In einer wirklich guten Zeitung spricht die Nation zu sich selbst.
daniela.hinterleitner.uni-linz, 30. Juni 2014, 21:19
"In einer wirklich guten Zeitung spricht die Nation zu sich selbst." [Q1]
Dieses Zitat von Henry Miller (1891 - 1980) könnte eigentlich direkt auf die Inhalte im Web umgelegt werden, denn im Web kann jeder im freien Stil schreibun und kommentieren. Also sprechen die Menschen der Nation direkt miteinander. Doch warum sind Zeitungen dennoch nicht von der Bildfläche verschwunden? Die folgenden Statistiken [Q2] zeigen zwar, dass die Anzahl der Tageszeitungen in Deutschland sinkt, genauso wie die täglich verkauften Auflagen weniger werden. Geht der Trend in diese Richtung weiter oder wird es (gedruckte) Tageszeitungen immer geben? Einige möglich Antworten und Trends habe ich in den Themen #5 und #XX gefunden.
#5: Die ganze Welt zum Preis von einem Glas Wasser und Menschen die auf Schirme starren
Beide Autoren glauben und wünschen sich, dass es Tageszeitungen auch in 20-30 Jahren noch gibt. Während es Wolf eigentlich egal ist, wie er in Zukunft liest - ihm ist klar, dass neue, bessere Technologien immer alte ersetzen werden, so wie auch schon früher die Steintafel durch Praktischeres ersetzt wurde - ist es ihm jedoch nicht egal, was er liest. Er meint es kommt auf die Qualität des Contents an und nicht darauf, auf welchem Medium gelesen wird. [Q3] Lindner sieht im Lesen einer Zeitung ein Innhalten, was zugleich Chance und Beschränkung ist. Durch das Aufkommen des Webs ist dieses Innhalten größtenteils verloren gegangen, denn es kann jederzeit und überall nahezu jede erdenkliche Information aus dem WWW aufgerufen werden. Man hat als Konsument keine Verschnaufpause, es stiehlt uns die Zeit und der Wert des Inhalts geht verloren. [Q4] In díesem Punkte stimm ich Lindner vollkommen zu, die Zeitung ist noch etwas Exklusives, die Informationen werden zusammengetragen und man kann sie in kompakter Form kunsumieren, im Internet hingegen findet man zu bestimmten Themen bei google tausende oder hunderttausende Einträge. Es ist kein Innhalten mehr sondern eine ruhelose Suche. Viele junge Menschen werden laut Wolf wahrscheinlich nie eine gedruckte Zeitung in Händen halten, was auch nicht mehr nötig ist, da es genauso auf Tablets, Smartphones oder PCs gelesen werden kann. Für ihn besteht der Unterschied nur darin, was er auf diesen digitalen Endgeräten - welche in Zukunft sich stetig verändern werden - liest: Nicht nur formlose Informationen aus Suchmaschinen zusammengesucht, sondern er wünscht sich Tageszeitungen und aktuelle Neuigkeiten auch weiterhin im Kaffeehaus, jedoch digital, lesen zu können. Er sieht keinen Grund mehr Tageszeitungen auf Papier zu drucken und sie kilometerweit durchs Land zu transportieren, um anschließend die veralteten Informationen zu lesen, dies gehe mit digitalen Medien viel schneller und einfacher. [Q3]
Doch was bleibt jetzt noch? Lindner meint anhand von Langzeittest folgende Sieger und Verlierer aus der Zeitungsbranche zu erkennen:
- Überregionale Zeitungen und Zeitschriften schlittern eher in die Krise, vorallem wenn sie an der Qualität der Inhalte sparen.
- Regionale, qualitative Zeitungen bleiben auch weiterhin sehr beliebt und können sich regional zum Leitmedium entwickeln.
- Das Interesse der Leser rückt wieder mehr in den Vordergrund, da die Anzahl an Anzeigenschaltungen rückläufig ist.
- Medienhäuser, die ihr Publikum mitreden lassen sind auch weiterhin im Vorteil, sie vereinen online und offline ohne Probleme und nützen das Beste aus zwei Welten zu ihrem Vorteil. [Q4]
Ich stimme in den meisten Punkten mit Lindner überein: Das Internet ermöglicht uns zwar eine extreme Fülle an Informationen und nahezu jede Thematik kann recherchiert werden, dies ist aber gerade der Grund, warum ich zu Tageszeitungen greife. Auch wenn die Informationen nicht topaktuell sind, sind sie kompakt zusammengedfasst und auf die wesentlichen Punkte reduziert, will ich zu einem Thema näheres Wissen kann ich immer noch online recherchieren. Zeitung lesen ermöglicht mir nach einem langen Arbeitstag das zur Ruhe kommen und hilft mir abzuschalten und mich trotzdem zu informieren, ohne der ständigen Reizüberflutung des Webs. Wie ich in Zukunft Zeitung lese, kann ich im Moment noch nicht beantworten. Zur Zeit bin ich noch Verfechterin gedruckter Bücher und Zeitungen, ob sich das künftig mit neuen Technologien und Möglichkeiten ändert kann ich derzeit noch nicht beurteilen, möglich wäre es. Ich möchte jedoch weiterhin den "Luxus" genießen, Informationen vorab aufbereitet zu bekommen, egal ob über digitales Kuratieren oder wie bisher von Medienhäusern.
#4 In der geistigen Schuldenfalle und die Wahrheit ist döpfnerig
Während Herr Jakuwetz davon spricht, dass es eigentlich keine Argumente mehr für gedruckte Zeitungen gibt, liegt der Schwerpunkt der Krise laut Weimer in der Unglaubwürdigkeit des Journalismus. [Q5, Q6] Die Argumente pro Printzeitungen haben sich in der Vergangenheit eigentlich alle als Unfug erwiesen: Das Lesen auf Bildschirmen ist inzwischen sogar bequemer als in riesigen Tageszeitungen, der Content hat gedruckt keinen höheren Stellenwert als digital und die schwierigen Zeiten der Printbranche werden anscheinend nicht mehr besser. Eigentlich gibt es, laut Jakuwetz, somit keinen Grund mehr in Printform zu lesen - was die Jungen bereits eingesehen haben und nicht mal mehr jeder zweite Jugendliche in Deutschland greift zur Tageszeitung. Für die junge Generation stellt sich die Debatte ob Zeitung lesen oder nicht schlichtweg nicht mehr: Sie tun es einfach nicht mehr. [Q5]
Weimer sieht die Krise des Journalismus nicht als Folge der Ubiquität des Internets sondern am Verlust der Glaubwürdigkeit der Journalisten und der verminderten Bedeutung des Contents. Klassische Redaktionen verlieren an Relevanz, man spricht nur mehr über Social Media, Plattformen und mobile Interaktion, Verlagshäuser werden von Managern geführt, wie Produktionsbetriebe. Der Journalismus richtet sich immer mehr danach aus - ganz nach dem Vorbild der Politik - darüber zu schreiben, was von der breiten Masse für richtig gehalten wird. So schwimmt der Journalismus seicht vor sich hin und es gibt kaum mehr Unterschiede, welche Zeitung man liest, nahezu überall wird dieselbe Meinung vertreten. Die Gesellschaft fühlt sich dadurch jedoch nicht richtig informiert. Was wir auf Google lesen halten wir meistens für wahr, auch wenn es nur das Halbwissen einer breiten Masse ist. [Q6]
Wie schon oben aus meinem Kommentar hervorging, bin ich einstweilen noch Fan von gedruckten Zeitungen und kann daher nicht ganz mit Herrn Jakuwetz übereinstimmen. Natürlich ist mir bewusst, dass es keine wirklichen Argumente mehr für die gedruckten Zeitungen gibt, außer vielleicht: die Leidenschaft und/oder die Gewohnheit. Leidenschaft für gedruckte Werke, für etwas mehr oder weniger Beständiges und für die Ästhetik. Gewohnheit, weil es "immer" schon so war, dass die Zeitung gedruckt ist und wir damit leben können, wenn die Infos nicht topaktuell sind. Das nicht mal mehr jeder zweite Jugendliche in Deutschland eine Tageszeitung liest, halte ich für bedenklich, da die im Internet gelesenen Informationen oftmals sehr schnell wieder vergessen werden, da sie so leicht und schnell abrufbar und in solch einer Fülle vorhanden sind. Mit der Meinung von Weimar tat ich mir etwas schwer, da ich darüber eigentlich noch nie zuvor nachgedacht habe. Einerseits ist es natürlich gut, wenn Zeitungen relativ neutral und gleich berichten andererseits ist es langweilig und der Wert des Inhaltes geht verloren.
Um nochmals auf das Zitat von Henry Miller zu verweisen: Es ist sicherlich wichtig, dass in einer Zeitung die Nation zu sich selbst spricht, und das gelingt auch heute durch soziale Medien und das Web 2.0 problemlos. Es ist aber trotzdem kein Nachteil Content (neutral) aufbereitet zu bekommen, um sich eine Meinung zu bilden und nicht nur Panikthemen (Eurokrise, Hypo, SARS, Vogelgrippe,...) zu stressen. Somit wir die Tageszeitung, in welchem Medium auch immer, hoffentlich auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Denn es gibt viel mehr in der Welt zu entdecken als die Ergebnisse, die Google uns auf Anfrage liefert...
Quellen:
Q1: http://www.zitate.de/kategorie/Zeitung [Stand: 30.06.2014]
Q2: http://de.statista.com/infografik/714/die-tageszeitung-in-der-krise/ [Stand: 30.06.2014]
Q3: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/christian-lindner-zur-zeitungsdebatte-der-wert-der-zeitung-a-915535.html [Stand: 30.06.2014]
Q4: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/armin-wolf-zur-zeitungsdebatte-a-915556.html [Stand: 30.06.2014]
Q5: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/christian-jakubetz-zur-zeitungsdebatte-a-915769.html [Stand: 30.06.2014]
Q6: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/wolfram-weimer-zur-zeitungsdebatte-a-915759.html [Stand: 30.06.2014]
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