Partizipativer Journalismus

Zu Beginn meiner Ausarbeitung möchte ich kurz einer Begriffsbestimmung des Partizipativen Journalismus widmen, um ein besseres  Verständnis für Leser generieren zu können.

 

Engsasser definiert den Partizipativen Journalismus folgendermaßen: „Partizipativer Journalismus beteiligt die Nutzer zumindest am Prozess der Inhaltsproduktion, wird außerhalb der Berufstätigkeit ausgeübt und ermöglicht die aktive Teilhabe an der Medienöffentlichkeit.“ [1]

Sucht man im Internet nach einer passenden Definition, so stößt man auf Wikipedia auf zusätzliche Bezeichnungen. Demzufolge ist der Partizipative Journalismus ebenso unter dem Begriff des „Graswurzel-Journalismus“ oder „Bürger-Journalismus“ bekannt. Laut Wikipedia ist dies „eine Form des Journalismus, bei der Bürger durch eigene Medien am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen können. Die neuen Publikationsmöglichkeiten im Internet, besonders Weblogs, haben zur Verbreitung des Graswurzel-Journalismus beigetragen.“[2]

Erscheinungsformen des Partizipativen Journalismus

Engasser (2008) hat sich mit der Einteilung von Partizipativem Journalismus beschäftigt und diese nach Plattformen eingeteilt:[3]

Plattformen außerhalb des WWW

Plattformen im WWW

Heimatzeitungen (bereits seit dem 18. Jahrhundert wurden die Leser dazu aufgefordert, sich zu beteiligen)

Weblogs (elektronische Tagebücher)

Leserbriefe (ebenfalls schon seit dem 18.  Jahrhundert präsent; ab dem 19. Jahrhundert wurden „gesonderte Leserbrief-Rubriken“ veröffentlicht)

Mikroblogging (Veröffentlichung von kurzen Textnachrichten, meistens Zeichenanzahl beschränkt, bekanntestes Beispiel ist die Plattform Twitter)

Hörer- und Zuschauertelefon (Gegenstück zum Leserbrief im Rundfunk; schon in den 1930er Jahren konnten Hörer Fragen an einen Studiogast stellen)

Kollektive Webangebote (im Gegensatz zu Weblogs und Microblogging übernimmt hier ein „Kollektiv die Herstellung und Bearbeitung der Inhalte.“

Alternativpresse (Gesellschaftsgruppen „fühlten sich in der bestehenden Medienlandschaft nicht ausreichend repräsentiert“)

Wikis (Sonderform der kollektiven Webangebote; kollektive Wissenssammlung; ein Beispiel hierfür wäre Wikinews)

Nichtkommerzieller Rundfunk (ähnliche Entstehungsgeschichte wie die Alternativpresse)

Soziale Nachrichtenangebote („Webangebote, die Nachrichten aus dem Web sammeln  und diese von einem Kollektiv in einem sozialen Prozess bewerten lassen.

Offene Kanäle (hierbei handelt es sich um „ein lokales oder regionales Radio oder Fernsehen, dass allen Bürgerinnen und Bürgern den freien und gleichberechtigten Zugang zu diesen elektronischen Medien ermöglicht.“

Professionell-redaktionelle Webangebote („Webangebote die von beruflich tätigen Journalisten geführt werden, die redaktionell geführt sind“)

 

Lesereporter-Angebote („Nutzer werden von der Redaktion dazu aufgerufen, Beitragselemente einzusenden. Beispielsweise handelt es sich hierbei um „Fotos oder Anregungen für professionell-redaktionelle Beiträge.“)

 

Professionell-partizipative Webangebote („Redaktion aus professionellen Journalisten, die Nutzer eigenständig Beiträge verfassen lassen.“)

 

Sublokale Webangebote („Widmen sich Inhalten und Leserschaften, die aus einem eng begrenzten Einzugsgebiet stammen.“)

 

Plattformen des Partizipativen Webjournalismus allgemein (Plattformen, die sich nicht eindeutig den vorher genannten Kategorien zuordnen lassen, aber dennoch genannt werden müssen)

 

Es gibt mittlerweile Studien die darlegen, dass Nutzer den Ausführungen von Privatpersonen eher glauben, als den Veröffentlichungen von  Firmen, wie beispielsweise Werbung oder PR-Kampagnen. Daher denke ich, dass Partizipativer Journalismus in Zeiten des Web 2.0 eine deutliche Relevanz hat, bzw. uns Nutzer auch beeinflussen kann.[4] Es ist möglich, dass „Laienreporter“ den Platz von beruflichen Redakteuren einnehmen – „von bezahltem Journalismus können immer weniger Journalisten leben“, was möglicherwiese auf die Graswurzel-Bewegung zurückzuführen ist. [5]

 

 



[1] Engesser, Sven (2008): Partizipativer Journalismus. Eine Begriffsanalyse. In: Zerfaß, Ansgar/ Martin Welker/Jan Schmidt (Hrsg.): Kommunikation, Partizipation, und Wirkungen im Social Web. Herbert v. Harlem Verlag, 2008.

[3] Engesser, Sven (2013): Die Qualität des partizipativen Journalismus im Web. Springer Verlag, 2013.