Umberto Eco's Aussagen
mario.antunovic.uni-linz, 2. Juli 2014, 21:19
In diesem Beitrag werde ich mich mit einem Interview von Umberto Eco befassen. In diesem Interview spricht Eco über sein Buch "Die unendliche Liste", über Philosophie und das von Silvio Berlusconi regierte Italien.
Anhand dreier Aussagen soll eine Brücke zu den Inhalten dieser Lehrveranstaltung geschlagen werden.
Aussage 1
"Was nun ist das Internet? Man könnte meinen, es sei eine praktische Liste, denn es enthält alle Webseiten zu einem gewissen Thema. Aber es ist auch potentiell unendlich, das heißt, wenn jemand jede der Millionen Seiten anklickte, wären die ersten bereits wieder verschwunden und durch andere ersetzt, wenn er am Ende angelangt wäre. Theoretisch kann man also bis in alle Unendlichkeit im Internet surfen." [14:40 - 15:08]
Anhand dieser Aussage erklärt Eco das Paradoxon des Internets, da es einerseits endlich aber gleichzeitig auch unendlich ist. Endlich ist es weil es zu einem spezifischen Zeitpunkt auch eine gewisse Zahl an Seiten hat und diese theoretisch angesurft werden könnten. Dennoch ist das Internet unendlich, da es für einen Menschen nicht möglich ist alle zig Millionen Seiten aufzurufen. Dies hängt vor allem auch mit der Dynamik des Internets zusammen, da ständig Seiten offline gehen und neue online gestellt werden.
Dieses Beispiel ähnelt vom Konzept her dem Beispiel, das ich im Beitrag zur Zeitungsdebatte erläutert habe. Dort schrieb ich nämlich, dass ich, bezogen auf eine einzelne Subkultur, die Theorie der Rennaisance des Print-Journalismus nachvollziehen kann. Der Grund dafür waren nämlich Foren, die Magazine ersetzt hatten, jedoch durch die stetig ansteigende Anzahl an Beiträgen mir persönlich zu stressig und unübersichtlich wurden.
Die schiere Unendlichkeit des Internets war in diesem Zusammenhang für mich zu viel, wodurch ich auf klassische Magazine zur Informationsbeschaffung umstieg und kurz danach eine Art Rennaisance in der Szene erlebte.
Aussage 2
"Man stellt Regeln auf, ohne darauf zu pochen sie seien absolut. Trotzdem hält man sich an diese Regel." [2:38 – 2:47]
Diese Aussage tätigt Eco ganz am Anfang des Interviews als Antwort auf die Frage ob die von ihm definierte Vernunft geeignet ist um die Welt zu verstehen.
Ich finde, dass diese Aussage auch sehr gut auf den Code der Jugendlichen zutrifft. Meiner Meinung nach sind nämlich Codes in den jeweiligen Sub- und Jugendkulturen eben nichts anderes als Regeln. Diese müssen, wie Eco auch formuliert, nicht unbedingt absolut, sprich perfekt oder vollendet sein, jedoch halten sich trotzdem alle Beteiligten daran.
Aussage 3
"Für den Menschen ist es wichtig eine Sprache zu schaffen, die der eigenen Gruppe und Umgebung entspricht." [36:51 - 36:58]
Wie wichtig eine adäquate und einheitliche Sprache ist, zeigen viele weitere Internet- und Informatik-Beispiele. Wenn man beispielsweise den elektronischen Datenaustausch betrachtet, wird man schnell erkennen, dass es das Paradebeispiel ist:
Wie der Name bereits sagt, dient der elektronische Datenaustausch dem Austausch von Informationen, meist im Zuge von Geschäftstätigkeiten, über elektronische Verbindungen. Früher musste man sich mit Unmengen an Zetteln rumplagen, wodurch gesamte Prozesse länger und unstrukturierter waren und sich gar oft Fehler einschlichen. So begannen Konzerne eigene elektronische Austauschformate zu erstellen um Prozesse mit Geschäftspartnern zu optimieren. Das Problem hierbei waren jedoch die vielen unterschiedlichen miteinander verknüpften Systeme, wodurch irgendwann beschlossen wurde einheitliche Verknüpfungen - also eine einheitliche Sprache - zu formulieren.
Heute kennt man verschiedene Formate wie xml oder Standards zum Austausch elektronischer Daten wie EDIFACT, die international anerkannt sind und solch einen Datenaustausch großflächig erleichtern und möglich machen. [1]
Immerhin ist dies auch eine Form von Kommunikation im Web und vor allem für den Studienzweig Web Business & Economy von großer Bedeutung.
Alles in allem sind Eco's philosophische Ausführungen sehr interessant und regen zum Nachdenken an. Ich stelle mir die Frage ob die Aussagen immer durchdacht sind oder einige auch nur per Zufall gemacht werden. Viele Punkte kann man auf andere Lebensbereiche ummünzen, wodurch ich mich eben frage ob nicht etwa die Aussagen sehr allgemein getroffen sind, oder doch wirklich derart viele Lebensbereiche grundsätzlich ähnlich sind.
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