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Gedanken und Ansätze begleitend zu webscience @ JKU
27
Februar
2014

Dieser Artikel kann hier als .pdf eingesehen werden.

 

Um den Mainstream zu beurteilen, der sich aktuell mehr, oder auch weniger im Mobile Business ausbreitet, habe ich bewusst die Geschehnisse des diesjährigen GSMA Mobile World Congress (MWC) in Barcelona abgewartet, da hieraus wohl die aussagekräftigsten Entwicklungen erkennbar werden.

Mehr dazu später.

Vorraussetzungen

Es braucht gerade in der Mobilität der digitalen Wertschöpfung einer Anzahl an bestimmten Vorraussetzungen, nach deren Bestehen zu beurteilen ist, ob der Mainstream-Gedanke auch umzusetzen möglich ist.  Abgesehen von den zahlreichen Ausprägungen rund um die Theoretischen Ansätze des Digital Divide und seine Auswirkungen der Nicht-Netznutzer gegenüber der Netzcommunity, will ich hier einen eher praktischen Ansatz aufgreifen und mich folglich mit der regional unterschiedlichen Umsetzung mobiler Services beschäftigen.

Zuerst möchte ich auf einen wissenschaftlichen Artikel [Q1] näher eingehen, auf den ich bei meiner Recherche gestoßen bin. Er behandelt einen Vergleich der Geschäftsmodelle und Märkte rund um Mobile Business in Japan und Finnland, zwei Länder mit hohem technologischen Innovationspotential, jedoch unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Herangehensweisen.

Wie der Artikel veranschaulicht gab es in den letzten 20 Jahren international sehr unterschiedliche Ansätze, wie mobile Dienstleister ihre Geschäftsmodelle aufbauten, Kooperationen und Synergien schmiedeten und ihre Leistungen und Produkte den Kunden näher zu bringen versuchten. Eine annähernd nahtlose Gleichschaltung der Vorgehensweise von Geräteherstellern und Internet Providern, den Markt zu erziehen und Kunden zu konditionieren, ist zwar zu einem gewissen Teil, aus Sicht des technologischen Fortschritts, zu begrüßen, jedoch keine Selbstverständlichkeit. D.h. die Voraussetzungen für Mobile Business können so unterschiedlich sein, dass es bei den Kunden zu regional unterschiedlichen Nutzerverhalten führt. Das besondere an dieser Studie, ist die vergleichende Herangehensweise, die ein Bewusstsein dafür hervorruft, wie unterschiedlich sich Mobile Geräte und mobile Anwendungen in völlig von einander unabhängigen Regionen entwickelt haben. Alleine deshalb lässt sich erkennen, dass der Ansatz eines Mainstreams im Mobile Business nicht global gleichgeschaltet werden darf:

Japan hat lange Zeit bei seinem Angebot an Mobile Services auf Vertikale Integration gesetzt. Drei Anbieter, die nach dem "One-stop Shopping" Prinzip handelten, deckten, angefangen mit Geräten und Verträgen, bis hin zu Online Portalen und Service Dienstleistungen alle Bereiche des Mobile Business ab. Der Anbieter bestimmte, welche Geräte benutzt werden sollen und welche Dienste im gekauften Vertrag genutzt werden konnten. Es konnte kein individualisierter Service gebucht werden. Angesichts dieser Geschäftsmodell-Konstellation ist nicht nur die Gefahr groß, dass durch die Komplexität der Dienstleister die Vielfalt der Technologischen Möglichkeiten nicht mehr gewährleistet werden können, auch das Hereinbrechen von auf hoch spezialisierten Nischen aufbereitete Konkurrenten ist vorprogrammiert.

Finnland hat als Mutterland des Handy-Riesen Nokia, orientiert an den heimischen Markt für Mobilgeräte, eine modularisierte, horizontale Integration etabliert. Trotz der früh geltenden Bestimmungen der EU, die SIM-Lock und Handy Branding den europäischen Mobilfunk Anbietern erlauben sollten, hat Finnland diese rechtlichen Möglichkeiten weiter verwehrt. Die Geräte wurden in Finnland lange Zeit von den Kunden zum regulären Verkaufspreis erworben und in einem der drei vorhandenen Mobilfunk-Netze mit unterschiedlichen Verträgen und Paketen der verschiedenen Portal-, Service-, Content- Anbietern betrieben. Deshalb sind die finnischen Tarife auch Weltweit die günstigsten. Das finnische Modell an Mobilen Services schafft es, durch seine Struktur, dass die "Global Player" der Mobilfunker am finnischen Markt nicht Fuß fassen konnten. Diese horizontale Integration drängt jedoch hin zu einer vertikalen Struktur, weil jene Anbieter, die sich als stärker erweisen, mit der Zeit auch nach vertikalen Expansion streben, um breiter Fuß zu fassen. Bestes Beispiel wäre dafür Nokia, die neben ihren Geräten mit eigenen Content Portalen und Dienstleistungen in den Markt traten.

Diese Modelle sind historisch gewachsen und habe gezeigt, dass sie, angesichts ihrer gegenläufigen Positionen, dem jeweils anderem Modell zustreben. Es pendelt sich im Laufe der Zeit beiderseits ein Mittelweg ein, auf dem der Markt, trotz der Differenzen,  aber unter Einbeziehung der technologischen Entwicklungen rund um die Thematik Mobile Business, einen einheitlichen Weg findet.

Gerade in einer Zeit, in der die neue Mobilfunk Technologie LTE breitflächig an den Kunden gebracht werden soll, ist zu erkennen, dass nicht nur im Mobilfunk Sektor Geschäftsmodelle im Wandel sind. [Q2] Auf Drängen der Internet Service Provider werden Streaming-Anbieter in Richtung der scheidenden Netzneutralität gedrängt, dass der internationale Datenverkehr durch Mobile Business ungeahnte Ausmaße annimmt. Dies ist am Beispiel Netflix klar zu beobachten: "Zuletzt hatte es immer wieder Berichte über einen Tempoabfall bei den Anschlüssen der Netzbetreiber Verizon und Comcast gegeben. Eine Statistik,die Netflix regelmäßig selbst erstellt, zeigte, dass die bei Comcast ermittelte Durchschnittsbandbreite für Netflix-Streams seit Oktober von 2,07 Mbit/s auf 1,51 Mbit/s im Januar gefallen war." [Q3] 

 

Innovationskraft als Messlatte für den Erfolg von Mobile Business

Neben den Vorraussetzung der Infrastruktur und aus Unternehmenssicht, trägt die technologische Weiterentwicklung der "Devices" mit welchen Mobile Business geschaffen wird, besser gesagt, deren Innovationskraft, dazu bei, ob die Benutzer die neu geschaffenen Möglichkeiten in ihrem Alltag antizipieren wollen. Denn es ist nicht zuletzt die Ungewissheit, ob sich der Einsatz und die Umkosten lohnen, die bei der Integration von Mobile Business entstehen. Schließlich bieten viele dieser neuen Technologien lediglich Möglichkeiten, aber keinen nachweislich fundierten Mehrwert.

Deshalb lohnt sich auch der anfangs angekündigte Rückblick auf den kürzlich beendeten MobileWorld Congress 2014:

Die Hersteller der Mobilen Geräte haben im letzten Jahr erkennen müssen, dass sich ihre Produkte, angesichts der Sensibilität rund um NSA, zu wahren "Datenschleudern" entwickelt haben. Hier versucht ein neuer Hersteller radikal das Ruder umzuschwenken und entwickelt das sog. "Blackphone". Es verspricht eine vollkommene Kontrolle über die eigenen Daten und verwendeten Anwendungen. Über spezielle Software soll das Telefonieren mit diesem Gerät abhörsicher ermöglicht werden. "Beim Blackphone soll die verschlüsselter Kommunikation sicher vor den Augen und Ohren Dritter sein. Das dafür entwickelte PrivatOS ist ein Android-Derivat." [Q4] Diese Entwicklung scheint ein wichtiger Schritt zu sein, wenn mit Mobile Business in Zukunft ernsthafte Überlegungen zu ertragreichen und weitgreifenden Geschäftsmodellen forciert werden sollen.

Die größten Entwicklungen, vielleicht aber noch eher zu den Trends zu rechnen, lassen sich ohne Zweifel bei den "Wearables" verzeichnen. Neben diversen Fitness-Armbändern holen jetzt auch die Big-Player der Mobil Geräte Produzenten auf und versuchen Wearables in die Smartphone - Phablet - Tablet Reihe zu integrieren. "Allerhand Wearables zählen bei sportlichen Aktivitäten den Herzschlag oder die Schritte, etwa der Bluetooth-Pulsmesser mit AMOLED-Display. Auch die Smartwatch Samsung Gear 2 kommuniziert mit dem Smarthphone über Bluetooth und zählt den Puls." [Q5]

Was jedoch auffällt ist, dass die klassischen Mobile Devices wie Smartphones und Tablets seit geraumer Zeit in einer Innovationskrise zu stecken scheinen. Die Produzenten der High-End Modelle versuchen sich gegenseitig puncto Eigenschaften zu übertrumpfen. Schnellerer Prozessor, bessere Kamera, höhere Displayauflösung. - Das sind die wesentlichsten Neuerungen neben der langsam beginnenden Verwertung von biometrischen Daten, zur Zeit der Fingerabdruck. 

 

Fazit

Was eindeutig nach dem MWC zu erkennen ist: DAS vorherrschende Ziel bleibt: Connected - Eine totale Vernetzung der Menschen und Dinge in unserer Welt. "Alle Menschen auf der Welt sollen ein Handy haben, mit dem sie ins Internet gehen. Und vom Auto bis zum Kühlschrank werden künftig alle möglichen Maschinen mit einer SIM-Karte ausgerüstet und sich diesem Netz anschließen." [Q5]

So schmeichelhaft, als auch etwas futuristisch, dieses Szenario auch klingen mag, bleibt für Mobile Business weiterhin ein Fragezeichen, da der Mainstream einerseits bereits weltweit Einzug gehalten hat, aber auch nicht in der zur Zeit vorherrschenden Form festgehalten werden kann. Zu viele Neuerungen in Nutzerverhalten und Angebot überströmen den Markt in Digital Business und versuchen, neue Akzente zu setzen, um sagen zu können, dass manche davon von Dauer sein könnten. 

In diesem Beitrag wurde festgestellt, dass es viele unterschiedliche Faktoren bedarf, um weitgreifende Aussagen zu der Zukunft des Mobile Business zu tätigen. Der Mainstream ist sicher vorhanden - und Mobile Business auch ein Teil davon.

 

[Q1]: Park J./Choi M.: A Cross-National Study on Mobile Business: How will ecosystems evolve?. Information Development 2014, Vol. 30(I), 9-21. 

[Q2]: http://futurezone.at/digital-life/auch-t-mobile-und-telering-erhoehen-tarife-und-gebuehren/53.335.624

[Q3]: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/videostreaming-netflix-investiert-in-verbindung-zu-comcast-a-955267.html

[Q4]: http://www.heise.de/ct/meldung/Die-Tops-und-Flops-des-Mobile-World-Congress-2127609.html

[Q5]: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Alles-wird-vernetzt-Der-Mobile-World-Congress-2014-schliesst-2126736.html