November 2024 |
||||||
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
Sa |
So |
1 |
2 |
3 |
||||
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
29 |
30 |
|
Hier ist noch ein kurzes Video, in dem der weißrussische Gesellschaftstheoretiker Evgeny Morozov befragt wird, in wie weit das Internet die Demokratie befördert, bzw. behindert.
Nicht nur wir in unserem Kurs fragen uns, was kommt und was bleibt, was die Zeit bringen wird in den nächsten fünf, zehn oder zwanzig Jahren. Auch Futurologen, Zukunftsforscher, Techniker, Ingenieure und Informatiker stellen sich die gleiche Frage Jahr für Jahr am von der TU Dresden ausgerichtetem IEEE- Time Machine Kongress.
Auf Heise.de findet sich darüber ein interessanter Artikel, der im Grunde zeigt, dass sich nicht mal Zukunftsforscher eine Vorhersage über die nächsten zehn Jahre zutrauen.
„Der Utopist sieht das Paradies, der Realist das Paradies plus Schlange.“ (Friedrich Hebbel)
In wie weit das Internet und die Vernetzung zu einer Änderung der gegenwärtigen Herrschaftsstrukturen beitragen kann, gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Auf der einen Seite gibt es Beispiele wie den Arabischen Frühling, der durch die "Befürworter" vor allem auf die neuen Kommunikations- und Vernetzungsmethoden des Webs zurückgeführt werden, zum anderen gibt es gerade bei diesem Beispiel auch Leute, die dem Internet die Rolle als Katalysator absprechen - wie den russischen Gesellschaftstheoretiker Evgeny Morozov, der im Web eher eine Gefahr für den partizipaqtiven Grundgedanken sieht (s.a. The Net Delusion).
Doch auch Fürsprecher sehen gewisse Risiken in der gegenwärtigen Struktur des Webs, die nicht nur zu Auschluss von Individuen an der Partizipation, sondern zur Exklusion ganzer Bevölkerungsschichten führen könnten: Der bekannte Verfechter einer partizipativen Gesellschaft, Ismael Pena-Lopez, geht in seinem Aufsatz “The disempowering Goverati: e-Aristocrats or the Delusion of e-Democracy” (2011) auf die Barrieren ein, die eine Inklusion bzw. Teilnahme des Einzelnen an einer partizipativen Gesellschaft durch das Internet verhindert:
• Digital Divide: Hierbei geht Pena-Lopez von einem von ihm selbst neu definierten Konzept des Digital Divide ein, das anders als zum Beispiel die Begriffsdefinition von Pippa Norris versucht, mehr Komponenten und Faktoren unterzubringen, die sowohl individuelle, gesellschaftliche, nationale und ökonomische Faktoren berücksichtigt: “the digital divide has in many cases shifted from mere physical access to infrastructures to qualitatively different usages of such infrastructures.”
• Digital Adoption: Dieser Begriff geht nicht nur der Frage nach, wie viele Individuen das Internet, das ja als Grundvoraussetzung für eine e-Democracy gilt, nutzen, sondern auch, wie sie es nutzen. Das heißt vor allem, zu welchen Zweck die neuen ICTs und die Infrastruktur bzw. Kommunikationsplattform Internet genutzt wird (Informationsbeschaffung, Unterhaltung, Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs, interpersonelle Kommunikation, etc.).
• Digital Compentence: Mit Digital Compentence meint Pena-Lopez die“digitale Alphabetisierung” des Individuums, in wie weit kann das Individuum verantwortungsbewusst mit seinen eigenen Daten und den unendlichen Informationen aus dem Web umgehen.
• „Hourglass of Information Power”: Damit meint Pena-Lopez die Lücke zwischen Governance - das Potential an Entscheidungsprozessen mitzuwirken, diese zu beeinflussen oder gleich zu lenken - und das System selbst zu ändern - und Empowerment - das Potential des Einzelnen auf freiheitliches Handeln und Selbstverwirklichung innerhalb des Systems. Beide Begriffe sind laut Pena-Lopez Grundvoraussetzungen für die Definition von “Power”, also die Macht, sozialen Wandel herbeizuführen. Der Begriff der “Sanduhr der Macht” bezieht sich auf die “Democratic Gap” zwischen gesellschaftlichen Akteuren, die Governance in den Händen halten, in der Informationsgesellschaft also vor allem supranationale, globale Konzerne und den Individuen, die mit dem Begriff der Empowerment ihren Einfluss im System geltend mach könnten. In Bezug gesetzt mit dem Konzept der Digerati/Goverati - die neuen Intermediaries im gesellschaftlichen Entscheidungsprozess - bedeutet also grundsätzlich inwieweit sich die “bad” digerati (gesellschaftliche Agenten, die nur den eigenen Profit im Sinn haben) und “good” goverati (Agenten, die innerhalb des Systems für eine Transzendenz zur Civil Society eintreten) gegeneinander durchsetzen können, um somit einen für die e-Democracy und damit einen für die Civil Society wünschenswerten Ausgleich schaffen könnten: “There is an obvious and deep democratic gap between the increasingly empowered citizens and the increasingly independent, non-transparent and non-accountable forces that rule the economic and political systems from the top. Traditional institutions — parties, governments, elected representatives — fail both upwards, transmitting the citizens' claims to shape a system according to their needs and wills, and in top-down, transmitting the need for some transformations that this system requires after the world has been made totally global".
• Fragmentierung der Bevölkerung: Damit meint Pena-Lopez den Unterschied zwischen Individuen, die das Internet als kritische und im Gegensatz zur durch die Ideologische Staatsapparate hergestellten gesamtgesellschaftlichen hegemonialen Konsens (vgl. Gramsci) nutzen, um damit ihre Kritik zu fundieren. Diese Art von kritischen Mitbürgern, die den traditionellen Intermediaries nicht mehr trauen, steht im Gegensatz zu anderen Individuen, die ihr Vertrauen und ihre Informationsgewinnung zur Teilhabe am öffentlichem Entscheidungsprozess auf die traditionellen Institutionen setzen. Damit geht eine gesellschaftliche Fragmentierung, nicht nur der Bürger, sondern auch innerhalb der Gesamtheit, der kritischen Bürger einher.
• Knowledge Gap: Damit wird die Tendenz innerhalb des politischen Systems beschrieben, dass bildungsnahe Schichten der Bevölkerung eher in der Lage sind, Informationen zu gewinnen - und damit an Entscheidungsprozessen teilzunehmen - als bildungsferne Schichten. Im Grunde ist die “Knowledge Gap” im Konzept des Digital Divide unterzubringen, stellt aber eine Art Ergänzung dar, die individuell begründet ist.
• Diffusion: Mit dem Begriff der Diffusion ist ein Phänomen beschrieben, dass Informationsquellen nutzen, die ihrer bereits bestehenden ideologischen Einstellung entsprechen. Das ist einerseits auf der technischen Infrastruktur des Internets begründet, als auch auf einen psychologischen Herdentrieb. Anderseits spielt auch vor allem das Übermaß an Entscheidungsmöglichkeiten und Ansichten eine Rolle, die den Einzelnen leicht überfordern können.
• Handeln der politischen Akteure: damit wird beschrieben, dass durch die Nutzung des Internets durch die traditionellen Parteien und politischen Akteure, nicht neue Wege beschritten werden, sondern alte Logiken und Strukturen einfach weiterverwendet werden, um Wählerstimmen zu generieren. Das äußert sich beispielsweise im Designs von e-partizipativen Auftritten und Möglichkeiten, die dem Bürger geboten werden, aber auch überhaupt im Unwillen solche Möglichkeiten anzubieten.
Die Frage, in wie weit das Internet, bzw. das Web nun zu einer Neuformierung beitragen kann, lässt sich zwar - auch auf Grund des aktuellen ziemlich mäßigen Fwissenschaftlichen Forschungsstands zu dieser Thematik - nicht eindeutig beantworten. Dass wir uns trotzdem an einem unbekanntem Abgrund befinden, der vieles radikal ändern wird, ist unumstößlich. Nur ob wir diesen Schritt ins Unbekannte wagen, bzw. uns nicht selbst davon abhalten, ist die andere Frage.
Im Blog unserer UE "We der Zukunft" wurden die Schlüsseltechnologien behandelt, die die Zukunft des Webs beeinflussen könnten und werden. Dazu wurde der Schwerpunkt auf HTML5 gelegt. Hier ist eine gutgemache Infografik, die die Vorteile von HTML5 aufzeigt. Was HTML5 im Gegensatz zum Vorgänger kann, ist erstaunlich, vor allem visuelle Anwendungen und Beispiele zeigen eine Sprache auf, die so viel mehr kann, als ihr Vorgänger.
Doc vorallem der Umgang der Kommunikationsunternehmen mit HTML 5 - manche wie Adobe und Apple in ihrer Geschäftspolitik bedroht - ist interessant anzuschauen:
HTML5, im Grunde eine Auszeichnungssprache, die die Verwendung von proprietärer Software wie den Flash-Player oder Apple Quick Time überflüssig machen wird, ist natürlich auch eine Bedrohung für die Produzenten dieser Software, wie das Beispiel von Adobe deutlich zeigt. Auch Apple hat Probleme damit, ihre restrektive Geschäftspolitik an den neuen Standard anzupassen, liegt ihr Geschätserfolg vor allem auch auf der Einschränkung der Nutzung des Internets durch Apple-Produkte. Google hingegen treibt die Entwicklung voran, kein großes Wunder, wenn man berücksichtigt, dass Googles Vorhaben im Grunde die Vereinigung aller Webangebote auf einen Browser, Googles Browser, ist. Auch Microsoft verfolgt eine unterstützende Strategie. Doch welche Auswirkungen die Einführung von HTML5 als Standard-Sprach auf die Geschäftsmodelle betroffener Kommunikationsunternehmen haben wird, werden erst die nächsten Jahre zeigen.
Am 16ten April habe ich im Kurs "UE Zukunft des Webs" meine Präsentation zu Thema "Zukunft, Technologie und Zukunft des Webs" gehalten. Hier die Prezi-Präsentation dazu:
In diesem Beitrag will ich nocheinmal schriftlich auf die einzelnen Aspekte meines Vortrags eingehen, dazu werde ich die einzelnen Punkte meines Vortrags im Kurzen besprechen:
Im Grunde gibt es keine von allen akzeptierte Lehrmeinung, wie sich Technologie und Gesellschaft entwickeln und zueinander verhalten. In diesem Beitrag werde ich zu erst auf die verschiedenen Theorien zur Technologie selbst und dann zur Entwicklung der Technologie eingehen. Später werden einige Aspekte einer (oder mehrerer verschiedener) Visionen dargestellt. Was als sicher angenommen werden muss, ist, dass wir und an einem Scheidepunkt (beispielsweise Entwicklung der Industriellen Gesellschaft hin zur Information Society) befinden, der die Zukunft unseres täglichen Lebens radikal verändern wird.
Die zweite Folie zeigt einige Zitate von früheren Aussagen, die die Zukunft von Technologien prognostizieren wollten, dabei aber scheiterten. Dies soll nur als Beispiel dafür dienen, wie unvoraussagbar die Zukunft im Grunde eigentlich ist.
Es werden zu erst verschiedene technikphilosophische Theorien vorgestellt, wie Technologie, Technik und technische Artefakte definiert werden, was bereits in diesem Beitrag in meinem Blog besprochen wurde.
Technikdeterminismus ist eine Seite der Medallie, die die Entwicklung der Technologie bestimmen könnte. Näheres dazu findet sich hier in meinem Blog.
Der Social Shaping Ansatz steht als Gegenpol zum Technikdeterminismus. Weiteres dazu ist hier (Link wird später veröffentlicht) zu finden.
Die Diffusion of Innovatios - Theorie von Everett Rogers (1962) zeigt den Prozess, wie sich Innovationen durch Kommunikation in vershiedenen Kanälen verbreiten. Näheres dazu hier oder hier.
Die technologische Singularität und der Transhumanismus sind zwei - eigentlich miteinander vereinbare - Zukunftsvisionen, die die zukünftige (radikale) Entwcklung und Verschmelzung von Mensch und Technologie aufzeigen. Beispiele dafür lassen sich heutzutage schon in Massen finden, ob aber der Zeitpunkt 2045 als Paradigmenwechsel angesehen werden kann, wird - pauschal gesagt - die Zeit zeigen.