Citizen M(artina)edia
Freitag, 1. Juli 2005
Fremde ferne Zukunft?!

Wie wird sich unsere mediale Zukunft gestalten? Werden wir wirklich alle Kühlschränke besitzen, die für uns das Einkaufen erledigen und automatisch ein Mail von unserem Hausarzt bekommen, wenn unser Locus feststellt, dass bestimmte Werte in unserem Urin vom Gewünschten abweichen?! Werden wir in Zukunft mit einem kleinen Computer alle Geräte in unserem Haushalt steuern können und uns von unserem Fernseher Tipps geben lassen, welcher Film gerade zu unserer Gemütslage passt? Dass dies alles möglich ist, ist heute keine Frage mehr. Die Frage, die ich mir dabei aber stelle ist, welche Konsequenzen eine solche Entwicklung mit sich bringt und ob es auch Möglichkeiten gibt, selbst zu entscheiden, bei dieser Entwicklung mitzuziehen?!

Aktuelle Studien zeigen, dass das Internet immer mehr zum Alltagsmedium wird und mit seinen vielen Gesichtern (Informationssuche, Meinungsaustausch, Treffpunkt für Gleichgesinnte, Shoppingparadies, Geldtransaktionär, Tauschbörse etc.) nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken ist (siehe W3B Umfrage) Dabei werden auch die Ansprüche an das Medium und dessen Unterstützer - sprich Entwickler neuer Technologien - immer größer: Nach einer Umfrage des (N)Onliner Atlas 2005 wünschen sich die deutschen Internetuser vor allem kostenlosen Internetzugang, kostenlose Internet-Telefonie von jedem Standort aus sowie den Abruf von Fernsehprogrammen via Internet. Auch Spielfilme on-demand, Einkaufen übers Handy oder einen kleinen Computer mit Email-, Surf- und Telefonfunktion stehen weit vorn auf der Liste.

Dem gegenüber stehen Angst und andere Nutzungshemmnisse: Angst vor Möglichkeiten der Spionage - sei es nun via Handy oder über Internet -, Angst vor Computer-Viren und Sicherheitsmängel, die noch relativ teuer empfundene Internetverbindungen sowie generell eine gewissen Scheu vor dem Medium Internet seitens der "Neueinsteiger".

Langsam ist aber festzustellen, dass die Gruppe der "normalen" Internetnutzer immer mehr Einzug in das Netz hält. Das Medium Internet ist zum Volksmedium geworden. Nicht zuletzt durch die Etablierung von Weblogs ist es möglich auch ohne HTML oder ähnliche Kenntnisse sein eigenes Reich im World Wide Web zu erschaffen. Damit einher geht ein kultureller Wandel, der - wie Mario Sixtus schreibt - aus dem anonymen Netzwerkuser einen "wirklichen" Menschen macht, der das Medium Internet und dessen Community ernst nimmt und über Technologien wie Weblogs versucht sich Reputation aufzubauen, die er auch für sein "reales Leben" nutzen kann.

Welche Konsequenzen werden aber noch auf uns zukommen? Wie werden sich Gesellschaftsstrukturen entwickeln? Wenn sich unser gesamtes Leben auf die Nutzung der neuen Medien umstellt (Stichwort Bürgerkarte), wie wird dann mit Menschen verfahren, die keinen Zugang zum Internet haben oder keinen haben wollen? Wird es auch innerhalb der Community eine Klassenbildung geben? Welchen Einfluss hat das Internet auf unsere Kommunikations- und Verhaltenskultur? Können wir die Weitreiche unserer Handlungen im Internet eigentlich jemals richtig ab- und einschätzen, wenn dies uns selbst in kleinen Strukturen schwer fällt? Wie wird sich die nächste Generation entwickeln und wie wird sie damit umgehen, gleichzeitig in zwei Welten aufzuwachsen? Und welche Folgen wird das Medium auf unseren Körper und Geist haben (Stichwort Elektrosmog, Strahlung,
soziale Vereinsamung
) ?!

All das sind Fragen, auf die wir heute keine befriedigende Antwort geben können. Daher ist es umso wichtiger, sich bewusst und in kritischer Reflektion Gedanken darüber zu machen, wohin uns dieser Weg führen wird; welche neue Formen des Lebens damit verbunden sein werden und wie wir uns in der immer komplexer werdenden Struktur des Internets zurechtfinden und ein Leben führen können, das erfüllt ist von Sinn und Menschlichkeit. Die Zukunft wird es weisen.

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kim.schaller.Uni-Linz, Sonntag, 18. Dezember 2005, 14:38
ultimate couch potatoes?
deine (rethorische?) frage am textanfang finde ich interessant. diese zukunftsvision ist ziemlich erschreckend, scheint sie doch darauf hinzudeuten, dass wir ersten alle noch abhängiger von der umgegenden technik werden, als wir jetzt schon sind (schwer vorstellbar, oder :)) und zweitens sehe ich die gefahr der vereinsamung. wer nie mehr aus dem haus muss, weill alle plichten sich per internet erledigen lassen oder sogar automatisch von irgendwelchen superintellingenten einrichtungsgegenständen erledigt werden, läuft gefahr ein großer antriebsloser und sozial isolierter fleischhaufen zu werden.

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