Exkurs PRISM/US-984XN
Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 13. Juni 2013, 13:18
Die Diskussion um das (bisher unbestätigte) Datensammeln der NSA hat in den vergangenen Tagen zahlreich Berichte in klassischen, wie interentbasierten Medien induziert. Aus gegebenem Anlass wird nachfolgend eine viel beachtete Präsentation zur Diskussion gestellt.
Betrachten Sie es als Ihre demokratiepolitische Pflicht - nicht als Aufgabe im Rahmen der Lehrveranstaltung - zu diesem Thema mittels Kommentars Stellung zu nehmen.
Überwachung von sicherheitsrelevanten Information oder des normales Volkes?
robert.starzer.uni-linz, 16. Juni 2013, 13:51
Wie können mit dieser Technologie intelligente Terroristen überwacht werden, die ihre Datenkommunikation per VPN/kryptografische Maßnahmen verschlüsseln? Erwischt man damit nur die "Dummen"? Mehr dazu auch hier.
Was ist der Grund der Daten-Sammelaktionen?
alexander christian.voura.uni-linz, 17. Juni 2013, 09:03
Die interessanteste Frage für mich in diesem Zusammenhang ist, wie viel Geld die Firmen wie beispielsweise Apple und Microsoft für die Teilnahme am Programm bekommen?
Dass unsere Daten gesammelt werden und die Techniken zur Überwachung seit Jahren gegeben sind, ist ja kein neuer Hut. Die Frage ist halt, wie man damit umgeht. Dass mein Mobilfunkbetreiber meine Nutzungsdaten hat und damit ein Verhaltensprofil meiner Person erstellen könnte (mit wem telefoniere ich am häufigsten und wann? Wohin telefoniere ich? Wie viele SMS schreibe ich im Monat? Schreibe ich der Person, mit der ich am häufigsten telefoniere, auch SMS?) ist evident. Wenn er die Daten aber weiterverkauft, dann weiß ich nichts davon und bin damit nicht einverstanden.
Ich meine es ist ja auf Social Media Kanälen wirklich spannend, wie viele Informationen Menschen freiwillig von sich preisgeben- und die Konsequenzen nicht bedenken, vielfach auch deswegen weil das technische Verständnis fehlt. Hier müsste sehr viel mehr Aufklärungsarbeit passiere seitens den Providern, privaten Schulungsanbietern und auch der Politik. Was auf Facebook alles öffentlich einsehbar ist, wenn man das Profil nicht schützt und dass es technisch ganz einfach ist, alles zu archivieren, wissen viele einfach wirklich nicht. Und das Wissen darüber ist der erste und beste Schutz für jeden Internetuser.
Dass unsere Daten sorglos weiterverkauft werden, ist aus meiner Sicht ethisch verwerflich. Die Frage ist, was die NSA dann mit den Daten von mir anfangen will. 99% sind Daten die für sie wahrscheinlich uninteressant sind. Oder was ist der Sinn dahinter? Die Al Quaida wird so gescheit sein, andere Kanäle zur Kommunikation zu nutzen oder haben genügend Spezialisten, die die Spuren im Netz verwischen oder umleiten. Was bringt das Ganze dann also? Die Normalbürger zu überwachen kann aus meiner Sicht nur kommerzielle Hintergründe haben.
Denn wenn ich weiß, was die Menschen denken, welche Ängste und Träume sie haben, wie sie leben, dann kann ich die ganze Politik, Werbung, Regierungsarbeit und alles andere danach ausrichten. Keine Marktforschung der Welt bringt die Ergebnisse zusammen, die aus dem Überwachen der Emails und Telefonate und der Internetspuren von Menschen zu gewinnen sind. Das ist der einzige Grund- totale Kontrolle und damit Unterwerfung und Ausbeutung der Menschen! Wir sind von echter Demokratie sehr weit entfernt und entfernen uns immer mehr davon.
everybody is watching you
barbara.wagner.uni-linz, 18. Juni 2013, 21:17
Dass die USA bereits ziemlich viele Daten von Ausländern sammeln - zB bereits vor der Einreise in die USA ist bekannt - daher schreckt es mich jetzt nicht so, dass sie auch Daten von amerikanischen Unternehmen "kaufen", "sammeln" wie auch immer
Ich denke wir sind uns alle bewusst, dass das Internet sehr transparent ist und jeder soll für sich nur das preisgeben, was er auch in der Öffentlichkeit erzählen, schreiben, etc würde.
Wer weiß welche Daten von anderen Regierungen gesammelt werden?
Fakt ist mM nach, dass man dies nicht verhindern kann --> man kann jedoch selbst versuchen nur so wenig wie möglich bekannt zu geben bzw. sorgsam mit seinen Daten umzugehen!
Eigentlich schon eine Frechheit, aber nicht verwunderlich
hans-peter.leithinger.uni-linz, 18. Juni 2013, 22:05
Ehrlichgesagt hätte es mich überrascht, wenn man beweisen hätte können, dass die NSA oder ein anderer Geheimdienst das Internet nicht als erste Quelle für "geiheime" Informationen nutzen würde. Im Wissen, dass viele von uns (wenn nicht jeder) bereits Urheberrechtsverletzungen begangen hat und im Internet schon ein paar mal in einer legalen Grauzone sich befunden hat kommt für mich in diesem Zusammenhang ein Schluss zustande. Eigentlich interessiert es keinen was die Privatperson macht. Interesse besteht an statistischen Ergebnissen die aus solchen Daten gewonnen werden können und ja, vielleicht gibt es auch ein Sicherheitsinteresse. Dass solche Methoden nicht legitim sind ist klar, dass wir in der digitalen Welt nicht unsichtbar sind, sollte allerdings auch jedem klar sein.
magdalena.leitner.uni-linz, 4. Juli 2013, 13:07
Hier noch ein interessanter Beitrag vom fraktionsfreien EU-Parlament Mitglied Martin Ehrenhauser zum heute verabschiedeten Entschließungsantrag zu PRISM: PRISM und TEMPORA: Cyber-Terror gegen die Bevölkerung
Ansichten zum Datenschutz
anja denise.leherbauer.uni-linz, 12. Juli 2013, 16:30
Die Diskussion um die Datensammlung der USA, ist noch immer in aller Munde. Zur Zeit beschäftigt die Flucht von Edward Snowden die Öffentlichkeit. Während die meisten in Zusammenhang mit dem Datensammlungsskandal der NSA mit Entrüstung reagieren, gibt es andere die wiederum nicht sonderlich verwundert sind und manche würden zum Schutze vor Terrorismus auf ihre Privatsphäre verzichten. Einen interessanten Auszug hierzu von Thomas L. Friedman (New York Times) vom 11 Juni 2013:
Yes, I worry about potential government abuse of privacy from a program designed to prevent another 9/11 — abuse that, so far, does not appear to have happened. But I worry even more about another 9/11.... If there were another 9/11, I fear that 99 percent of Americans would tell their members of Congress: “Do whatever you need to do to, privacy be damned, just make sure this does not happen again.” That is what I fear most. That is why I’ll reluctantly, very reluctantly, trade off the government using data mining to look for suspicious patterns in phone numbers called and e-mail addresses — and then have to go to a judge to get a warrant to actually look at the content under guidelines set by Congress — to prevent a day where, out of fear, we give government a license to look at anyone, any e-mail, any phone call, anywhere, anytime.
Die Datensammlung wird mit dem Kampf gegen Terrorismus gerechtfertigt. Meiner Meinung nach drängt sich hier die Frage auf, ob sich diese Datensammlungsaktionen wirklich mit dem Kampf gegen Terrorismus rechtfertigen lassen, oder ob nicht auch andere Motive dahinterstecken? Schenkt man der Rechtfertigung Glauben, dann sollte man sich aber fragen, wieviel Freiheit ist man bereit aufzugeben, um dafür "Sicherheit" zu gewinnen? Eine schwierig zu beantwortende Frage, die viele Opfer des 9/11 (siehe Zitat Thomas L. Friedman) sicher anders beantworten würden als so manche von uns. Jedoch spielt es keine Rolle, wer diese Frage wie beantworten würde, denn die Daten werden so und so gesammelt. Die Entscheidungsfreiheit liegt nicht beim Einzelnen.