Der "neue" Digital Davide

In der Literatur wird aktuell ein "neuer" Digital Divide diskutiert. "Neu" bringt dabei zum Ausdruck, dass der Digital Divide mittlerweile eine Vielzahl an multi-komplexen Varianten aufweist und sich nicht mehr einfach über das bipolare Kriterium "have" und "not have" verstehen lässt. Vielmehr spielen neben "Zugang" auch Aspekte wie "Geschlecht", "Alter", "Nation"/"Wohnort" und "Haushaltsgröße" eine Rolle [1].

Die neue Dimension der digitalen Kluft wird auch hinsichtlich der aufkommenden Schlüsseltechnologie LTE interessant - vor allem deswegen, weil hat heute grundsätzlich jede/r NutzerIn Zugang zu Formen des mobilen Internets hat. Dies zeigen Zahlen über die Verbreitung von mobilen Endgeräten in Österreich, die "das Internet mobilisiert" haben [4]. Allerdings wird trotz dieses breiten Zugangs ein Aspekt hinsichtlich der neuen LTE Schlüsseltechnologie in Österreich interessant werden, nämlich ob überhaupt alle NutzerInnen den gleichen Zugang zu der neuen und weitaus schnelleren Schlüsseltechnologie haben werden. Denn genau an dieser Stelle könnte sich eine mobile, neue digitale Kluft abzeichnen.


Durch LTE: Verringerung oder neue Formen?

Auf diese Frage kann man eine ansatzweise Antwort finden, wenn man in die jüngste Vergangenheit in Richtung Lizenzveragbe von Frequenzen in Österreich blickt.

Die (aufgrund der extrem hohen Auktionserlöse vielerorts kritisierte [2]) Lizenzvergabepraxis von LTE in Österreich könnten zumindest hinsichtlich des Wohnortes der NutzerInnen die digitale Kluft vermindern: Damit niemand Frequenzen erwirbt um sie zu horten und später gewinnbringend weiterzuverkaufen, sind mit den Frequenzrechten sog. Versorgungsauflagen verbunden. Neben anderen detaillierten Auflagen muss z.B. jeder der drei Anbieter mit jedem Frequenzband separat spätestens ab November 2016 mindestens 25 Prozent der österreichischen Wohnsitze versorgen [5].

Allerdings werden hier nur von Zahlen und Daten für Österreich genannt. Sieht man sich den Status von LTE in internationalen Vergleich an [3], kommt man doch wieder auf die "alte" Version des Digital Divide zurück, der zwischen "have" und "not have" unterscheidet. Gerade hier wird deutlich, dass gerade Entwicklungsländer mit der Implementation der LTE-Technologie in Verzug sind, was auch gesellschaftliche Konsequenzen haben wird.


Quellen

[1] PB Brandtzaeg, J Heim, A Karahasanović (2011): Understanding the New Digital Divide - A Typology on Internet Users in Europe. In: Human-Computer Studies, no. 69, pp. 123-138.
[2] heise.de (2013): Wehklagen über teure LTE-Frequenzen in Österreich. URL: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wehklagen-ueber-teure-LTE-Frequenzen-in-Oesterreich-1983167.html
[3] Open signal.com (2013): The State of LTE. URL: http://opensignal.com/reports/state-of-lte/
[4] atmedia.at (2013): Smartphone-Verbreitung mobilisiert Internet-Nutzung. URL: http://www.atmedia.at/news/online/smartphone-verbreitung-mobilisiert-internet-nutzung/11-03-2013/18137/
[5] heise.de (2013): Österreich: Umfangreiche Frequenzversteigerung abgeschlossen. URL: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Oesterreich-Umfangreiche-Frequenzversteigerung-abgeschlossen-1983151.html