Artikel: Geschäftsmodelle im Web 2.0 - Digitaler Maoismus oder echte Alternative?

jasmin.hopf.uni-linz, 10. Jänner 2016, 13:39

Dieser Artikel bezieht sich auf das elektronische Lesen im Internet und stellt dabei eine Auswahl möglicher alternativer Geschäftsmodelle von der Vermarktung von E-Books, E-Mags und E-Comics vor.

Die Debatte um kostenlose Lese-Angebote im Internet bzw. die Gefahr die damit verbunden ist fing an, als es ein immer größer werdendes Angebot von kostenlosen Produkten im Internet gab und die Absatz- und Umsatzzahlen von diversen Printmedien zurückgingen. Dass Preis = null der Preis ist, der am meisten wettbewerbsfähig ist wissen nicht nur ausgelernte Volkswirte. Ebenso ist bekannt, dass das Bereitstellen von Inhalten im Web zumeist nur einmalige Kosten verursacht, nachfolgende Kosten wie Vertreib oder Vervielfältigung verursachen dagegen nur sehr geringe Kosten. Doch ist das Anbieten von absolut kostenlosen Inhalten im Web wirklich die beste Strategie um sich am Markt zu etablieren, sich am Markt halten zu können und langfristig erfolgreich zu sein? Im Nachfolgenden werden Geschäftsmodelle vorgestellt die von Paid Content bis hin zu kostenlosen Inhalten und Creative Commons gehen.

 

Das altbekannte Freemium-Modell

Das Freemium-Modell, das sich aus den beiden Wörtern Free und Premium zusammensetzt, hat sich in den letzten Jahren sehr gut etabliert. Die grundsätzliche Idee ist eine Kombination aus kostenlosen und kostenpflichtigen Angeboten. Die Unternehmen stellen einen wesentlichen Teil ihres Angebotes den Kunden kostenlos zur Verfügung und machen dann Umsatz mit kostenpflichtigen Zusatzangeboten (vgl. Q1). Dies wird oft in dem Sinne realisiert, dass es zu einem Produkt zwei verschiedenen Versionen gibt. Zum einen eine kostenlose Basisversion und eine bezahlte Premium-Version, die gegenüber der Basisversion nur Vorteile wie besseren Support, größere Auswahl an Funktionen oder generell professionelleres Arbeiten bietet. Durch das Anbieten einer kostenlosen Version werden Kunden auf das Produkt aufmerksam gemacht. Wenn sie am Produkt Gefallen gefunden haben, denken sie eventuell über den Kauf der kostenpflichtigen Premium-Version nach. Dieses Modell wird vor allem für Software eingesetzt bei dem es die kostenlose Version für Privatpersonen und eine teure Premium-Version für Unternehmen gibt (vgl. Q2).

Durch die enorme Reichweite des Internets und die damit generierte breite Massen an potenziellen Kunden können aber auch neben diesem Modell alternative Geschäftsmodelle, auch wenn der Kundenkreis nur aus wenigen zahlenden Kunden besteht, trotzdem erfolgreich und profitabel sein. Im nachfolgenden werden alternative Modelle vorgestellt, die das Konzept des Freemium-Modells verfolgen und teilwiese kostengünstige, kostenlose oder kostenpflichtige Angebote zur Verfügung stellen.

 

1. Vollversion und gekürzte Zusammenfassung

Wired-Chefredakteur Chris Anderson hat im Jahr 2009 sein Buch „Free: The Future of a Radical Price” veröffentlicht. Es stellte als Experiment eine E-Book Version und eine ungekürzte Hörbuch-Version des Buches seinen Lesern kostenlos als Download zur Verfügung. Wer jedoch eine etwas leichter lesbare Zusammenfassung des Buches lesen wollte, musste zur gekürzten kostenpflichtigen Version greifen. Ebenso verkaufte sich die Druck-Version des Buches hervorragend (vgl. Q2). Sein Experiment zeigte also deutlich auf, dass mit unterschiedlichen Versionen eines Produktes Geld verdient werden kann, auch wenn das Originalprodukt kostenlos ist.

 

2. Creative Commons

Durch sogenannte Creative Commons Lizenzen einer gleichnamigen Organisation wird nicht nur das Vervielfältigen sondern auch das Übersetzen, Erweitern und Verändern von geschaffenen Werken erlaubt. So hat zum Beispiel der SciFi-Autor Cory Doctorow seine E-Book Version der Romane unter einer Creative Commons Lizenz herausgebracht. Das Konzept dabei ist, dass das Originalbuch in der Print-Version kostenpflichtig ist, es aber gleichzeitig als E-Book Version in gewissen Dingen veränderbar und erweiterbar ist. Die veränderten Versionen des Buches sollen auch wieder kostenlos zur Verfügung gestellt werden (vgl. Q2). Gewinn kann dabei durch die Printversion sowie die Erwerbung einer Original-Version generiert werden, da durch leidende Qualität des Werkes viele Kunden auf die kostenpflichtige Originalversion zurückgreifen.

 

3. Digitale Kollekte: Street Performer Model

Das Street Performer Modell ist ein Modell bei dem Spenden gesammelt werden um Werke, wie Bücher oder Musik unter Creative Commons Lizenzen zu produzieren und zu veröffentlichen. Das Konzept dahinter ist, dass Autoren ihre Leser und andere Interessierte um Spenden bitten um das Buch zu veröffentlichen. Dabei wird angegeben wie viel Geld benötigt wird. Wurde die Summe erreicht veröffentlicht der Autor das Buch und stellt es jedem, egal ob dafür gespendet wurde oder nicht, kostenlos zur Verfügung (vgl. Q3). Dabei muss einerseits kein Geld für die Veröffentlichung bzw. Vermarktung aufgebracht werden und es kann auf der anderen Seite mit etwaigen Print-Versionen Geld verdient werden.

 

4. Die holländische Variante

Bei diesem Modell wird es den Lesern selbst überlassen wie viel sie bereit sind für die elektronische Versionen eines Buches zu bezahlen. Bei dem niederländischen Autor Ivo Victoria, der sein Buch online vertreibt, ist der Minimalpreis von einem Euro eingestellt und die Leser können selber darüber entscheiden um welchen Preis sie das Buch kaufen wollen. Sein Buch ist jedoch mit einem Wasserzeichen versehen um das Vervielfältigen und Verbreiten zu verhindern (vgl. Q2). Es hat sich auch bei dieser Variante gezeigt, dass durch die preislose elektronische Version, für die manche trotzdem bereit sind zu bezahlen, die Verkaufszahlen der Print-Version gesteigert werden können.

 

5. Crowdfunding

Mit Crowdfunding, oder auch Schwarmfinanzierung genannt, finanziert man Vorhaben und Unternehmungen mithilfe von vielen Einzelnen die Interesse daran zeigen. Ein gutes Beispiel für ein Crowdfunding-Service ist Karchingle, bei dem sich Online-Magazine, Autoren oder Blogger sowie Private registrieren können. Diese Privaten zahlen pro Monat einen gewissen Betrag und können dann je nach Interesse Inhalte anklicken (vgl. Q4). Der monatliche Betrag wird durch die Anzahl der Klicks geteilt und die Summe entsprechend aufgeteilt. So wird einerseits die Bekanntheit gesteigert aber auch andererseits das Interesse geweckt und zum Kauf verleitet, da man für das Buch oder das Magazin spendet, dies aber eine so geringe Summe ausmacht, dass man nachher auch noch bereit ist dafür zu bezahlen.

 

6. Kostenlose Webcomics als Marketing-Strategie

Es gibt zahlreiche Comic-Autoren und Anbieter die das Anbieten von Comics oder von Teilen daraus als Marketing-Strategie nutzen umso ihren Gewinn zu steigern. Diese Anbieter bieten meist Leseproben oder sogar einzelne Comic-Hefte kostenlos an. Sie verdienen dann damit Geld indem sie die dazugehörigen Print-(Voll)-Versionen verkaufen oder einen Band der dann alle Comic-Hefte einer Reihe beinhaltet (vgl. Q2). Dieses Geschäftsmodell zeigt, dass durch die Leseprobe das Interesse für das jeweilige Produkt geweckt wird und durch die aufsteigende Neugier auch zum Kauf angeregt wird. Ebenso kann damit Geld verdient werden in dem man ganze Pakete anbietet und sich der Kunde somit die Mühe erspart alle Teile einzeln zu beschaffen.

 

7. Direktvermarktung

Die Direktvermarktung oder auch Self-Publishing ist eine zunehmend interessante Methode um Bücher, Comics oder Ähnliches selber zu vermarkten. So werden beispielsweise Autoren unabhängig von Verlage und können gleichzeitig mehr Gewinn damit erzielen. Auf manchen Plattformen erhalten Autoren sogar bis zu 70% des Gewinnes. Eine bekannte Plattform für so eine Vermarktung ist Amazon. (vgl. Q2). Ebenso ist es hier auch möglich, dass Bücher ohne Kopierschutz am Markt erscheinen, denn Inhalte sollen in der Zeit von Web 2.0 möglichst oft wiedergegeben, genannt, kopiert und weiterempfohlen werden.

 

Quellen:

Q1: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/freemium.html, online, 23.12.2015

Q2: http://www.startconference.org/wp-content/uploads/2010/07/sonderheft-blogparade-geschaeftsmodelle-web20-kmn-start10.pdf, online, 30.12.2015

Q3: https://www.schneier.com/cryptography/paperfiles/paper-street-performer-german.pdf, online, 30.12.2015

Q4: https://www.kachingle.com/, online, 30.12.2015

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