Topic: Propaedeutikum WebWi
Geschäftsmodelle (Business Models) sind Modelle, die in vereinfachter Form jene Prozesse abbilden, wie welche Ressourcen in ein Unternehmen fließen, wie diese durch den innerbetrieblichen Prozess der Leistungserstellung in Produkte und Dienstleistungen transformiert werden und wie diese Produkte und Dienstleistungen schließlich an den Endkunden vertrieben werden (vgl. Timmers 1999, S. 31, Wirtz 2001, S. 211 und Petrovic et al., 2001: S. 3). Sie beschreiben damit prägnant und doch aussagekräftig das Wesentliche eines ganzen Unternehmens, stellen also eine Aggregation wesentlicher Aspekte aus betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen dar. Damit geben sie einen kompakten Überblick und sind eine Art künstliche Repräsentation der Wirklichkeit (Schwickert, 2004: S. 3 und Petrovic et al., 2001: S. 3).
Neben dieser Begriffsabgrenzung wird unter dem Begriff "Electronic Business" die Anbahnung, Vereinbarung und Abwicklung elektronischer Geschäftsprozesse, d.h. Leistungsaustausch mit Hilfe öffentlicher oder privater Kommunikationsnetze/Computernetze, zur Erzielung einer Wertschöpfung verstanden. In diesen Prozessen können Privatpersonen, Unternehmen oder Administrationen einerseits als Leistungsanbieter, als auch als ?nachfrager auftreten (Meier & Stormer, 2005: S. 22 und Schwickert, 2004: S. 3). Innerhalb des Electronic Business-Begriffs lassen sich folgende Basis-Geschäftsmodelle unterscheiden (vgl. dazu Wirtz 2001, S. 230ff):
Commerce
Das Modell Commerce umfasst die Anbahnung, Aushandlung und/oder Abwicklung von Geschäftstransaktionen. Ziel ist die Unterstützung oder Substitution einer oder sämtlicher Phasen einer marktlichen Transaktion durch das Internet - wobei das Internet die Distribution bei physischen Gütern (natürlich) nur unterstützen kann (vgl. Schwickert, 2004: S. 6). Während die Distribution bei digitalen Produkten bzw. informationsbasierten Leistungen direkt über das Internet erfolgen kann, ist bei physischen Produkten insbesondere die Frage der Logistik zu klären. Sie hat sich mittlerweile zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor im Electronic Business herausgebildet. Eine besondere Rolle spielen innerhalb dieses Modells die Phasen der Anbahnung und Vereinbarung, da hier die Potenziale zu einer Kostensenkung durch das Internet besonders hoch sind.
Beispiel: Amazon (www.amazon.de)
Content
Hier geht es um Sammlung, Selektion, Systematisierung, Zusammenstellung und Bereitstellung von Inhalten. Bei den Inhalten kann es sich um Informationen, Bildungsangebote oder auch Unterhaltungs- oder Urlaubsangebote usw. handeln. Ziel ist es, den Nutzern diese Inhalte in personalisierter, einfacher, übersichtlicher und bequemer Art über das Internet zugänglich zu machen.
Beispiele: allgemeine Nachrichten wie z.B. Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften, spezielle Nachrichten für bestimmte, i.d.R. kleinere Zielgruppen; verschiedene Möglichkeiten der Online-Weiterbildung und des Online-Lernens
Connection
Dieses Geschäftsmodell zielt darauf ab, die erforderliche Infrastruktur für einen Informationsaustausch zwischen den Transaktionspartnern anzubieten. Dabei kann es sich um technische Infrastrukturleistungen (z. B. Zugang zum Internet durch Internet Service Provider), kommerzielle Dienstleistungen (z. B. Online-Banking) oder um kommunikative Dienstleistungen (z. B. das Angebot von Diskussionsplattformen, E-Mail oder Communities) handeln.
Beispiele: Yahoo! (www.yahoo.de) angebotene E-Mail-Dienst, Mailinglisten wie www.webgrrls.de oder Communities wie die Finanz-Community Bizcity www.bizcity.de.
Context
Gegenstand dieses Geschäftsmodells ist die Klassifikation und Systematisierung der im Internet verfügbaren Informationen. Sie werden auf der Basis spezifischer Anfragen im Internet gesucht, nutzerorientiert aufbereitet und dem Nutzer am Ende entsprechend präsentiert. Ziel dieses Konzeptes ist es, die Markttransparenz zu verbessern und dem Nutzer eine Orientierungshilfe auf dem Internet zur Verfügung zu stellen, in dem die im Internet verfügbaren Informationen durchsucht und gefiltert werden und der Nutzer somit auf logisch aufgebaute und strukturierte Informationen zugreifen kann.
Beispiel: Anbieter von Suchmaschinen wie Google
Sharing
Ein neuer Trend, der sich hinsichtlich ökonomischer Transaktionen abzeichnet, ist das sogenannte ?Sharing?. Dabei werden keine Güter verkauft, sondern nur ?verliehen?. Dieses Verleihen kann einerseits das Verleihen von physischen Gütern sein, aber auch das Verleihen von digitalen Gütern (z.B. Streaming von Musik oder Filmen gegen eine geringe Gebühr), weshalb es gerade für Bereiche im Electronic Business interessant wird: Durch die niedrigen Transaktionskosten, die durch die Internettechnologie entstehen, können die Nutzungsrechte für digitale Güter wie Filme oder Musik über einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt werden (vgl. Q1)
Allerdings werden auch kritische Stimmen rund um die Sharing-Economy laut. Kritikpunkte richten sich hier v.a. auf die angeblich positiven Gedanken hinter der Sharing Economy: So beruhe der Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber nicht auf Nächstenliebe oder, wie es die Rhetorik der Firmen vorgibt, auf ihrem Interesse daran, ?neue Leute kennenzulernen?, sondern vielmehr daraus, dass die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. In diesem Verständnis wäre die Sharing Economy nichts anderes als eine totale Dienstleistungsgesellschaft ? entsprechend bezeichnet der Theoretiker Evgeny Morozov die Sharing Economy als ?Neoliberalismus auf Steroiden?. Dass es ums Teilen geht, sei eine große Lüge der Sharing Economy, es geht um Tausch. Und wnn das System perfektioniert wird, lässt sich womöglich bald auch mit jenen heute noch selbstverständlichen Gefälligkeiten Geld verdienen (Q8)
Quellen
Q1: http://minnesota.publicradio.org/display/web/2013/08/12/daily-circuit-sharing-economy
Q2: http://www.minnpost.com/thirty-two-magazine/2013/06/next-new-economy
Q3: http://www.youtube.com/watch?v=AQa3kUJPEko
Q4: Meier, Andreas; Stormer, Henrik (2005): eBusiness & eCommerce. Management der digitalen Wertschöpfungskette. Springer: Wiesbaden.
Q5: Petrovic, Otto; Kittl, Christian; Teksten, Ryan Dain (2001): Developing Business Models for Ebusiness (October 31, 2001). Available at SSRN: http://ssrn.com/abstract=1658505
Q6: Schwickert, Axel C. (2004): Geschäftsmodelle im Electronoc Business ? Bestandsaufnahme und Relativierung. In: Arbeitspapiere WI, Nr. 2/2004. Universität Gießen.
Q7: Staun, Harald (2013): Der Terror des Teilens, in: FAZ, 22.12.2013 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/shareconomy-der-terror-des-teilens-12722202.html
Q8: Weinhardt, Christof; Blau, Benjamin; Conte, Tobias, Filipova-Neumann, Lilia; Meinl, Thomas; Michalk, Wibke (2011): Business Aspects of Web Services. Springer: Wiesbaden.
Q9: Wirtz, Bernd W. (2001): Electronic Business, 2. Aufl., Gabler Verlag: Wiesbaden
Neben dieser Begriffsabgrenzung wird unter dem Begriff "Electronic Business" die Anbahnung, Vereinbarung und Abwicklung elektronischer Geschäftsprozesse, d.h. Leistungsaustausch mit Hilfe öffentlicher oder privater Kommunikationsnetze/Computernetze, zur Erzielung einer Wertschöpfung verstanden. In diesen Prozessen können Privatpersonen, Unternehmen oder Administrationen einerseits als Leistungsanbieter, als auch als ?nachfrager auftreten (Meier & Stormer, 2005: S. 22 und Schwickert, 2004: S. 3). Innerhalb des Electronic Business-Begriffs lassen sich folgende Basis-Geschäftsmodelle unterscheiden (vgl. dazu Wirtz 2001, S. 230ff):
Commerce
Das Modell Commerce umfasst die Anbahnung, Aushandlung und/oder Abwicklung von Geschäftstransaktionen. Ziel ist die Unterstützung oder Substitution einer oder sämtlicher Phasen einer marktlichen Transaktion durch das Internet - wobei das Internet die Distribution bei physischen Gütern (natürlich) nur unterstützen kann (vgl. Schwickert, 2004: S. 6). Während die Distribution bei digitalen Produkten bzw. informationsbasierten Leistungen direkt über das Internet erfolgen kann, ist bei physischen Produkten insbesondere die Frage der Logistik zu klären. Sie hat sich mittlerweile zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor im Electronic Business herausgebildet. Eine besondere Rolle spielen innerhalb dieses Modells die Phasen der Anbahnung und Vereinbarung, da hier die Potenziale zu einer Kostensenkung durch das Internet besonders hoch sind.
Beispiel: Amazon (www.amazon.de)
Content
Hier geht es um Sammlung, Selektion, Systematisierung, Zusammenstellung und Bereitstellung von Inhalten. Bei den Inhalten kann es sich um Informationen, Bildungsangebote oder auch Unterhaltungs- oder Urlaubsangebote usw. handeln. Ziel ist es, den Nutzern diese Inhalte in personalisierter, einfacher, übersichtlicher und bequemer Art über das Internet zugänglich zu machen.
Beispiele: allgemeine Nachrichten wie z.B. Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften, spezielle Nachrichten für bestimmte, i.d.R. kleinere Zielgruppen; verschiedene Möglichkeiten der Online-Weiterbildung und des Online-Lernens
Connection
Dieses Geschäftsmodell zielt darauf ab, die erforderliche Infrastruktur für einen Informationsaustausch zwischen den Transaktionspartnern anzubieten. Dabei kann es sich um technische Infrastrukturleistungen (z. B. Zugang zum Internet durch Internet Service Provider), kommerzielle Dienstleistungen (z. B. Online-Banking) oder um kommunikative Dienstleistungen (z. B. das Angebot von Diskussionsplattformen, E-Mail oder Communities) handeln.
Beispiele: Yahoo! (www.yahoo.de) angebotene E-Mail-Dienst, Mailinglisten wie www.webgrrls.de oder Communities wie die Finanz-Community Bizcity www.bizcity.de.
Context
Gegenstand dieses Geschäftsmodells ist die Klassifikation und Systematisierung der im Internet verfügbaren Informationen. Sie werden auf der Basis spezifischer Anfragen im Internet gesucht, nutzerorientiert aufbereitet und dem Nutzer am Ende entsprechend präsentiert. Ziel dieses Konzeptes ist es, die Markttransparenz zu verbessern und dem Nutzer eine Orientierungshilfe auf dem Internet zur Verfügung zu stellen, in dem die im Internet verfügbaren Informationen durchsucht und gefiltert werden und der Nutzer somit auf logisch aufgebaute und strukturierte Informationen zugreifen kann.
Beispiel: Anbieter von Suchmaschinen wie Google
Sharing
Ein neuer Trend, der sich hinsichtlich ökonomischer Transaktionen abzeichnet, ist das sogenannte ?Sharing?. Dabei werden keine Güter verkauft, sondern nur ?verliehen?. Dieses Verleihen kann einerseits das Verleihen von physischen Gütern sein, aber auch das Verleihen von digitalen Gütern (z.B. Streaming von Musik oder Filmen gegen eine geringe Gebühr), weshalb es gerade für Bereiche im Electronic Business interessant wird: Durch die niedrigen Transaktionskosten, die durch die Internettechnologie entstehen, können die Nutzungsrechte für digitale Güter wie Filme oder Musik über einen gewissen Zeitraum zur Verfügung gestellt werden (vgl. Q1)
Allerdings werden auch kritische Stimmen rund um die Sharing-Economy laut. Kritikpunkte richten sich hier v.a. auf die angeblich positiven Gedanken hinter der Sharing Economy: So beruhe der Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber nicht auf Nächstenliebe oder, wie es die Rhetorik der Firmen vorgibt, auf ihrem Interesse daran, ?neue Leute kennenzulernen?, sondern vielmehr daraus, dass die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. In diesem Verständnis wäre die Sharing Economy nichts anderes als eine totale Dienstleistungsgesellschaft ? entsprechend bezeichnet der Theoretiker Evgeny Morozov die Sharing Economy als ?Neoliberalismus auf Steroiden?. Dass es ums Teilen geht, sei eine große Lüge der Sharing Economy, es geht um Tausch. Und wnn das System perfektioniert wird, lässt sich womöglich bald auch mit jenen heute noch selbstverständlichen Gefälligkeiten Geld verdienen (Q8)
Quellen
Q1: http://minnesota.publicradio.org/display/web/2013/08/12/daily-circuit-sharing-economy
Q2: http://www.minnpost.com/thirty-two-magazine/2013/06/next-new-economy
Q3: http://www.youtube.com/watch?v=AQa3kUJPEko
Q4: Meier, Andreas; Stormer, Henrik (2005): eBusiness & eCommerce. Management der digitalen Wertschöpfungskette. Springer: Wiesbaden.
Q5: Petrovic, Otto; Kittl, Christian; Teksten, Ryan Dain (2001): Developing Business Models for Ebusiness (October 31, 2001). Available at SSRN: http://ssrn.com/abstract=1658505
Q6: Schwickert, Axel C. (2004): Geschäftsmodelle im Electronoc Business ? Bestandsaufnahme und Relativierung. In: Arbeitspapiere WI, Nr. 2/2004. Universität Gießen.
Q7: Staun, Harald (2013): Der Terror des Teilens, in: FAZ, 22.12.2013 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/shareconomy-der-terror-des-teilens-12722202.html
Q8: Weinhardt, Christof; Blau, Benjamin; Conte, Tobias, Filipova-Neumann, Lilia; Meinl, Thomas; Michalk, Wibke (2011): Business Aspects of Web Services. Springer: Wiesbaden.
Q9: Wirtz, Bernd W. (2001): Electronic Business, 2. Aufl., Gabler Verlag: Wiesbaden
markus.ellmer.uni-linz | 26. Dezember 13 | 0 Kommentare
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