Donnerstag, 10. Mai 2012
Filter Bubble

 

Soziale Netzwerke als Informationsfilter

 

Am Ende des Beitrags "Web und Gesellschaft" (vgl. Q1) aus der letzten Lehrveranstaltung werden folgende Fragen aufgeworfen:

Lassen uns allerdings Twitter, Facebook und Co nur das hören, was wir wollen? Nach welchen Kriterien wählen wir unsere Informationsquellen in sozialen Netzen aus? Wählen wir nur Quellen aus, die unsere eigene Meinung abbilden?

 

Bezug genommen wird hier auf einen Blog-Entry (vgl. Q2) von Kai Brach, der sich darin mit dem Thema "Filter Bubble" (um es mit Eli Parisers Worten auszudrücken) auseinandersetzt. Verdeutlicht wird darin, dass wir Gefahr laufen, unsere "News-Quellen" so auszuwählen, dass sie besonders unseren eigenen Ansichten und Meinungen entsprechen - kontroverses Denken und kritisches Hinterfragen wird so fast unmöglich.

Meiner Meinung nach birgt diese "Filter Bubble" außerdem durchaus die Gefahr, bestimmten Informationen (auch wenn sie nicht der eigenen Meinung entsprechen) mehr Präsenz einzuräumen, als anderen. Folgendes Beispiel illustriert das an meinem eigenen Social Network-Konsum ganz gut: Als viele Personen aus meiner Facebook-Freundschaftsliste das Video Wutbürger von Roland Düringer (vgl. Q3) posteten, sah ich es mir an. Hätten sie das nicht gemacht, hätte ich von diesem Video wahrscheinlich keine Notiz genommen, da ich die betreffende Sendung (Dorfer's Donnerstalk) nicht verfolgte.

 

Auf genau dieses Phänomen geht Clay Shirky in seinem Buch "Here Comes Everybody" (vgl. Q4) ein - übrigens generell für alle zu empfehlen, die sich für kollektives Agieren im Zeitalter des Web bzw. für die Weisheit der Vielen interessieren.

Small World networks operate as both amplifiers and filters of information. Because information in the system is passed along by friends and friends of friends [...], people tend to get information that is also of interest to their friends. The more friends you have who care about a particular piece of information [...] the likelier you are to hear about it as well. The corollary is also true: things that none of your friends or their friends care about are unlikely to get to you. (Shirky 2008: 221; vgl. Q5)

 

Eli Pariser ist einer der Experten in Bezug auf das Thema  "Filter Bubbles" (vgl. Q6). Besonders spannend ist sein kurzer Vortrag im Rahmen der TED Talks - Beware online "filter bubbles":


Quelle (10.5.2012)

 

Fazit

 

Dadurch, dass Facebook, Google, Twitter & Co. die Postings, Suchergebnisse etc. nach unseren "Vorlieben" algorithmisch zusammenstellen - also individualisieren - kommen bei uns nicht alle Informationen an, die vielleicht von Interesse sind. Dadurch wird das Credo der "Offenheit" und "Freiheit" des Web (insbesondere des Web 2.0) in Frage gestellt. Besonders wichtig erscheint es deshalb, sich auch außerhalb seiner sozialen Netzwerke auf dem Laufenden zu halten und sich nicht blindlings auf die Informationen aus dem Social Web zu verlassen.

In einer Diskussion im Seminar "Aktuelle Phänomene der ICTs" wurde andererseits auch auf die Potenziale von Social Networks im Zusammenhang mit der Informationsfilterung hingewiesen: Wenn man sich sein Netzwerk klug zusammenstellt, kann man sich in Zeiten des Informationsüberflusses sein eigenes "News-Netzwerk" aufbauen, in dem man wirklich die Informationen erhält, die man sich wünscht. Vielleicht auch ein nicht unwesentlicher Aspekt!

 

Quellen

 

Q1: Beitrag "Web und Gesellschaft".

Q2: Brach, Kai (2011): Of selective exposure and social filtering: do Facebook and Twitter make us only listen to what we want to hear?

Q3: Düringer, Roland (2012): Video "Wutbürger".

Q4: Wikipedia: "Here Comes Everybody".

Q5: Shirky, Clay (2008): Here Comes Everybody. The Power of Organizing Without Organizations. London: Penguin.

Q6: Website Filterbubble

 

Alle Links wurden zuletzt am 10. Mai 2012 aufgerufen.

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Montag, 2. April 2012
Gläserne Nutzer durch IPv6

 

In der VU wurde bereits kurz angeschnitten, dass aufgrund der Einführung von IPv6 neue Probleme bezüglich des Datenschutzes befürchtet werden. Dieses Thema scheint wie maßgeschneidert für meinen Blog, da ich mich in meinem Co-Referat auch mit Datenschutz beschäftige.

 

Was macht IPv6?

 

Ich stellte mir zunächst die Frage, warum es durch IPv6 zu einer Verschlechterung des Datenschutzes im Vergleich zu heutigen Standards kommen soll?

Zunächst ein kleiner Ausflug zum heutigen Standard IPv4. Die verfügbaren Adressen von IPv4 (vgl. Q1) sind bereits seit längerer Zeit ein knappes Gut – aus dieser Not heraus wurde quasi eine „dynamische Adressverwaltung“ geboren, bei der ein Provider die jeweilige IP-Adresse mehreren Usern zur Verfügung stellt. Man bekommt also bei jeder neuen Einwahl ins Netz  eine andere IP zugeordnet.

IPv6 (vgl. Q2) hingegen bietet nahezu unendlich viele IP-Adressen. Theoretisch könnte dadurch jedem einzelnen Gerät eine eigene IP zugewiesen werden, welche dieses Gerät dann auch ein „Leben“ lang behält.

 

Einen kurzen Überblick über die Thematik bietet ein Video von Galileo - einfach auf das Bild klicken, eine direkte Einbindung war leider nicht möglich!

 100 Sekunden IPv6

Quelle (6.4.2012)

 

Datenschützer befürchten nun, dass diese „statischen“ IP-Adressen dazu führen, dass User noch einfacher und umfassender im Netz ausspioniert werden können. Hier beispielhaft ein Zitat von Frank Rieger (FAZ.net) (vgl. Q3):

"Mit der in den nächsten drei Jahren erfolgenden Umstellung des Internets auf das neue Adress-System „IPv6“ droht eine gravierende Änderung: die individuelle Verfolgbarkeit jedes unserer Online-Schritte über lange Zeiträume hinweg. Denn die neuen Internet-Adressen verändern sich fast nie - im Gegensatz zu der derzeitigen, veränderlichen Nummernzuteilung."

 

Gegenmaßnahmen

 

Um die User nicht gänzlich zu verunsichern, steuern IPv6-Befürworter bzw. auch die Telekommunikationsanbieter gegen. Sie versprechen, dass durch sogenannte „Privacy Extensions“ (vgl. Q4) eine längere Verfolgung einzelner Geräte nicht möglich sein soll.

Die Deutsche Telekom sichert den Usern weitere Hilfsmittelchen zu, um halbwegs anonym im Netz surfen zu können. Hierzu gehören dynamische Adressbestandteile (/56-Netzpräfixe) oder auch die Möglichkeit bei Router-Neustart (also Internetverbindung trennen und neu verbinden oder einfach den Stecker ziehen ;) ), über einen „Privacy-Button“ ein komplett neues Präfix zu erhalten. Hier wird noch ganz gut erklärt, was ein Präfix überhaupt ist (vgl. Q5).

In Österreich forciert übrigens die IPv6 TaksForce Austria (vgl. Q6) die Einführung von IPv6 und entkräftet Datenschutzbedenken (vgl. Q7).

 

Fazit

 

Die Gefahren durch "persönliche" IP-Adressen, wie sie IPv6 ermöglichen kann, sind offensichtlich – alles, was ich als einzelner User im Netz mache, kann anhand der IPs meiner Endgeräte nachvollzogen werden. Datenschutz auf Nimmerwiedersehen!

Umso wichtiger erscheint es, dass neben den Standard-Datenschutzfunktionen (den „Privacy Extensions“) weitere Maßnahmen getroffen werden, um den User vor der gläsernen Zurschaustellung im Internet zu schützen. Auch Datenschützer treten explizit dafür ein, da die "Privacy Extensions" angeblich nur eine unzureichende Anonymisierung gewährleisten sollen.

 

Weiterführende Links

 

IPv6-Rat

Netzpolitik.org

World IPv6-Day

Deutsche Telekom: Datenschutztechniken

Spiegel Online Netzwelt: IPv6

 

Quellen

 

Q1: Elektronik Kompendium: IPv4.

Q2: Elektronik Kompendium: IPv6.

Q3: Rieger, Frank (2011): Das kommende Vorratsdatendrama. FAZ.net

Q4: Elektronik Kompendium: Privacy Extensions (IPv6).

Q5: Hempel, Tino: IP-Adressierung.

Q6: IPv6 Taskforce.

Q7: Heuse, Marc (2011): IPv6 ein Security-Albtraum. Derstandard.at

 

Alle Links wurden zuletzt am 2. Mai 2012 aufgerufen.

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Freitag, 23. März 2012
Siri als Realisierung des Knowledge Navigators?

 

Die Vision des "Knowledge Navigators" (vgl. Q1) von Apple Ende der 1980er scheint zumindest teilweise heute bereits realisiert zu sein - in einigen Bereichen wurde die Vision sogar übertroffen: Touchscreen, Videotelefonie, Terminplaner, grafische Benutzeroberfläche usw.

Besonders ins Auge (oder eher ins Ohr :)) gestochen ist mir die sprachliche Steuerung mittels KI (vgl. Q2) - vielleicht deshalb, weil Apple erst im vergangenen Jahr mit dem IPhone 4s "Siri" ins Leben gerufen hat (vgl. Q3).

 

Quelle (23.2.2012)

 

Vision und heutige Realität unterscheiden sich aber in der Qualität der Umsetzung: Was beim "Knowledge Navigator" als intelligente Gesprächsführung mit einem personalisierten Avatar erträumt wurde, steckt bei "Siri" noch in den Kinderschuhen (vgl. hierzu auch die Diskussion zur Analyse; Q1).

 

Knowledge Navigator

 

Der "Knowledge Navigator" bietet allgemein die Optik eines Buches (erinnert mich persönlich sehr an die heutigen Tablets), einen Touchscreen bzw. Gestensteuerung, grafische Benutzeroberfläche, die Möglichkeit zur Kollaboration/ Vernetzung, Videotelefonie, einen Terminplaner, Simulationen und natürlich der intuitiven Gesprächsführung.

Letztere ermöglicht es, sich mit dem Gerät wirklich so zu unterhalten, wie mit einer Person - eine Steuerung mittels Sprache wird damit möglich und funktioniert einwandfrei. Die KI zeigt sich in diesem Szenario vor allem dadurch, dass intelligente Gespräche möglich sind - der "Knowledge Navigator" kann auch komplexe Zusammenhänge bzw. Kontexte erkennen und entsprechend reagieren.

 

Siri


Apple verspricht, dass man mit "Siri" mittels Stimmeingabe Nachrichten senden bzw. sich diese vorlesen lassen kann. Desweiteren soll es möglich sein, Termine zu planen, sich an bestimmte Dinge erinnern zu lassen oder sich einfach morgens von "Siri" wecken zu lassen.

Anhand von Kontaktdetails soll "Siri" erkennen können, wer zur Familie, zu den Freunden oder den Kollegen gehört - dadurch können quasi-intuitive Gespräche entstehen, bei denen "Siri" anhand des Kontextes erkennt, was der IPhone-Nutzer möchte.

Um diese Features umsetzen zu können, greift "Siri" auf integrierte Apps des IPhones zurück. Desweiteren garantiert Apple ein proaktives, also initiatives Agieren von "Siri" anstatt der Devise: "Abwarten und Tee trinken" (vgl. Q4).

 

Fazit


Die Unterschiede zwischen dem "Knowledge Navigator" und "Siri" sind beträchtlich. Zunächst fällt auf, dass "Siri" a) durch eine Frauenstimme verkörpert wird (obwohl "Siri" von sich selbst sagt, ES sei geschlechtslos) und b) keinen eigenen Avatar und somit keine Visualisierung besitzt.

Abseits dieser augenfälligen Unterschiede hinkt "Siri" in der Technik hinterher. Obgleich die Kommunikation mit "Siri" teilweise ganz passabel funktioniert, ist es noch nicht möglich, ein intuitives Gespräch wie mit der KI im  "Knowledge Navigator" zu führen. Folgendes Video zeigt deutlich die Potentiale und Einschränkungen von "Siri":

 

Quelle (23.3.2012)

 

Kreativität zeigt "Siri" beispielsweise in der Antwort auf den Sinn des Lebens: 42 - ein Zitat aus "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams (vgl. Q5).

Trotz allem ist "Siri" noch nicht mit der Vision des "Knowledge Navigators" bzw. auch teilweise Apples heutiger Produktwerbung kompatibel - das führt bei so manchen Nutzern zu enttäuschten Erwartungen und brachte Apple bereits eine Sammelklage ein (natürlich "im Land der begrenzten Unmöglichkeiten") (vgl. Q6).

 

Quellen


Q1: Beitrag Knowledge Navigator.

Q2: TU Graz: Einführung in die künstliche Intelligenz.

Q3: Apple.com: Siri.

Q4: Apple.de: Siri.

Q5: Ausschnitt aus "Per Anhalter durch die Galaxis".

Q6: Die Presse (2012): Enttäuscht von Siri. iPhone-Kunde verklagt Apple.

 

Alle Links wurden zuletzt am 23. April 2012 aufgerufen.

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