Jugendforschung ist ein Thema welches gerne und häufig untersucht wird. Was sind die aktuellen Trends? Wie kommunizieren sie? Was mache sie in der Freizeit? Wie stehen sie zu gesellschaftlichen, politischen Themen, zu Umwelt, Familie? Und vieles mehr. Meiner Ansicht nach wird das Thema allerdings viel zu sehr verallgemeinert. In unserer Gesellschaft gibt es einfach viele verschiedene Gruppen und Interessen. Und das trifft sowohl auf die heutige Jugend als auch auf deren Eltern- und Großelterngeneration.
Jugendliche wollen sich identifizieren, sie wollen auffallen, bekannt sein, soziale Bestätigung erhalten. Neben der Kommunikation, also der Entwicklung von einer eigenen Jugendsprache, rückt auch das Foto/Bild immer mehr in den Vordergrund. Ein relativ neuer Trend ist das sogenannten Selfie, also ein Selbstporträt das meist mithilfe des Smartphone oder Kamera aufgenommen wird. Ziel ist es vor allem Aufmerksamkeit zu bekommen und auch Bestätigungen in Form von beispielsweise „Likes“ bei Facebook. [1] Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings dass Jugendliche und junge Erwachsene oft ihre Grenzen nicht kennen und dadurch sich gefährden können und auch andere Menschen.
Kleidung ist in jeder Generation, egal welches Jahrhundert betrachtet wird, ein Ausdruck von Persönlichkeit. Früher konnte anhand der Kleidung erkannt werden zu welchen Schicht bzw. Klasse jemand angehörte, heute ist dies nicht mehr so leicht möglich. Es entsteht der Eindruck, dass irgendwie Trend ist, was im Kleiderschrank oder auf dem Dachboden gefunden wird, wirkliche Stile und Richtungen gibt es nicht. Vielmehr geht es darum möglichst Individuell zu sein und sich von der breiten Masse abheben. [2] Auch sollte es Markenkleidung sein, dabei es wichtiger das diese möglich günstig ist, ein schnell wechselndes Sortiment, die Qualität ist dabei ein weniger wichtiger Faktor. [3]
Weiteres stellte sich mir die Frage, ob es vielleicht bestimmte Szenen gibt, also Musik, Sport, Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Auch hier gibt es keine bestimmten Favoriten oder Richtungen. Die Webseite Jugendszenen.com zeigt verschiedene bekannte und moderne Szenen. Als eine neuere und moderne Szenen können „Demos“ gesehen werden. Dabei handelt es sich nicht um öffentliche Demonstrationen, sondern um das Programmieren von Programmen die verschiedene Grafikeffekte und Animationen besitzen, welche musikalisch unterlegt sind.[4] Ein Beispiel ist die Webseite scene.org. Weitere Szenen sind beispielsweise Vegan, als Lebensstil, die Hipster in den Großstädten, Musikstile wie Hip Hop, Gothic, Hardcore, aber auch Lan-Gaming, Skateboarder und Rollenspieler. Vielleicht als eher problematischer anzusehen sind die Antifa(= linke, linksradikale und autonome Gruppen)[5], Ultras(= „Extremfans“ insbesondere beim Fussball, setzen auf Gewaltbereitschaft um ihre Gruppe zu schützen)[6] und Warez[7] (= Beschaffung und Verbreitung von Raubkopien im Softwarebereich).
Diese Szenen haben alle ihre eigenen Symbole und Rituale. Sie haben ihre Werte, die jedes Gruppen-Mitglied für sich selber interpretiert. Wie in jedem anderen Bereich auch, identifizieren sich einzelne Personen mehr mit einer Gruppe als andere. Auch kommt es häufiger vor, dass Jugendlichen mehrere Gruppen/Szenen angehören und sich nicht auf eine „spezialisieren“.
Bei der Recherche nach den sogenannten Jugend-Codes ist aufgefallen, dass es keine „eindeutigen“ Kennzeichen gibt, die ähnlich mit der Hippie-Zeit in den sechziger Jahren vergleichbar. Vielmehr lassen sie sich sechs Typen unterteilen: Konservativ-Bürgerliche, Postmaterielle, Performer, Hedonisten, Adaptiv-Pragmatische, Digitale Individualisten. In der nachfolgenden Tabelle werden die wichtigsten Erkenntnisse aus der Sinus-Studie von 2013 herausgearbeitet und dargestellt. Dabei geht es zum einen darum den jeweiligen Typ zu beschreiben, seine Einstellung gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung, sozialen Netzwerken und dem Internet sowie die mögliche politische Orientierung zu zeigen.
Gruppe |
Beschreibung |
Einstellung gegenüber gesell. Entwicklung |
soziale |
Politik |
Konservativ-Bürgerliche |
legen Wert auf Selbstdisziplin, Familie, Heimat, eher Konservativ |
optimistisch, legen mehr Wert auf alte Werte und Einstellungen |
kritisch eingestellt gegenüber Soziale Netzwerke |
ÖVP, Team Stronach |
Postmaterielle |
stemmen sich gegen Zeitgeist, sehen Materielles und Konsum kritisch |
relativ optimistisch, sind gegenüber gesellschaftlicher Entwicklung sehr negativ eingestellt |
kritisch eingestellt gegenüber soziale Netzwerke
|
Grünen |
Performer |
optimistisch, karriereorientiert, meist aus guten sozialen Verhältnissen |
optimistisch, rechnen mit guten Chancen für Karriere und Geld |
Informationsangebot, zielorientiert, in Beruflichen Kontext |
Grünen Piraten |
Hedonisten |
oft aus benachteiligter sozialer Schicht, verweigern Mainstream |
pessimistisch, da schlechtere Schulausbildung/Arbeitlos; rechen mit schlechte Chancen für die Zukunft |
Spiele, Unterhalten, aktive Nutzer von sozialen Netzwerken |
SPÖ |
Adaptiv-Pragmatische |
flexibel, fleißig, anpassungswillig, |
weniger optimistisch |
Kommunikation mit Freundeskreis |
ÖVP
|
Digitale Individualisten |
offen, experimentierfreudig, |
keine Angaben |
fester Bestandteil im Alltag, verbringen viel Zeit online |
SPÖ |
Tabelle in Anlehnung an Sinus-Studie 2013 (Q8)
Diese Tabelle zeigt jedoch nur das typische und charakteristische Verhalten, in der Realität ist es meistens doch so, dass jemand einem gewissen Typ eher zugehört als einem anderen, jedoch von den Einstellungen in den Kategorien abweicht. Bezüglich der politischen Einstellung wird in der Studie explizit erwähnt, dass kein erkennbarer Trend in eine bestimmte politische Richtung erkennbar ist.
Meiner Meinung nach hängt der Trend und damit auch der Jugendcode viel von der Kultur, Gesellschaft und der eigenen Einstellung ab, daher ist es nicht eindeutig zu sagen, was die Jugend von heute sozusagen mag oder nicht, sondern eigentlich immer nur was gerade die Gruppen die am meisten auffallen, fokussieren.
[1] http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/boulevard_nt/article123061322/Das-Selfie-ist-der-Trend-des-Jahres.html (aufgerufen am 29.05.2014)
[2] http://www.zeit.de/lebensart/mode/2014-01/Fashion-Week-Berlin-Mode-Jugendwahn (aufgerufen am 29.05.2014)
[3] http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article116268011/Jugendliche-verfallen-zunehmend-dem-Markenwahn.html (aufgerufen am 29.05.2014)
[4] http://wp1026128.server-he.de/wpsz/?portfolio=demo (aufgerufen am 29.05.2014)
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Antifa (aufgerufen am 29.05.2014)
[6] http://wp1026128.server-he.de/wpsz/?portfolio=ultras (aufgerufen am 29.05.2014)
[7] http://wp1026128.server-he.de/wpsz/?portfolio=warez (aufgerufen am 29.05.2014)
[8] Pressetext der Sinus-Studie 2013 http://www.integral.co.at/downloads/Pressetext/2013/04/Pressetext_Sinus_Milieu_Jugendstudie_2013_-_Apr_2013.pdf (aufgerufen am 26.05.2014)
... genau das was durch den Einfluss des Umfeldes geprägt wird?
Das Sprichwort "Gleich und Gleich gesellt sich gerne" hat durchaus seine Berechtigung, hat aber bei genauer Betrachtung einen ernsten Hintergrund. Um gleich zu sein bedingt es zumindest einer Gemeisamkeit, welche in zentral europäischen Gefielden der soziale Status der Eltern ist. Jugendliche und der "Code" den sie sich aneignen wird mehr oder weniger zu einem großen Teil von den Voraussetzungen vorherbestimmt. Wächst ein Kind im Großstadtviertel mit hoher Kriminalitätsrate auf, wird es sehr wahrscheinlich andere Einstellung gegenüber Gewalt erlernen, speziell im Vergleich zu Kindern aus wohlbehütetem Umfeld.
Natürlich gibt es keine definitiv richtige Antwort, wie sich die Jugendkultur entwickeln wird, bzw. lassen sich die einflussnehmenden Faktoren erst immer Postal feststellen.
Ich habe versucht in meinem Statement das Thema von einer anderen Perspektive zu sehen. Und zwar aus der, die widergibt, für was Jugendliche ihr monetäres Budget opfern.
Wir haben unabhängig voneinander recht ähnliche Schwerpunkte der heutigen Jugend herausgefunden: Individualismus und die Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.
Ich bin da ganz bei dir, dass die Bestätigungsuche schnell zu einem Problem werden kann, ich denke insbesondere bei jüngeren Jugendlichen (Unterstufenalter). Die jungen Menschen sind sich meistens gar nicht dessen bewusst, dass ihre Kommentare und Bilder in den sozialen Medien für viele Menschen sichtbar sind und auch mehr oder weniger dauerhaft gespeichert werden. Das immer mehr Führungskräfte auf Facebook und Co. sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit vor der Personalauswahl recherchieren.
Ich denke in diesen Bereich sollte in Schulen Fächer zur Aufklärung und den richtigen Umgang mit Web und persönlichen Daten angeboten werden.
Wir haben unabhängig voneinander recht ähnliche Schwerpunkte der heutigen Jugend herausgefunden: Individualismus und die Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.
Ich bin da ganz bei dir, dass die Bestätigungsuche schnell zu einem Problem werden kann, ich denke insbesondere bei jüngeren Jugendlichen (Unterstufenalter). Die jungen Menschen sind sich meistens gar nicht dessen bewusst, dass ihre Kommentare und Bilder in den sozialen Medien für viele Menschen sichtbar sind und auch mehr oder weniger dauerhaft gespeichert werden. Das immer mehr Führungskräfte auf Facebook und Co. sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit vor der Personalauswahl recherchieren.
Ich denke in diesen Bereich sollte in Schulen Fächer zur Aufklärung und den richtigen Umgang mit Web und persönlichen Daten angeboten werden.
Finde deine Sichtweise auf das Thema sehr interessant.
Vor allem das Resümee lässt mich sehr nachdenklich und quasi in einer innerlichen Diskrepanz. Du schreibst, dass nicht gesagt werden kann, was Jugendliche mögen, sondern nur was die am meisten auffallenden Gruppen/Kulturen fokussieren. Doch hierbei stellt sich mir die Frage ob diese Gruppen/Kulturen nicht gerade deshalb am "meisten auffallen", weil sie die größte Zahl an Mitgliedern haben. Basierend darauf könnte dann wohl doch geschlussfolgert werden was Jugendliche "am meisten mögen".
Ein Punkt, der inhaltlich nicht so sehr ausschlaggebend ist, mich jedoch sehr stört, ist deine Erklärung des Begriffes "Ultras". Ich selber gehöre quasi zu dieser Subkultur und habe zufälligerweise genau diese Problematik in meinem Blogeintrag erwähnt. Gewaltbereitschaft ist nämlich kein Zeichen mit dem sich Ultras von anderen unterscheiden wollen oder können, sondern wird dieser Subkultur oft aufgrund der verschwommenen Abgrenzung zur Hooligan-Szene unterstellt.
für dein Statement zu den "Ultras". Da ich persönlich wenig mit dieser Thematik zu tun habe, kann natürlich meine Sichtweise als Außenstehender anders sein, als bei dir.
Wie in deinem Beitrag schön erwähnt wird, kann diese Verzerrung aufgrund der Medien-Berichterstattung, aber auch wegen Unwissenheit erfolgen (sowie bei mir erfolgen), sodass schnell stereotypische Annahmen getroffen werden. Diese sind zwar leichter zu "denken" aber können natürlich auch dazuführen, dass schnell Vorurteile und Missverständnisse entstehen.
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