Aktuelle Beitraege Beiläufige Kommunikation - Teil des beruflichen Alltags?
dieter.boehm.uni-linz, 17. März 2014, 19:11
Der private Kommunikationsstress ist präsent - aber es geht noch schlimmer: zu den 20 ungelesenen dienstliche E-Mails kommen noch 5 private, das Handy blinkt rot und vibriert, damit Facebook und Co nicht übersehen werden könnrn. "Hilfe - die Ubiquität des Webs und der sozialen Medien greift auch im Berufsleben um sich!"
"Nur mal kurz geklickt!" - sollen soziale Medien für den Privatgebrauch im Unternehmen überhaupt erlaubt sein bzw. was bringen diese dem Unternehmen? Lenken soziale Medien von beruflichen Tätigkeiten ab oder sind sie eine sinnvolle Ergänzung? Lt. einer Studie des Marktforschungsunternehmens Usamp arbeiten 45% der ArbeitnehmerInnen höchstens 15 min am Stück, da eine permanente Ablenkung auch und vor allem aus dem Bereich der sozialen Medien droht. Arbeitgeber - speziell im deutschsprachigen Raum - nehmen dies zum Anlass und sperren Zugänge zu sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Co um die ArbeiternehmerInnen wieder mehr an ihre eigentlichen Tätigkeiten zu binden. Doch - und das hat eine neue Studie der Universität Kopenhagen gezeigt - führen Beschränkungen zu Trotzreaktionen ("Dienst nach Vorschrift") und somit zu einem Verlust der Arbeitsproduktivität. Auswüchse davon können z.B. die "Auslagerung" der Nutzung von Smartphones in Toiletten sein, wodurch die Kontrolle des Chefs erschwert wird (Q1).
Ist Multimedialität und Ubiquität "böse" und somit zu "verteufeln"?
Einer aktuellen Studie zufolge gehen bereits zwei von fünf befragten ArbeitnehmerInnen in Europa davon aus, dass sie die Produktivität bei der Arbeit deutlich steigern könnten, wenn soziale Medien Teil des Arbeitslebens wären. Ein Viertel der Befragten schätzt, dass ihr Arbeitgeber die Vorteile der sozialen Medien am Arbeitsplatz unterschätzen. Vermehrt würden Mitarbeiter deshalb nicht nur ihre eigenen Geräte, sondern auch ihre privat genutzten Anwendungen "durch die Hintertür" in die berufliche Kommunikation einschleusen (Q2). Dies unterstreicht auch das Ergebnis einer Befragung, mit welcher erhoben wurde, dass Informationen aus sozialen Netzwerken von 25,9 % der Probanden dann abgerufen werden, "wenn ich mich nicht auf die eigentliche Arbeit konzentrieren kann" (Q3).
Das Phänomen der medialen Überforderung oder wieviel "Online" ist gesund?
Die Fehlzeiten durch psychische Belastungen und stressbedingte Erkrankungen sind auf dem Vormarsch; bereits 2010 waren elf Prozent der Fehltage dieser Ursache zuzuschreiben - Tendenz eindeutig steigend. Doch was steckt hinter diesen neuen Krankheitsbildern? Immer mehr Kommunikationskanäle durch soziale Medien und Web-Technologien, die alle bedient und aktuell gehalten werden sollen, können zu einer medialen Überforderung beruflich und/oder privat führen. Auf den unterschiedlichen Kanälen (Mail, soziale Netze, Telefon, etc.) aktuell zu bleiben, ist eine ständige Aufmerksamkeit erforderlich, die durch Notebooks, Smartphones und Tablets erst ermöglich wird. Durch die ständige Erreichbarkeit dringt der Beruf auch in die Freizeit bzw. die private Kommunikation wird Teil des betrieblichen Alltags und es verwischen berufliche und private Grenzen zusehens (Q4). "In" ist nur der, der immer und überall und auf allen Kanälen erreichbar ist....
Berufliche und persönliche Informationen in Kombination - der gesunde Mix
Eine wohlüberlegte Mischung von beruflichen und persönlichen Informationen auf den diversen (sozialen) Netzwerken kann bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein. Normalerweise sollten Inhalte, die die fachliche Kompetenz betreffen, eher auf professionell ausgerichteten Plattformen geteilt werden. Doch auch private Informationen können in manchen Fällen in beruflichen Kanälen die Wertschätzung und das Ansehen der eigenen Person erhöhen (Q5).
Interessantes Detail: Social Media drückt Produktivität der Baby Boomer
Statt der zwischen den frühen 1980er-Jahren und 2000 geborenen Generation Y, die sehr häufig soziale Medien nutzt (Q6), sind es eigentlich die Baby Boomer Generation, die sich durch Social Media von ihren Pflichten am Arbeitsplatz ablenken lassen. Begründet wird das durch den Faktor Zeitmanagement, der - so die Studie - bei der Generation Y besser ausgeprägt ist als bei der Baby Boomer Generation (Q7).
Quellen
Q1 | http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/der-facebook-boersengang/soziale-netzwerke-am-arbeitsplatz-nur-mal-kurz-geklickt-14236.html |
Q2 | http://www.tagesanzeiger.ch/digital/social-media/Arbeitnehmer-erwarten-mehr-Produktivitaet-durch-Social-Media/story/19329644 |
Q3 | http://blog.akad.de/wp-content/uploads/2013/10/Studie_Markgraf_2013_Arbeitswelten_im_Wandel.pdf |
Q4 | http://www.vitales-nordhessen.de/unternehmen/das-phanomen-der-medialen-uberforderung/ |
Q5 | http://weblog.careesma.at/2013/03/soziale-netzwerke-privat-business/ |
Q6 | http://www.bitkom.org/files/documents/SozialeNetzwerke_2013.pdf |
Q7 | http://www.pressetext.com/news/20131128003 |
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