"Blank stare. I went up to the stage and asked the room to turn over their name badge and tell me what was on the back. A QR code they replied. Correct. I then asked the room of 198 mobile app developers, mobile entrepreneurs and mobile handset and software makers in the room how many had scanned the code.

One person raised his hand. One." (1)

Dieser Ausschnitt aus einem Forbes-Artikel, der die Situation einer Mobile-Developer-Konferenz in Stockholm beleuchtet, soll Anstoßpunkt für eine Diskussion über den QR-Code selbst sein. Ich werfe daher einige Aussagen in den Raum:

  • Der QR-Code ist alt.
  • Der QR-Code ist umständlicher, als man es glauben würde.
  • Der QR-Code wird missverstanden.
  • Der QR-Code ist auch nach mehr als 15 Jahren kein Standard.
  • Der QR-Code hat mit Near Field Communication (NFC) oder Mobile Visual Search (MVS) bereits seine Ablöser gefunden.
  • Der QR-Code hat auf seine minimalistische Weise dennoch einen gewissen visuellen Sexappeal.
  • Der QR-Code ist overdone

Die QR-Code-Technologie haben sich bereits viele Unternehmen zunutze gemacht. Manche davon tun dies sogar richtig schlecht. Ebendiese Firmen werden auf der Satire-Website WTFQRCodes.com belächelt. Man verstehe mich nicht falsch. Ich bin überzeugt, dass der QR-Code Potential hatte. Doch auch nach all den Jahren kenne ich kein mobiles Gerät, das standardmäßig einen QR-Code-Leser installiert hat. 

Warum auch? QR-Codes finden wir mitunter in U-Bahn-Stationen ohne ordentlicher Internetanbindung, auf Websites, Werbeplakaten auf Autobahnen oder sonstigen Orten, wo sie schlichtweg keinen Sinn haben. In weiterer Folge möchte ich mein eigenes Beispiel wie folgt beschreiben (Bilder von WTFQRCodes.com):

Der Kunde steht vor dem gewünschten Restaurant. Das Schaufenster spricht ihn an. Se habla QR-Code!

Vor dem Restaurant avor befindet eine Aufstelltafel mit einem QR-Code verziert wurde. Der Kunde ist neugierig, weil ihm in seinem Fall ein kostenloses Getränk versprochen wird, wenn er die hinter der URL beschriebenen Schritte befolgt.

Der Kunde navigiert zu seinem App-Marktplatz und lädt einen QR-Code-Leser. Das dauert etwas, ist aber kein Problem. 3 Minuten danach hat er es mit Drehen und Wenden geschafft, den QR-Code erfolgreich einzulesen. Der QR-Code-Leser öffnet des Kunden Browser und in diesem die Webseite von Facebook. Der Kunde hat eine Facebook-App auf seinem Telefon. Das weiß der Browser aber nicht und möchte, dass sich der Kunde einloggt. Der Kunde gibt seinen Usernamen und Passwort ein, vertippt sich, erhält eine Fehlermeldung, gibt ihn nochmal ein, diesmal klappts. Der Kunde befindet sich auf seiner persönlichen Facebookstartseite, weil die Referenz des QR-Codes irgendwo beim gescheiterten Login-Versuch verloren gegangen ist.

Der Kunde öffnet also erneut seinen QR-Code-Leser, scannt das Bild, gelangt dieses Mal zur Facebookseite, ihm gefällt das Restaurant jetzt. Der Kunde betritt das Lokal, isst eine QR-Code-Pizza.

Außerdem trinkt der Kunde sein kostenlose Getränk, das auf der Innenseite der Flasche einen für den Code-Scanner unmöglich lesbaren QR-Code abgedruckt hat. 

Der Kunde bezahlt an der Kasse. 

 

Ich gebe zu, dass mein Beispiel übertrieben und sarkatisch ist. Doch dahinter verbirgt sich mehr. Near Field Communication bietet etwa die Möglichkeit, über kurze Strecken per Funkübertragung einen Datenaustausch zu verwirklichen.(2) Wie bereits in meiner Präsentation zu Evernote beschrieben ist es aktuellen Geräten durchaus möglich, Texte und somit auch URLs zu lesen. Und Mobile Visual Search ist dem Konzept des QR-Codes in seiner Vielfältigkeit auch voraus.(3) Es existieren also für einen Großteil der Funktionen des QR-Codes bereits (bessere) Alternativen. Wozu sollte man ihn also verwenden?

In einem interessanten Gespräch mit dem Kollegen Philipp Allerstorfer wurde mir diesbezüglich entgegengehalten, dass es bei QR-Codes möglich sei, wesentlich längere URLs einzubinden, die aufgrund der Verwendung von Webanalysewerkzeugen enstehen können. So ist es dem Unternehmen möglich, genauere Zugriffsstatistiken zu erhalten, als wenn der Kunde die besagte Website selbst annavigiert, etwa, wie viele Leute tatsächlich per QR-Code zur Website gestoßen sind. Der Kunde bekommt davon wenig mit. 

Ansonsten ist der QR-Code vom hippen Werbemittel zur Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch haben z.B. erst 19% der US-Amerikaner in irgendeiner Form einen QR-Code gescannt. (4) 60% können mit QR-Codes erst gar nichts anfangen und diejenigen, die gescannt haben, haben dies zu 62% aus Gründen getan, die in irgendeiner Form mit Musik zu tun hatten (Konzerte, Tickets, etc.). (3) Vielleicht sind wir auch noch nicht bereit für QR-Codes, vielleicht haben wir den richtigen Nutzen noch nicht erkannt. Vielleicht sind QR-Codes aber auch nicht mehr als ein Nebenprodukt, das wir irgendwann vergessen haben werden. Erinnern Sie sich an WAP? (3)

 

Quelle 1: http://www.forbes.com/sites/jenniferhicks/2012/01/30/are-we-really-ready-for-qr-codes/

Quelle 2: http://de.wikipedia.org/wiki/Near_Field_Communication 

Quelle 3: http://www.trendsderzukunft.de/weshalb-mobile-visual-search-mvs-qr-codes-uberflussig-machen-wird/2012/02/18/

Quelle 4: http://www.linkedin.com/today/post/article/20130513152348-5799319-qr-codes-are-they-dead-yet