warum Personen oft fremde Ideen und Meinungen als ihre eigenen darstellen. Manche schmücken sich ganz bewusst mit fremden Federn aus Angst dass ihre eigene Unfähigkeit entblößt wird. In jedem Fall würden, glaube ich, strengere gesetzliche Bestimmungen sowie eine umfassende Kontrolle und Verfolgung von Rechte-Verletzungen viel effizienter sein, sogar viel effizienter als ein verbessertes und vereinfachtes Transcopyright-Modell.

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monika.puehringer.Uni-Linz, Mittwoch, 16. Mai 2007, 14:50
Ted Nelson's Optimismus

Ich stimme zu, dass sich die Idee des Transcopyright nicht durchsetzen wird, so lange es komplizierte und teure Hard- und Softwareanforderungen stellt. Dass Ted Nelson selbst meinte "It may sound complex, but it is no more complex than the World Wide Web today-- just very different" (http://xanadu.com/tco/index.html, dl. 2007-05-16), unterstreicht diese These und zeigt für mich, dass Ted Nelson ein wenig zu optimistisch an sein Projekt heranging.

Auf der anderen Seite müssen wir aber bedenken, dass Ted Nelson die Idee nicht erst vorgestern hatte - das Projekt Xanadu wurde 1960 entwickelt, also in einer Zeit, in der PCs kaum verbreitet und äußerst teuer waren. Klar, dass er sich der Leistbarkeit, Userfreundlichkeit und der daraus resultierenden Verbreitung des heutigen Internets und der Bequemlichkeit der Benützer nicht bewusst war.

Außerdem - Ted Nelson bezeichnet sich selbst als "humanist" (http://hyperland.com/mlawLeast.html, dl. 2007-05-16), was seinen "unerschütterlichen Glauben an die grundsätzliche ehrliche Natur im Menschen" rechtfertigt.

Ich bezweifle, dass strengere gesetzliche Bestimmungen und daraus resultierende Kontrollen effizienter als ein vereinfachtes Transcopyright-Modell wären - denn ich bin nicht nur vom Guten, sondern vor allem vom Bequemen im Menschen überzeugt. Wenn Quellenverweise und Zitieren entsprechend einfach wäre, würde die "copy-paste"-Methode, die für den Übeltäter nicht nur Strafe sondern vor allem Rufschädigung bedeutet, schnell an Popularität verlieren!

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elisabeth.fischer.Uni-Linz, Dienstag, 22. Mai 2007, 11:38
Transcopyright
Ich stimme Maria zu, dass fast alle Benutzer eines PCs darauf bestehen eine einfache und unkomplizierte Technik vorzufinden. Die Benutzeroberfläche eines Computers sollte so einfach wie möglich zu bedienen sein, damit auch Menschen, die nicht viel Wissen über die Lenkung eines Computers besitzen, diesen auch benutzen können. Fortgeschrittene wenden sich an andere Software Produkte, die für sie als geeigneter angesehen werden.

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Koloman.Theinschnack.Uni-Linz, Dienstag, 22. Mai 2007, 12:32
um die Diskussion weiter zu leiten
Jedoch sollte man nicht vergessen, dass es hier ja nicht nur um eine Reine technische Angelegenheit geht. Das Internet "sollte" einen fairen Datenaustausch ermöglichen, wurde aber immer mehr zu einem komm kommerziellen Mittel. Leute wie Nelson wollten (zumindest ist das meine Ansicht) den "free software for free people" Gedanken verstärken.

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