Citizen M(artina)edia
Dienstag, 10. Januar 2006
Formatierung2

Wie wird sich unsere Zukunft gestalten? Werden wir wirklich alle Kühlschränke
besitzen, die für uns das Einkaufen erledigen und automatisch ein Mail von
unserem Hausarzt bekommen, wenn unser Locus feststellt, dass bestimmte Werte in
unserem Urin vom Gewünschten abweichen?! Werden wir in Zukunft mit einem kleinen
Computer alle Geräte in unserem Haushalt steuern können und uns von unserem
Fernseher Tipps geben lassen, welcher Film gerade zu unserer Gemütslage passt?
Dass dies alles möglich ist, ist heute keine Frage mehr. Die Frage, die ich mir
dabei aber stelle ist, welche Konsequenzen eine solche Entwicklung mit sich
bringt und ob es auch Möglichkeiten gibt, selbst zu entscheiden, bei dieser
Entwicklung mitzuziehen?!

Aktuelle Studien zeigen, dass das Internet immer mehr zum
Alltagsmedium
wird und mit seinen vielen
Gesichtern (Informationssuche, Meinungsaustausch, Treffpunkt für Gleichgesinnte,
Shoppingparadies, Geldtransaktionär, Tauschbörse etc.) nicht mehr aus unserem
Leben wegzudenken ist (siehe W3B
Umfrage
) Dabei werden auch die Ansprüche
an das Medium und dessen Unterstützer - sprich Entwickler neuer Technologien -
immer größer: Nach einer Umfrage des

(N)Onliner Atlas 2005
wünschen sich die deutschen Internetuser vor allem
kostenlosen Internetzugang, kostenlose Internet-Telefonie von jedem Standort aus
sowie den Abruf von Fernsehprogrammen via Internet. Auch Spielfilme on-demand,
Einkaufen übers Handy oder einen kleinen Computer mit Email-, Surf- und
Telefonfunktion stehen weit vorn auf der Liste.

Dem gegenüber stehen Angst und andere
Nutzungshemmnisse: Angst vor Möglichkeiten
der Spionage - sei es nun via Handy oder über Internet -, Angst vor
Computer-Viren und Sicherheitsmängel, die noch relativ teuer empfundene
Internetverbindungen sowie generell eine gewissen Scheu vor dem Medium Internet
seitens der "Neueinsteiger".

Langsam ist aber festzustellen, dass die Gruppe der "normalen" Internetnutzer
immer mehr Einzug in das Netz hält. Das Medium Internet ist zum
Volksmedium geworden. Nicht zuletzt durch
die Etablierung von

Weblogs
ist es möglich auch ohne HTML oder ähnliche Kenntnisse sein eigenes
Reich im World Wide Web zu erschaffen. Damit einher geht ein
kultureller Wandel, der - wie
Mario Sixtus
schreibt - aus dem anonymen Netzwerkuser einen "wirklichen" Menschen macht, der
das Medium Internet und dessen Community ernst nimmt und über Technologien wie
Weblogs versucht sich Reputation aufzubauen, die er auch für sein "reales Leben"
nutzen kann.

Welche Konsequenzen werden aber noch auf
uns zukommen? Wie werden sich Gesellschaftsstrukturen entwickeln? Wenn sich
unser gesamtes Leben auf die Nutzung der neuen Medien umstellt (Stichwort
Bürgerkarte), wie wird
dann mit Menschen verfahren, die keinen Zugang zum Internet haben oder keinen
haben wollen? Wird es auch innerhalb der Community eine Klassenbildung geben?
Welchen Einfluss hat das Internet auf unsere Kommunikations- und
Verhaltenskultur? Können wir die Weitreiche unserer Handlungen im Internet
eigentlich jemals richtig ab- und einschätzen, wenn dies uns selbst in kleinen
Strukturen schwer fällt? Wie wird sich die nächste Generation entwickeln und wie
wird sie damit umgehen, gleichzeitig in zwei Welten aufzuwachsen? Und welche
Folgen wird das Medium auf unseren Körper und Geist haben (Stichwort
Elektrosmog,
Strahlung,

soziale Vereinsamung
) ?!

All das sind Fragen, auf die wir heute keine befriedigende Antwort geben
können. Daher ist es umso wichtiger, sich bewusst und in
kritischer Reflektion
Gedanken darüber zu machen, wohin uns dieser
Weg führen wird; welche neue Formen des Lebens damit verbunden sein werden und
wie wir uns in der immer komplexer werdenden Struktur des Internets
zurechtfinden und ein Leben führen können, das erfüllt ist von Sinn und
Menschlichkeit. Die Zukunft wird es weisen.

 

Neue Errungenschaften, Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz,

Nutzung des Internets wird sich sicherlich noch weiter ausbreieten (alles vom
Artikel aufzählen) aber es herrschen auch noch immer hemmnisse und ängste im
bezug auf das neue Medium. müssen uns auch bewusst werden, dass unsere
hanflungen im neuen zeitaler vielleicht umfassendere konsequenzen haben, als wir
erdenken können (das denken muss sich auch noch weiten)

 

moderne Medien werden in unseren einfachsten Alltag integriert sein - sie
werden nicht mehr auffallen, da sie schon zu uns gehören, wie unser kleiner
Finger. Aber welche Auswirkungen hat das auf unsere Gesprächs- und
Verhaltenskultur im Umgang mit anderen? Welche Folgen hat der ständige Kontakt
zu den Medien für unsere körperliche Gesundheit, für unsere Psyche. Haben Körper
und Geist in dieser raschen und immer rascher werdenden Flut von Entwicklungen
überhaupt die Chance, sich anzupassen. Wird es in die selbe Richtung laufen, wie
die Slow Food Bewegung - dass wir des Öfteren bewusst dem Hype entfliehen und
sozusagen Urlaub machen von dem allgegenwärtigen Einfluss der Medien? Haben wir
überhaupt eine Wahl, sagen zu können: "Heute möchte ich ohne Technologie einfach
nur den Tag genießen"?

Wie werden sich Gesellschaftsstrukturen entwickeln? Um die dritte Welt
brauchen wir uns nicht mehr zu sorgen; die haben wir schon vor langer Zeit
abgehängt. Nun geht es um die Verschärfung des Digital Divide in den eigenen
Reihen: Wird es ein Bemühen gegeben, bislang von Internet etc. Ausgeschlossene
zu integrieren oder

Und gibt es auch innerhalb der Community eine neue Klassenbildung? (bspw.
zwischen Benutzern von Chatforen und Benutzern von geschlossenen
Expertenkreisen; Hypothese: die Chatbenutzer verlernen Syntax

noch nie sind wir Menschen auf der ganzen Welt so nah gewesen wie jetzt -
noch nie waren wir uns selbst und unseren Nächsten so fremd. Entfremdung durch
das Internet?

Kinder wachsen in einer neuen, veränderten Welt auf - auf diese Entwicklungen
muss reagiert werden (neue Formen des Lernens nicht nur andenken, sondern auch
begreifen.

auf lange Sicht wird man aber auf ein gesundes Maß an Medienkonsum
zurückkehren, da eines der Grundbedürfnisse des Menschen der perdönliche Kontakt
zu anderen ist - selbst die realitätsnächste Entwicklung von Virtualitäten
behält ihren Beigeschmack von Fälschung; was fehlt, ist die Würze, die das
eigentliche Leben ausmacht.

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