Vortrag Ein Geschäftsmodell und seine Schlüsseltechnologien

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 30. April 2018, 14:17

Omnichannel Readiness

Der Verband österreichischer Mittel- und Großbetriebe des Handels, kurz Handelsverband untersuchte in  Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut MindTake und Google die Omnichannel Readiness der 44 wichtigsten Einzelhändler Österreichs. Mittels knapp 100 Kritierien wurde geprüft "wie gut die Kanäle der Big Player im österreichischen Retail verzahnt sind" (Q9).

Bildquelle: Q9

In diesem Zusammenhang wurde das Unternehmen OBI als "mobile Champion" hervorgehoben in dem angeführt wird, dass 69 % der Kunden das Smartphone zur Informationsbeschaffung oder zum Onlinekauf verwenden. Als wesentliche Merkmale des Mobile Business bei OBI werden genannt (siehe Q9):

  • eine für die mobile Anwendung optimierte Darstellung
  • schnelle Ladezeiten
  • Geolocation
  • Click-to-Call
  • Filialfinder mit Nutzung digitaler Karten, die ggfs. zur gewünschten Filiale führt.

Implizit werden damit auch für mobile Endgeräte typische Technologien vorausgesetzt. Nachfolgend werden anhand die angefürten Merkmale des Mobile Business im Hinblick auf ihre expliziten und impliziten Schlüsseltechnogien analysiert.

Optimierte Darstellung und schnelle Ladezeiten

Die optimale Darstellung und schnelle Ladezeiten hängen neben der optimierten Codierung des Inhalts auch von der situativen Bandbreite bzw. der Verfügbarkeit des Mobilfunknetzes oder ggfs. die optionale Verwendung eines WLANs ab. Aktuelle Messungen zur Breitbandversorgung verschiedener Mobilfunkstandards unterschiedlicher Provider können u.a. im RTR-Netztest eingesehen werden.

Die Frage nach der optimalen Codierung die Anwendungen auf Mobilgeräten beschäftigit sich hauptsächlich mit den Alternativen HTML5 versus Native Apps. Beide Realisierungsvariaten bergen ihr Vor- und Nachteile. Unterschiedliche Entwicklungs- und Wartungskosten der Anwedungen stehen den unterschiedlichen Möglichkeiten zur Gestaltung der Benutzeroberfläche und damit der Usability, sowie dem uneingeschränkten Zugriff auf die Ausstattungsmerkmale der Hardware (Kamera, Mikrofon, Sensoren) gegenüber.

Videoquelle: https://www.youtube.com/watch?time_continue=36&v=2TRZL5Q9f8Q

Zu diesem Thema vertiefende Informationen (Q10).

Geolokalisierung

Für die Ermittlung des Standortes von Mobilgeräten exisitieren mehrere Methoden und Technologien. Grundsätzlich wird zwischen Methoden unterschieden, welche mit den Verbindungsdaten der Netzwerkbetreiber auskommen, also keine zusätzliche Hard- oder Software zur Standortermittlung benötigen. Dies trifft z.B. bei der Zurodung des Standortes innerhalb einer Region über die verwendte IP-Adresse zu, indem der bekannte Standort des letzten Vermittlungskontens (Routers) in der Kette der Weiterleitung von IP-Paketen ausgewertet wird. In Mobilfunknetzen entspricht dies der Cell ID, der Region um den Standort der Sende- bzw. Empfangseinrichtung, auch Basistation genannt.

Darüber hinaus existieren Methoden, welche zusätzliche Technologien die netzseitig, geräteseitig oder sowohl netzseitig als auch geräteseitig implementiert sind, nutzen. Als Beispiel für eine allein netzseitige Bestimmung des Standortes kann die Ermittlung der Signallaufzeiten zu bestimmenten Stellen im Mobilfunknetz dienen. Genauere Daten liefern jedoch Methoden, welche auf netz- und endgeräteseitige Zusatzausrüstungen als Hard- und/oder Software zurückgreifen. Dazu zählt die bei Mobilfunknetzen übliche Methode der Enhanced Observed Time Difference (E-OTD), welche unterschiedliche Laufzeitmessungen zu mehreren Basisstationen vergleichen und auswerten.

Global Navigation Satellite Systeme (GNSS) überlassen die Standortbestimmung dem Endgerät, was entsprechende Hard- und Software voraussetzt. Je nach verwendeten Signalgebern (GPS, Galileo oder Glonass) wird die Standortgenauigkeit mit ca. 5 Metern angegeben, dabei wird das Messverfahren "Trilateration" angewandt, welches die Verbindung zu mindestens drei Signalgebern voraussetzt.

Galileo ist ein europäisches Zeitgebungs- und Satellitennavigationssystem, welches für zivile und militärische Nutzung entwickelt wurde. Es steht ist Dezember 2016 zur allgemeinen nutzbar und wird von Gertäten der  Hersteller: Apple, Asus, BQ, Cat, Google, Huawei, Lenovo, LG, Meizu, Motorola, Nokia, OnePlus, Samsung, Sony, Vernee und Wiko unterstützt (Q11). Galileo ist mit GPS kompatibel und erhöht bei paralleler Nutzung beider Systeme in vielen Fällen die Standortgenauigkeit. Dennoch ist die Leistungsfähigkeit von GNSS in urbaner Umgebung, besonders in dicht bebauten Gebieten und innerhalb von Gebäuden stark eingeschränkt bis hin zu unbrauchbar. Aus diesem Grund wurde in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre eine Technologie geboren, die Steven Jobs anlässlich der MacWorld 2008 als "really cool" bezeichnete: Sky Hook.

Videoquelle: https://www.youtube.com/watch?v=r-xBFIApg2M

Die Entwicklung der Geolokalisierung mittels WLAN erweiterte das Anwendungsspektrum von Mobilgeräten namhaft, sie unterstützt vor allem die Lokalisierung in Gebäuden und ist mittlerweile - Dank oder Undank der Standortverfolgung durch zahlreiche Cloud-Dienste bzw. der Betriebssystem-Hersteller selbst - unabhängig von der Skyhook-Datenbank geworden. Die Genauigkeit dieser Methode wird mit "im Dezimeterbereich" angegeben. Doch "Broadcom has released the first mass-market GPS chips that use newer satellite signals to boost accuracy to 30 centimeters" (Q12) Anzumerken ist dass die Angabe keinswegs in Gebäuden erreicht werden kann, sondern bestenfalls in den Häuserschluchten der Städte.

Indoor-Navigation

Die Bedarfe für Anwendungen der Lagerhaltung und Logistik, kassenloser Selbstbedienungsläden, der Wegführung in Flughäfen oder Museumsprojekten erfordern eine Postions- bzw. Bewegungsortung im cm-Bereich. Dazu wird u. a. die Feldstärke von WLAN bzw. Bluetooth Signalen herangezogen und durch Daten aus dem Gyroskop, dem Beschleunigungssensor und dem Kompass ergänzt. Ein Wiener Startup wirbt mit der Entwicklung einer Software, welche "über die Kamera eines Smartphones oder Tablets Position und Blickrichtung in einem Gebäude feststellt und am Bildschirm sofort in Echtzeit die Navigationshinweise einblendet." (Q13)

Für den Benutzer kaum feststellbar werden in aktuellen Mobilgeräten mehrere Methoden zur Standortbestimmung parallel genutzt.

Standortbestimmung mittels Beacons

Der Einsatz von Beacons folgt einem Standard, basierend auf Bluetooth Low Energy (BLE) für die Navigation und Standortbestimmung in geschlossenen Räumen. Becons leiten sich vom englischsprachigen Befriff "Leuchtfeuer" ab und sind kleine Bluetooth Low Engey (BLE) Sender ohne Empfangsfunktion. Sie senden permanent ihre IDs, worauf Smartphones in der Regel mit ungterschiedlichen Apps (z.B. Webbrowser) reagieren. Typische Einsatzgebiete von Beacons sind (Siehe Q14):

  • Analyse des Kaufverhaltens
  • Standortbezogene Werbung
  • Navigation in Gebäuden bzw. innerhalb von Räumen
  • Einholen von Kundenfeedback

Beacons können zur einer "Region", z.B. zur Abdeckung der Postionsbestummung innerhalb eines Raumes, zusammengeschlossen werden. Der Zusammenschluss mehrer Beacons erhöht die Genauigkeit der Postionsbestimmung, analog zur Verbesserung der Genauigkeit bei GNSS.

Click-to-Call und Filialfinder

Anwendungsübergreifende Funktionen werden in mobilen Endgeräten wie klassichen Personalcomputern oder Laptops mittes APIs realisiert. APIs sind Porgrammierschnittstellen, Schnittstellen der Anwendungsprogrammierung (application programming interface) die in der Lage sind Daten zwischen unterschiedlichen Anwendungen auszutauschen. Erst die vielfältige Nutzung der APIs ermöglcht z.B. dass Termine, welche per eMail zugestellt werden in die Anwendung "Terminkalender" direkt übertragen oder ggfs aus dem Kalender entnommen werden können. Ebenso ermöglichen APIs das unmittelbare Einsetzen von Fotos bzw. Videos in Anwendungen der Social Media und erwartungsgemäß die automatisierte, laufende Übertagung von Standortdaten in digitale Karten-Anwendungen zum Zwecke der Standortdarstellung oder Wegführung.

Standortdaten (Breiten- und Längengrad) werden automatisch mit der entsprechenden Zeitangabe zu Foto- und Videoaufnahmen als Metadaten hizugefügt und somit bei Bedarf auf digitalen Karten standortgenau mit Zeitangabe der Aufnahme platziert. Verwendet man Messenger-Dienste und verweigert man den Zugriff von diesen auf die Kontaktdaten nicht, so wird für jeden gespeicherten Kontakt die Erreichbarkeit über allfällige Messenger-Dienste ermittelt, angezeigt und für Click-to-Call bereitgestellt. Dahinter verbirgt sich die automatisierte Weiterleitung von (durchwegs personenbezogenen) Daten zwischen mehreren Anwendungen über APIs.

APIs steigern den Nutzen von Mobilgeräten enorm. APis fördern im selben Maße wie die Steigerung des Nutzens auch die implizite Offenlegung der Privasphäre. Deshalb stellen Betriebssystem-Hersteller eingereiht in die Rubrik "Datenschutz" unter den Systemeinstellungen Kontrollmechanismen über die Nutzung von APIs innerhalb der Anwendungen.

Bildschirmfoto: Ausschnitt aus den Einstellung des Zugriffes auf Ortungsdienste unter iOS von einzelnen Anwendungen aus.

Quellen (Qn):

3 comments :: Kommentieren

HTML 5 Bibliothek

gertrude.dienstl-ottensamer.uni-linz, 18. April 2018, 18:31

Hier ein Artikel über HTML-Bibliotheken: Cody - freie Bibliothek mit HTML5-Juwelen

sowie JavaScript Bibliotheken & Frameworks

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HTML5 vs Native App

marian.limberger.uni-linz, 18. April 2018, 19:28

Hier noch ein Link mit Erklärungen zum Thema HTML5 und Native App.

https://www.incloud.de/blog/2017-05-wissen-native-app-web-app-hybride-app

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Ergänzung zur Indoor-Navigation

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 30. April 2018, 14:23

Frau Susanne Groiss, hat in ihrem Beitrag zu Mobile Business den Personal Indoor Assistenten dargestellt, welche mit Hilfe des Kamerabildes eines Smartpones anhand der Gemäudestruktur den genauen Sandort des Benutzers ermittelt. Der Personal Indoor Assistant wurde für verschiedenen Nutzergruppen entwickelt, Menschen mit Behinderungen z.B. werden mittels akustischer oder visueller Unterstützung zum Ziel geführt.

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