[Aufgabe] Partizipativer Journalismus

"Wenn die Nachricht so wichtig ist, wird sie mich finden." - Als im Mai 2012 Armin Wolf im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur eine Lehrveranstaltung am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften hielt, das ich zu diesem Zeitpunkt studierte, war für mich klar, dass ich diese besuchen musste. Der AudiMax der Universität Wien war bis nach hinten gefüllt als Wolf darüber sprach ?Wie sich die Mediennutzung verändert und was JournalistInnen daraus lernen können (und müssen).? [Q1]

Unter partizipativem Journalismus - der oft auch als Graswurzel-Journalismus bezeichnet wird - versteht man also mehr oder weniger eine Art des Journalismus, an der der Empfänger durch verschiedenste Formen des Web 2.0 auch selbst teilnehmen, also partizipieren, kann. [Q2]

Armin Wolf ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel, wenn man von partizipativem Journalismus spricht. Der oben bereits erwähnte Journalist und ?Moderator? der ZiB2 besitzt einen Twitter-Account, auf dem er seine (mittlerweile über 110.000) Follower über aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft oder aktuelle Nachrichten informiert. [Q3] Twitter ist überhaupt eine der wichtigsten Plattformen geworden, wenn es um partizipativen Journalismus geht. In einer 2007 durchgeführten Studie wurde beispielsweise ermittelt, dass sich 52% der Befragten mit Hilfe von Twitter über ?nachrichtliche Ereignisse? informierten. [Q4] Auch der österreichische Privatsender ATV hat Twitter bereits für sich entdeckt - als ich vor kurzem eine Nachrichtensendung des Senders sah, entdeckte ich zum ersten Mal am Ende eines Beitrags mit der Nennung des zuständigen Redakteurs auch eine Art ?Aufforderung? demselben auf Twitter zu folgen, gefolgt vom Namen:


Um nun aber zu dem oben angeschnittenen Thema der wichtigen Nachricht zurückzukehren - wie auch im Sleeper Effekt [Q5] von 1953 beschrieben wird, können wir uns nach einiger Zeit nur mehr an die Nachricht erinnern und nicht, woher wir diese Nachricht haben. Aus diesem Grund ist es also egal, ob wir über einen Facebook-Eintrag vom Wahlergebnis der Europawahl erfahren haben oder uns die Hochrechnung im Fernsehen angesehen haben. Und genau hier ist meiner Meinung nach das Problem, bei dem der Journalismus ansetzen muss - viele, vor allem jüngere, Personen sehen sich keine Nachrichten im Fernsehen mehr an oder lesen gedruckte Tageszeitungen. Ich zähle mich selbst auch zu dieser Gruppe, da ich nicht - wie etwa meine Eltern - jeden Tag um 19:30 den Fernseher einschalte, um mir die ?Zeit im Bild? anzusehen oder am Frühstückstisch die OÖN lese. Trotzdem würde ich mich als Menschen bezeichnen, der sehr gut über die News, die sich in der Welt abspielen, informiert bin - allerdings auf andere Weise. Ich sehe mir über den Tag verteilt immer mal wieder die Nachrichten-Seite des ORF im Internet an und habe auf meinem Smartphone eine App der Tageszeitung ?Der Standard?. Außerdem folge ich beispielsweise Armin Wolf auf Twitter und habe auf Facebook diverse Nachrichten-Seiten, wie die ZiB, den Spiegel Online oder eben auch die OÖN geliked.

Früher ging man noch von einer Rolle des Journalisten als Gatekeeper aus. Dieser Begriff bezeichnet in den Kommunikationswissenschaften die Rolle der Massenmedien, nämlich dass die Journalisten die Themen für uns aussuchen, schlicht und einfach indem sie über diese berichten und über andere eben nicht. [Q6] Bruns beschreibt dieses Thema in seinem Text ?Vom Gatekeepink zum Gatewatching? folgendermaßen: ?Im einfachsten Sinne des Wortes beschreibt Gatekeeping ein Regime der Kontrolle darüber, welche Inhalte aus den Produktionsprozessen in Druck- und Funkmedien an die Öffentlichkeit gelangen. Die Kontrolleure dieser Medien (Journalisten, Redakteure, Inhaber) bewachen die Schleusen (also die Gates), durch die Inhalte an die Leser- oder Zuschauerschaft gelangen.? [Q7]
Von dem ist man im heutigen Zeitalter aber abgekommen und sieht den Journalisten mehr als Gatewatcher. Durch die nahezu unendlichen Möglichkeiten, die uns das Internet bietet, werden wir selbst zum Gatekeeper, indem wir selbst entscheiden, über welche Nachrichten wir uns informieren und welche uns eher weniger interessieren. [Q8]

Meiner Meinung nach ist mit dem partizipativen Journalismus schon ein großer Schritt getan, ich denke, dass sich hier aber noch sehr viel tun und verändern wird.

Quellen:

[Q1] http://derstandard.at/1329703235722/Journalismus-2012-Armin-Wolf-uebernimmt-Theodor-Herzl-Dozentur
[Q2] http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzel-Journalismus
[Q3] https://twitter.com/ArminWolf
[Q4] Engesser, S. (2013): Die Qualität des Partizipativen Journalismus im Web. Bausteine für ein integratives theoretisches Konzept und eine explanative empirische Analyse. Springer VS. Zürich. S. 75
[Q5] http://de.wikipedia.org/wiki/Sleeper-Effekt
[Q6] http://de.wikipedia.org/wiki/Gatekeeper_(Nachrichtenforschung)
[Q7] Bruns, A. (2009). Vom Gatekeeping zum Gatewatching. In Journalismus im Internet. VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 107-128.
[Q8] Neuberger, C. (2005). Das Ende des ?Gatekeeper ?-Zeitalters. Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens. S. 205-212.