Transparenz in Unternehmen

"Transparenz im Unternehmen – Leistungsanreiz oder Leistungsbremse für ihre Mitglieder"  Yvette E. Hofmann; Zeitschrift für Management January 2007, Volume 2, Issue 1, S. 6-27. 

Transparenz der Leistungsprozesse – Je mehr desto besser?

Der derzeitige Trend geht immer mehr in die Richtung Transparenz. Auch in Unternehmen macht sich diese Entwicklung bemerkbar, da angenommen wird, dass (unternehmensinterne) Abläufe aber auch potentielle Schwachstellen frühzeitiger erkannt werden. Es wird vermutet, dass die Transparenz positive Einflüsse auf Unternehmen hat, beispielsweise auf den Marktwert eines Unternehmens, die Stakeholder-Netzwerk die durch Offenheit gestärkt werden, Kostenreduktion von Transaktionen, Umverteilung von Machtverhältnissen und dadurch Stärkung von Mitarbeitern und Kunden sowie Vertrauen der Mitarbeiter ins Unternehmen. Innerhalb von Unternehmen bedeutet dies, dass Arbeitsvorgänge transparenter sind und Informationen leichter beschaffen werden können. Jedoch gibt es auch negative Aspekte wie die Erhöhung der Kosten durch die Entwicklung, Einführung und Wartung von Systemen sowie negative Verhaltensweisen von Unternehmensmitgliedern aufgrund des transparenten Arbeitsplatzes.

Zu prüfen ist daher „worin die motivierende Wirkung von Transparenz liegt und wie diese für die (Verhaltens)-Steuerung der Unternehmensmitglieder sinnvoll als Anreiz eingesetzt werden kann“.

Transparenz als Stellgröße der Motivation

Hofmann definiert Transparenz als „einen Zustand von […] Strukturen und Prozesse[n]“ die eng verknüpft mit Informationen sind. Aus unternehmerischer Sicht besteht dann eine Transparenz wenn die "Strukturen und Prozesse subjektiv klar durchschaubar und nachvollziehbar sind."
Die Transparenz beinhaltet sowohl den Informationsaustausch untereinander, als auch den Zugriff auf die Informationen von Dritten.  Dabei lässt sich die Transparenz in drei verschiedene Sachverhalte unterteilen:

1. statische und dynamische Aspekte
2. aktive und passive Verhaltenskomponenten
3. Koordinationsaspekt und Motivationsaspekt

Für diesen Artikel ist der Motivationsaspekt hervorzuheben, da vermutet wird das Transparenz (durch Vergleichen und Kontrolle) zu mehr Leistung der Unternehmensmitglieder führt und das sich  jeder noch stärker ins Unternehmen einbringt. Auf der anderen Seite kann Transparenz zu einer „Leistungsbremse“ führen, so dass Aufgaben schlechter ausgeführt werden. Die nachfolgende Grafik (Grafik 1) zeigt welche möglichen Auswirkungen unternehmensinterne Transparenz haben kann.

Grafik 1: Auswirkung von unternehmensinterner Transparenz.

Transparenz in einem Unternehmen kann von daher sowohl positive als auch negative Auswirkungen mit sich bringen, welche auch von einzelnen Personen oder Personengruppe in einem Unternehmen abhängig ist.

Wirkungszusammenhänge transparenzinduzierten Handels

Um in einem Unternehmen Anreize für Transparenz zu schaffen sind Einflussfaktoren der Unternehmenskultur von Bedeutung. Dazu gehören :

  • Strukturen und Prozesse eines Unternehmen z.B. Hierarchien, (in)formelle Regeln und Abläufe,  Kommunikation
  • Führungssystem des Unternehmens z.B Zielsysteme, Entwicklungspläne, Anreizsysteme
  • Verhalten von Unternehmensmitgliedern, dies bezieht sich sowohl auf die Mitglieder selbst, als auch auf Beziehungen zwischen Abteilungen.


Die folgende Abbildung (Grafik 2) zeigt den Zusammenhang der Einflussfaktoren auf das einzelne Unternehmensmitglied (Person) und dem Unternehmen (Situation). Dadurch können auch Anreizsysteme abgeleitet werden, mit denen die Leistung der Mitglieder erhöht werden kann.

 Grafik 2: Wirkung der Einflussfaktoren.

1. Art und Umfang der Offenlegung wird unterschiedlich wahrgenommen u. bewertet
2. Transparenzerleben
3. Handlungsintention
4. Handlung (motivgeleiteter Handlungsintention u. zielorientierter Handlungsentschluss)
5. Auswirkung auf die umgebende Situtation
   5a. Bereitstellung der Inhalte für Informations- und Kommunkationssystem
   5b. Leistungsverhalten des Mitarbeiters
6. Handlungsentscheidung kann Motivation und Zielsetzung beeinflussen
7. Verhalten hat Auswirkungen auf die Umwelt

Systematik transparenzinduzierter Anreizwirkungen

Transparenz in einem Unternehmen führt dazu, dass die einzelnen Mitglieder unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden können, aber auch das jeder Einzelne diese unterschiedlich erlebt. Dies beeinflusst neben den Emotionen auch das Verhalten und Handlungen (siehe Grafik 3).

Besonders hervorzuheben ist meines Achtens der Ast des „negativ aktivierenden“. Dabei handelt es sich um ein Nicht-Positives Transparenzerleben, welches unter anderem entstehen kann, wenn sich Mitglieder durch die Transparenz unter Druck gesetzt fühlen. Die persönliche Arbeitsleistung wird dann als negativ bewertet, was einen Leistungsabfall zur Folge haben kann. Die Transparenz wird dann als  Leistungsbremse bewertet. Auf der anderen Seite kann "negativ aktivierend" auch einen positiven Einfluss auf die Leistung haben, nämlich dann wenn die Anreize stark genug für den jeweiligen Mitarbeiter sind.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass Transparenz eine positive Beeinflussung auf das Unternehmen hat, wenn die Mitglieder diese auch positiv wahrnehmen oder ihre Zielsetzung nicht gefährdet wird.

Fazit

Wie in den Ergebnissen ersichtlich ist können negative Verhaltenswirkungen Auswirkungen auf das (gesamte) Unternehmen haben. Von daher ist es aus Unternehmenssicht relevant zu prüfen welche Maßnahmen getroffen werden können um dies zu verhindern. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen das verschiedene Aspekte wie z.B. offene Informationspolitik über Ziele und Auswirkungen, Anpassung des Anreizsystems, Stärkung der Eigenverantwortung sowie Kommunikation zum positiven Unternehmenserfolg durch Transparenz beitragen können.

Der Artikel zeigt meiner Meinung nach, welche positiven aber auch negativen Aspekte die Transparenz innerhalb eines Unternehmens haben kann. Da diese immer stärker eingesetzt wird, ist es  auch für Unternehmen wichtig die Auswirkungen zu betrachten, die diese Entwicklung mit sich bringt. Dabei sollen nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile bewertet werden, sondern auch welche Emotionen und daraus resultierende Konsequenzen entstehen können.

 

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Link zum PDF: http://link.springer.com/article/10.1007/s12354-007-0002-4 (Zugriff über JKU)