Mobiles Internet und Gesellschaft

clemens georg.sunitsch.uni-linz, 22. November 2013, 02:14

Ich möchte zu diesem Thema folgender Frage nachgehen:


"Führt die mobile Kommunikation zu oberflächlicheren Beziehungen oder ermöglicht sie eine Vertiefung und Verfestigung in modernen Zeiten?"

 

In welche Richtung die gesellschaftlichen Auswirkungen durch eine verstärkte mobile Internetnutzungen gehen könnten, skizzieren die Ergebnisse einer Studie von der Initiative D21 [1], welche in Deutschland durchgeführt wurde.


Quelle: [1]

Quelle: [1]

Immer mehr Menschen sind im Besitz von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets. Damit einhergehend verändert sich auch die Internetnutzung. Beinahe 60% der befragten Personen meinen dadurch mehr Zeit im Internet zu verbringen. Durch die LTE Technik wird schnelleres Downloaden und damit schnelleres Navigieren im mobilen Internet, wie auch ein besserer Zugang an Orten mit bisher schlechter Netzabdeckung möglich sein.
Des Weiteren zeigt Die oben angeführte Statistik, dass bereits 40% der Bevölkerung mobil im Internet surfen. Zudem ist ein deutlicher Anstieg der mobilen Internetnutzung von 13%, innerhalb nur eines Jahres, ersichtlich. (vgl. [1])


Quelle: [1]

Quelle: [1]


Was den Einfluss auf die Gesellschaft angeht sehen nur 19% der Befragten eine positive Veränderung durch das mobile Internet. Dagegen sind rund 60% aller Befragten der Meinung, durch das mobile Internet würde die zwischenmenschliche Kommunikation immer oberflächlicher. Dazu passend erkennt die Hälfte der Interviewten im mobilen Internet eine Gefahr der Vereinsamung durch den Rückgang der persönlichen Kontakte. Dabei interessant ist, dass dies von „Nicht-mobilen Internetnutzern“ stärker als von „mobilen Internetnutzern“ wahrgenommen wird.
Allerdings steht im Wiederspruch zu den vorangegangen Meinungen die Aussage, durch das mobile Internet wäre die Kontaktpflege einfacher geworden. (vgl.[1])
In ähnlicher Art und Weise identifizierten diesen Wiederspruch auch Döbler und Wahl bei der Beantwortung der Frage: „Das Ende der Verbindlichkeit? Veränderungen sozialer Beziehungen durch mobiles Kommunikationsverhalten von Jugendlichen.“


Besondere Auswirkungen auf soziale Beziehungen von Jungendlichen


Jugendliche mit Smartphones

Quelle: [3]

Quelle: [3]


In der modernen Gesellschaft hat sich der zunehmende Grad an Mobilität schon als Norm etabliert. Das heißt, von Allen wird eine grundsätzliche Mobilität und Flexibilität erwartet, in räumlicher, zeitlicher aber auch sozialer Hinsicht. Daraus ergeben sich auch Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen.
Die Jugendlichen von heute sind bereits in jener Umgebung, vertraut mit mobilen Kommunikationsmöglichkeiten, wie dem mobilen Internet aufgewachsen.
„Mobilkommunikation scheint die Möglichkeiten der sozialen Beziehungspflege, des ‚Beziehungsmanagements‘ zunächst zu unterstützen und die Mühen zunehmend aufwändiger werdender kommunikativer Abstimmungen in der mobilen Gesellschaft zu mindern“, gleichzeitig wird aber eine ständige Kommunikation zur Notwendigkeit, auch mit ausschließendem Charakter, für jene die nicht teilnehmen wollen. Oder in anderen Worten, ohne Smartphone ist man out. (vgl.[2])


Die Antwort auf eingangs gestellte Frage zeigt sich hier ambivalent:
Positiv wirkt sich die mobile Kommunikation vor allem auf lose Beziehungen oder „weak ties“ aus. Diese Art von Beziehung wird heutzutage zwar immer wichtiger, doch weist von fehlender Loyalität und Verlässlichkeit und bieten Jugendlichen kein gefestigtes Umfeld.
Es konnte allerdings auch gezeigt werden, dass moderne Kommunikationstechnologien zum Erhalt und zur Vertiefung von festen Beziehungsgefügen sogenannte „strong ties“ beitragen können. (vgl.[2])


Quellen:
[1] Mobile Internetnutzung, Studie der Initiative D21

[2] Döbler, Wahl, Das Ende der Verbindlichkeit? Veränderungen sozialer Beziehungen durch mobiles Kommunikationsverhalten von Jugendlichen, Jahrestagung der Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation der DGPuK, 02.-03. Dezember 2011, Augustinerkloster zu Erfurt

[3] http://www.atmedia.at/red/dateien/49609_SmartphoneJugendCSuiss-ITCH_560x420.jpg

1 comment :: Kommentieren

claudia.scheba.uni-linz, 22. November 2013, 08:31

Ohne Zweifel bietet mobile Kommunikation Möglichkeiten Kontakt zu anderen Menschen aufrechtzuerhalten bzw. Beziehungen zu verfestigen. Dennoch ist die Gefahr gegeben, wie schon in meinem Blogeintrag kurz dargestellt, immer mehr in asynchrone Kommunikation zu verfallen. Man widmet sich zusehends seinem mobilen Gerät, was die Kommunikation innerhalb einer Gruppe einschränken kann. Ich denke da z.B. an folgende Situation: eine Familie trifft sich seit längerem wieder, doch anstatt das Gespräch mit den anwesenden Personen zu suchen, wird das Smartphone benutzt um mit Freunden per Whatsapp oder Facebook sich auszutauschen um Pläne für das kommende Wochenende zu schmieden. Auch wenn sich Freunde untereinander treffen ist oftmals zu beobachten, dass sich manche über ihr Smartphone mit anderen, zu diesem Zeitpunkt entfernten Personen kommunizieren bzw. in sozialen Netzwerken aktuelle Statusmeldungen von Freunden verfolgen und sich somit nicht aktiv am Gespräch beteiligen (können). 

Nach meinem Empfinden ist vor allem unter Jugendlichen, die mit dem Smartphone sozusagen aufwachsen, schon eine Veränderung ihres Kommunikationsverhaltens zu beobachten - aber das ist nur eine subjektive Wahrnehmung meinerseits. Ich kenne z. B. noch alle Festnetznummern meiner engsten Freunde auswendig, da dies in meiner "frühen" Jugendzeit, abseits der face-to-face Kommunikation, das Kommunikationsmittel Nr. 1 war.

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