Propaedeutikum Aufgabe 4: Geschäftsmodelle im Web | Shareconomy
claudia.scheba.uni-linz, 28. Oktober 2013, 19:02
Mit der Demokratisierung des Internets haben sich wirtschaftliche Strukturen gewandelt. Neue Geschäftsmodelle basierend auf dem World Wide Web haben sich entwickelt. Ein wesentlicher Unterschied zum analogen Marktplatz sind die geringen Grenzkosten: "Ein Bit zu vervielfältigen kostet nichts". Das Internet hat nicht nur neue Geschäftsmodelle hervorgebracht, sondern auch altbewährte Modelle, wie z. B. das Auktionsformat, haben sich im Web neu erfunden. Konnte man sich bisweilen auf keine konkrete Definition des Begriffes Geschäftsmodell einigen, so umfasst dies im Wesentlichen die Arbeitsweise eines Unternehmens wie es einerseits einen Nutzen für den Kunden stiftet und andererseits wie es daraus Erträge erzielt. Genauso schwierig sich auf eine gültige Definition zu einigen, ist es webbasierte Geschäftsmodelle zu kategorisieren. [Q1][Q2] Schlie, Rheinboldt und Waesche (2011) finden in ihrem Versuch Internetunternehmen zu systematisieren folgende Unterteilungen:
Online Handel
Das Online-Pendant für die klassischen Brick and Mortar Geschäfte. Produkte werden nicht im stationären Handel eingekauft, sondern über Online-Plattformen. Das Aushängeschild für dieses Geschäftsmodell ist Amazon. 2011 wurden alleine in Deutschland Waren im Wert von ca. 3,9 Mrd. Euro umgesetzt. Eine komplexe Logistik, teure Rücksendungen von Kunden sind Herausforderungen mit denen Online-Händler konfrontiert sind. [Q1]
Provisionen
Es wird ein virtueller Marktplatz geschaffen wo Käufer und Verkäufer zusammengeführt werden. Bei jeder erfolgreich durchgeführten Transaktion behält sich der Plattformanbieter einen Teil des Verkaufswertes ein. Im Gegensatz zu Online-Händler fällt das Risiko von Produkthaftungen, Rücksendungen und Logistik weg. Ebay kann hier als Beispiel angeführt werden. [Q1]
Werbung
User können zwar das Angebot auf der Website kostenlos nutzen, müssen dafür aber rechnen mit Werbeschaltungen (textbasierte Anzeigen, Banner-Werbung, Pop-ups, etc.) konfrontiert zu werden. Niemand versteht das Geschäft der Werbung so gut wie Google. User können gratis in den unendlichen Weiten des Web suchen, Kartendienste in Anspruch nehmen, Speicherplatz in der Cloud nützen und vieles mehr. Im Gegenzug sammelt Google Informationen über unser Such-/Surfverhalten um Werbung gezielt und effektiv einsetzen zu können und so Werbeeinnahmen zu maximieren. [Q1]
Abonnement
Gegen eine monatliche oder jährliche Abonnementsgebühr erhält der User Zugriff auf bestimmte Leistungen. Bei Statista können gegen eine monatliche Abo-Gebühr und einer Laufzeit von einem Jahr, sämtliche Statistiken und Fakten sowie ein Branchenreport in einem gewünschten Format heruntergeladen werden. [Q1]
Freemium
Bei diesem Modell wird die Basisversion gratis angeboten um eine Vielzahl an Usern anzulocken, um diese später im Idealfall zu überzeugen zur kostenpflichtigen Premiumversion zu wechseln. Das soziale Netzwerk Xing bietet eine kostenfreie Basisversion an, die Usern bereits einen gewissen Nutzen stiftet. Um weitere Leistungen in Anspruch nehmen zu können, kann man seinen Xing-Account auf eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft aufwerten. [Q1]
Vertrieb von Lizenzen
In diesem Geschäftsmodell verdient ein Unternehmen mit dem Verkauf von digitalen Produkten sein Geld. Apple gelang es mit iTunes und dem App-Store ein ertragreiches Modell zu finden, das als hervorragende Ergänzung der Soft- und Hardwareprodukte fungiert. [Q1]
Shareconomy - nicht besitzen sondern teilen!
Ob Shareconomy, Collaborative Consumption, Kokonsum oder P2P Economy - hinter diesen unterschiedlichen Begriffen steckt ein und dasselbe Konzept, nämlich das Teilen von materiellen (Autos, Wohnungen, Alltagsgegenständen, etc.) sowie immateriellen Ressourcen (Wissen, Erfahrungen, etc.). Durch diese Bewegung wird eine neue Denkrichtung angestoßen: Nicht das Besitzen von Gegenständen stellt die zentrale Thematik dar, sondern das Teilen und Tauschen von Ressourcen ist bedeutend. [Q3]
Wird oftmals behauptet, dass dieses Phänomen kein neues nicht ist, so hat die Bewegung mit dem Web und den sozialen Netzwerken eine neue Dynamik erfahren. Das Internet bietet Werkzeuge, die das Teilen und Tauschen von Gegenständen auf eine neue Ebene setzt und den Weg für neue Geschäftsmodelle eröffnet. [Q4] Man findet bereits eine breite Palette an verschiedensten Plattformen, die es Usern ermöglichen peer-to-peer angefangen von Alltagsgegenständen über Wohnungen und Autos bis hin zu Lebensmittel zu teilen und zu tauschen. [Q5] "Nutzen statt Besitzen" - immer mehr Menschen folgen diesem Gedanken. Für viele ist vor allem ein nachhaltiger Lebensstil ein Anliegen, aber auch der Aspekt Geld sparen zu können ist ein starkes Argument sich des Teilens zu bedienen. Weiters, ist Sharing gesellig - es werden neue Kontakte geknüpft bzw. bestehende Beziehungen gepflegt. [Q6]
Sharing bezeichnet keinen kurzlebigen Hype mehr, sondern entwickelt sich vielmehr zu einem nachhaltigen Trend, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Laut einer Studie von Bitkom sind 85% der Befragten in Deutschland offen gegenüber dem Teilen von Dingen. Immerhin 17% geben an zumindest hin und wieder Autos, Wohungen, Werkzeuge oder dergleichen auf Plattformen im Internet teilen. Ist Sharing von digitialen Inhalten schon allgegenwärtig, so nimmt auch die Bereitschaft physische Güter zu teilen immer mehr zu. Die Shareconomy bietet nicht nur einen Nährboden für neue Geschäftsmodelle sondern auch bereits bestehende Unternehmen sind gefordert diese Bewegung in ihren Geschäftsmodellen und Prozessen zu berücksichtigen und darauf zu reagieren. [Q7]
Leihdirwas.de
Ein Unternehmen, das sein Geschäftsmodell in der neuen Ökonomie des Teilens begründet ist leihdirwas.de.
Quelle: Youtube.com
Das leihdirwas.de wurde 2010 von Mark und Michael Aechtler in Stuttgart gegründet. Das Unternehmen definiert sich als Verleihplattform für Privatpersonen. Besitzt jemand Gegenstände, die man eigentlich nicht immer benötigt, so kann man diese auf leihdirwas einstellen und an andere Personen gegen Entgelt borgen. Die Plattform soll "Menschen online vernetzen, um sich offline zu helfen", lautet das Motto der Gründer. Über 8.000 Artikel kann man bereits auf der Plattform finden, Tendenz steigend. Grundsätzlich kann man fast alles über leihdirwas verleihen, die einzige Einschränkung die es seitens des Unternehmens gibt ist Geld. Das Geschäftsmodell der Plattform beruht auf Umsatzprovisionen. Bei jeder erfolgreich durchgeführten Verleihtransaktion behält sich leihdirwas.de 15% der bezahlten Mietgebühr ein. Rund um die Plattform soll auch eine aktive Community entstehen. Hat man etwas verliehen oder geliehen kann man die Transaktion sowie die Qualität des Artikels bewerten. Dies soll vor allem als Qualitätssicherung dienen, um Usern ein sorgenfreies Leiherlebnis zu bieten und an die Plattform binden zu können. Für Skeptiker, die nicht blind ihre Sachen an Fremde verleihen wollen, bietet das Unternehmen die leihdirwas-Garantie, wo alle Artikel bis 500 € geschützt sind. [Q8][Q9]
Quellen:
[Q1] brand eins "Digitiale Wirtschaft: Von Perlen und Luftblasen", Juli 2012
[Q2] Digital Enterprise "Business Models on the Web", aufgerufen am 28. Oktober 2013
[Q3] KoKonsum.org "Alles zur Shareconomy - denn wer teilt, hat mehr!", aufgerufen am 26. Oktober 2013
[Q4] Die Welt "Leihen und mieten statt kaufen und bieten", 28. Februar 2013
[Q5] Deutsche Start-ups "Sharing Economy: Alle Konzepte und Plattformen auf einen Blick", 2. Juli 2013
[Q6] GDI Think Tank "Sharing: Die Zukunft des Teilens", aufgerufen am 26. Oktober 2013
[Q7] Bitkom "Das Internet schafft eine Kultur des Teilens", 4. März 2013
[Q8] leihdirwas.de "Leihen und Verleihen", aufgerufen am 26. Oktober 2013
[Q9] Business Angels Region Stuttgart "E-Leih statt Ebay", 11. April 2013
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