Besprechung: Electric Car Sharing Service Using Mobile Technology

inga-kristin.grosser.uni-linz, 7. November 2016, 21:24

Autoren: Jaeung Lee, Jungok Nah, Yong Park (Sogang University) sowie Vijayan Sugumaran (Oakland University).

Bei dem Artikel handelt es sich um ein Paper der "International Conference on Information Resources" CONF-IRM 2011 Proceedings. Paper 12 von 2011, welches hier zu finden ist.

Inhalt

Die Autoren beschreiben ein kombiniertes Produkt-Service-Konzept für ein Car-Sharing System mit elektrischen Fahrzeugen, das sich mobiler Dienste über das Smartphone, Laptop oder Tablet bedient.

Ihre Überlegungen bauen auf dem Trend zur Verstädterung auf. Zum ersten Mal in der Menschheitsgescghichte leben mehr Personen in Städten als auf dem Land [1] . Daraus ergeben sich im Hinblick auf den Verkehr die folgenden Probleme:
Verkehrsstaus, Luftverschmutzung, hohe Spritpreise und eine Verschlechterung der Lebensqualität. Autobesitzer kämpfen mit der Überfüllung auf der Straße, hohen Kosten für Instandhaltung, zu wenig Parkplätzen oder im Gegenzug sehr hohen Preisen für Parkraum.

Als Lösungsansatz identifizieren sie die Reduzierung der Gesamtanzahl der Fahrzeuge sowie eine Umstellung auf elektrische- oder Hybridfahrzeuge mittels Car-Sharing-Konzepten, da die öffentlichen Verkehrsmittel keinen adäquaten Ersatz für alle Nutzer darstellen wie z. B. Behinderte und Shopper mit Kindern und Personen mit viel Gepäck. Eine von ihnen zitierte Studie von Paris (2009) geht davon aus, das ein geteiltes Auto fünf in Privatbesitz befindliche Fahrzeuge ersetzen kann [2].

Die derzeitigen Modelle, der Produkt-Driven-Ansatz (Endkunden kaufen elektrische Fahrzeuge) und das Service-Driven Modell (Kunden zahlen nur noch für den Kraftstoff) [3] lösen aber nicht beide Probleme.
Die Autoren schlagen deshalb eine Kombination der Modelle vor in einem Produkt-Service Konzept, bei dem man für die Nutzung Mitglied werden muss. Ein ähnliches Konzept wurde bereits in Paris mit "Autolib" erprobt mit mäßigem Erfolg, da das mobile Konzept laut den Autoren nicht ausgereift war.

Deshalb beschreiben die Verfasser nachfolgend ihren Systementwurf und die nötige Infrastruktur.

Als Kundenanforderungen setzen sie die in der Autolib-Studie beschriebenen Faktoren voraus:

  • Garantierte Parkplätze
  • Verfügbarkeit der Fahrzeuge
  • Saubere Fahrzeuge
  • Größe des Kofferraums

Servicequalitätfaktoren, die für das Modell angenommen werden sind die SERVQUAL Faktoren [5].

  • Greifbarkeit (Physische Infrastruktur: Auto Abhol- und Retournierplätze, Batterieladung und Batteriewecheleinrichtung, Reparatur- und Instandhaltungsräumlichkeiten)
  • Verlässlichkeit (Mobile Application)
  • Ansprechbarkeit (Mobile Application)
  • Sicherheit und Empathie (Mobile Application)


Systemarchitektur

Hauptkomponenten

1. User Interface Manager (für versch.Endgeräte)
2. Web Application Server (Mobile Link und HTTP-Server)
3. Datenbank Infrastruktur


E-Mobilitäts-Service-System

besteht aus
1. E-Mobilitätsservice-System für Buchen und Rückgabe
2. Externer Channel für Anbindung Zahlungssystem
3. Autos für den Sharing-Service
4. Mobiler Nutzer /Mitgliedschaft in der E-Mobility Service Gemeinschaft

Hauptfunktionaliäten des Systems / Nutzersicht:
1. Suche nach verfügbaren Autos
2. Reservierung vornehmen
3. Autoabholung
4. Auto-Rückgabe


Hauptfunktionaliäten des Systems / Administratorsicht:
1. Zahlungsvorgang
2. Datenmanagement - Verschlüsselung

Sowie das Datenbank-Design mit seinen Entities und Attributen

 

Begründung der Auswahl

Grundsätzlich ist der Inhalt höchst relevant. Laut dem Fraunhofer Institut [6] (2011) „sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis 2020 mindestens 1 Mio. Elektrofahrzeuge  auf  Deutschlands  Straßen fahren..„ Nach dem Abgasskandal kommt auch Bewegung in das Thema E-Mobilität bei den deutschen Fahrzeugbauern. VW möchte bis zum Jahr 2025 mit reinen Batteriefahrzeuge des Konzerns rund 20 bis 25 Prozent vom Gesamtabsatz erzielen [7]. Im Hinblick auf die Veränderungen in der Branche (Verstädterung, Auto kein Statussymbol mehr, IT-Konzerne wie Google und Apple ins Autogeschäft) verkündete VW sein Geschäftsmodell auch im Hinblick des Service-Bereichs zu verändern und entwicklet dafür aktuell eine Schnellladeaäule für Ladungen innerhalb von 15 Minuten. Der Bereich der Mobilitätsdienstleistungen nimmt hier eine zentrale Stellung ein.

 

Reflexion

Die Herausforderungen im Bezug auf die E-Mobilität liegen primär nicht nur in einem Systemdesign. Nutzer-orientierte Services (Finden & Nutzen), Verrechnungslösungen,  attraktive Fahrzeuge und intelligente und sichere Ladestrukturen sind die Kernherausforderungen. [8] Die Ladeinfrastruktur stellt dabei eine der größeren Herausforderung dar, da verschiedene Parteinen (Automobilindustrie -> Fahrzeuge und standardisierte Anschlüsse, Abrechnungsdienstleister, Energiekonzerne -> Bereitstellung Strom und der Staat) zusammenarbeiten müssen. Dem Ort der Ladung (öffentliches Schnell-Laden, öffentliches Laden, private Ladestationen, Ladestationen auf Firmengelände) und den Kosten für die Infrastruktur und der im Paper angesprochene Nachhaltigkeitseffekt kann nur erreicht werden, wenn auch erneuerbare Energien und die schwankenden Lastverteilungen mit bedacht werden. Das Paper klammert die Überlegungen zu einem nötigen Smart-Grid/Smart Meter dabei leider völlig aus (siehe auch: Digitalisierung der Energiewende [9]) und verliert dadurch an Relevanz.

 

Quellenangaben aus dem Paper

[1] Hazel, G., D. Miller (2007) “Megacity Challenges – A stakeholder perspective”, Technical
Report, Siemens AG

[2] Paris, V. D. (2009). “Pourquoi un label pour l’autopartage?” Autopartage à Paris

[3] Verkuijl, M., U. Tischner, R. Nichel (2004), “Product Services in the need area – office”, Suspronet Report, October 30, pp. 21.

[4] Lefebvre, P. (2009) “Autolib’ in Paris”, IMPACTS 11th International Conference, June 3 – 5, Berlin, Germany

 

Quellenangaben

[5] Cronin, J. J. Jr./Taylor, S. A. (1994): SERVPERF Versus SERVQUAL Reconciling Performance-Based and Perceptions-Minus-Expectations Measurement of Service Quality. In: Journal of Marketing, Vol. 58, Number 1, S.125–131

[6| Fraunhofer Institut (2012) ELEKTROMOBILITÄT –  Chancen und Herausforderungen. Abgerufen am 0711.2016 unter
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-wAssets/docs/n/de/publikationen/TAB-Elektromobilitaet-Konzepte/TAB-Brief-041_Elektromobilitaet-Chancen-Herausforderungen.pdf

[7] Futurezone "VW arbeitet an Schnelllade-Projekt für Elektroautos" 11.09.2016, https://futurezone.at/digital-life/vw-arbeitet-an-schnelllade-projekt-fuer-elektroautos/220.585.729

[8] Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (2015): "ELEKTROMOBILITÄT – aktueller Stand der Einführung in Österreich und zukünftige Herausforderungen in Europa. Abgerufen am 07.11 2016 unter https://nachhaltigwirtschaften.at/resources/e2050_pdf/events/20150225_fti_smartgrids2020_expws_smartgrids_fuer_smarte_mobilitaet_05_aichmaier.pdf?m=1467900936

[9] Grosser, I. & Szaradics, B. (2016): "Smart Home - Digitalisierung der Energiewende". Abrufbar unter: http://www.intotheweb.at/2016/08/31/smart-home-digitalisierung-der-energiewende/

2 comments :: Kommentieren

Sharing is caring ...

kerstin.wasmeyer.uni-linz, 8. November 2016, 20:47

... car sharing ist der neue Trend um dem immer höher werdenden Verkehsaufkommen entgegen zu wirken. Daher finde ich es toll, dass du einen Artikel gewählt hast, der dieses Thema beinhaltet und analysiert.

Gerade in den städtischen Gebieten, wo die Parkplatzssuche oftmals zu einer Abenteuer-Großstadtsafari werden kann, wird es immer moderner sich kein eigenes Auto anzuschaffen,

Die Vorteile gegenüber von Mietwägen und sonstige, wie die Preistransparenz, sind hier kompakt zusammengefasst.

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Mo.Point

darja.kneissl.uni-linz, 9. November 2016, 14:59

Vor kurzem habe ich im Zuge einer StartUp-Veranstaltung von Mo.Point gehört. Dieses Wiener Unternehmen steht mit Bauträgern in Verbindung und plant für neue Bauprojekte einen transportation sharing point. Das bedeutet, dass in jeder Wohnanlage im Keller E-Autos, E-Roller, E-Bikes, Lastenräder etc. für die BewohnerInnen zur Verfügung steht. Diese können dann via WebInterface oder App zB. ein E-Auto für einen bestimmten Zeitpunkt reservierne und günstig bezahlen. 

 

 

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