Topic: Propaedeutikum WebWi
Ich möchte hier weder versuchen, die These zu untermauern, noch sie zu Fall zu bringen. Denn aus meiner Sicht handelt es sich bei der beschriebenen Problemstellung um ein typisches Henne-Ei Problem: bestehende Technologie schafft bzw. fördert neues Verhalten/neue Trends, andererseits entstehen aus Technologien heraus auch erst gewisse Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Trends in einer Gesellschaft. Auch beeinflussen sich diese beiden Pole wechselseitig.
Ein sicher spezifisches Beispiel, welches an dieser meine Sicht auf dieses Henne-Ei-Problem präzisieren kann, habe ich bereits in einem früheren Blogbeitrag beschrieben. Dabei ging es um politische Macht im Internet. Ich habe darin dargelegt, dass einerseits Internet- und Webtechnologien von Machthabern dazu benützt werden, ihre Macht zu erhalten - Stichwort: NSA-Skandal. Auf der anderen Seite wird, wie auch Peter Kruse in der Enquete im Deutschen Bundestag hinweist, durch das Web Macht hin zu Personen ohne bestehender politischer Macht (vgl. Q2). Ein gutes Beispiel für seine Ausführungen wäre die Rolle von Twitter im arabischen Frühling. Einer Studie von Starbird et al. zufolge wurde Twitter im Zuge der Proteste als Informations- und ?Solidaritäts?medium/-instrumentarium verwendet. In diesem Nutzungskontext spielte es zwar keine unverzichtbare, dafür aber wichtige und unterstützende Rolle für den Erfolg der Proteste (vgl. Q1).
Dieses Beispiel der Rolle von Webtechnologien in politischen Machtkämpfen verdeutlicht im Hinblick auf die eingangs erwähnte These eines: Und zwar, dass man hier nicht eindeutig sagen kann, ob nun technologische Entwicklungen oder das Verhalten/die Trends einer Gesellschaft diese Phänomene im Web hervorgebracht haben. Im Falle des NSA-Skandals wurden neue Technologien geschaffen, um eine umfassende Überwachung zu gewährleisten. Seit dem aber dieser Skandal bekannt wurde, ändert sich die Sensibilität für online-Überwachungsthemen. Genau umgekehrt ist es aber im Falle des arabischen Frühlings: Hier wurde eine bestehende Technologie für Protestzwecke ?zweckentfremdet? genutzt. Damit wurde einer bestehenden Technologie über das Verhalten einer Gesellschaft eine neue Rolle zugeschrieben. Diese beiden Vorkommnisse ziehen dann wiederum technologische Entwicklungen/neue Verhaltensweisen/Trends hervor, die wiederum Einfluss üben. Somit kann man nicht eindeutig sagen, was nun zuerst war: die Technologie oder die Gesellschaft? Henne oder Ei?
Was am Ende bleibt sollte daher nicht nicht die Frage sein, inwiefern das Verhalten von Menschen Technologie beeinflusst oder umgekehrt. Viel grundsätzlicher geht es aus meiner Sicht um die Frage, welche Bedürfnisse hinter der Nutzung stehen. Weil diese geben wahrscheinlich mehr Aufschluss über solche Beeinflussungsphänomene als die direkte Frage, welcher der beiden Pole hier was mehr Einfluss hat.
Quellen
Q1: Starbird, Kate; Palen, Leysia (2012): (How) Will the Revolution be Retweeted? Information Diffusion and the 2011 Egyptian Uprising
Q2: http://www.youtube.com/watch?v=sboGELOPuKE
Ein sicher spezifisches Beispiel, welches an dieser meine Sicht auf dieses Henne-Ei-Problem präzisieren kann, habe ich bereits in einem früheren Blogbeitrag beschrieben. Dabei ging es um politische Macht im Internet. Ich habe darin dargelegt, dass einerseits Internet- und Webtechnologien von Machthabern dazu benützt werden, ihre Macht zu erhalten - Stichwort: NSA-Skandal. Auf der anderen Seite wird, wie auch Peter Kruse in der Enquete im Deutschen Bundestag hinweist, durch das Web Macht hin zu Personen ohne bestehender politischer Macht (vgl. Q2). Ein gutes Beispiel für seine Ausführungen wäre die Rolle von Twitter im arabischen Frühling. Einer Studie von Starbird et al. zufolge wurde Twitter im Zuge der Proteste als Informations- und ?Solidaritäts?medium/-instrumentarium verwendet. In diesem Nutzungskontext spielte es zwar keine unverzichtbare, dafür aber wichtige und unterstützende Rolle für den Erfolg der Proteste (vgl. Q1).
Dieses Beispiel der Rolle von Webtechnologien in politischen Machtkämpfen verdeutlicht im Hinblick auf die eingangs erwähnte These eines: Und zwar, dass man hier nicht eindeutig sagen kann, ob nun technologische Entwicklungen oder das Verhalten/die Trends einer Gesellschaft diese Phänomene im Web hervorgebracht haben. Im Falle des NSA-Skandals wurden neue Technologien geschaffen, um eine umfassende Überwachung zu gewährleisten. Seit dem aber dieser Skandal bekannt wurde, ändert sich die Sensibilität für online-Überwachungsthemen. Genau umgekehrt ist es aber im Falle des arabischen Frühlings: Hier wurde eine bestehende Technologie für Protestzwecke ?zweckentfremdet? genutzt. Damit wurde einer bestehenden Technologie über das Verhalten einer Gesellschaft eine neue Rolle zugeschrieben. Diese beiden Vorkommnisse ziehen dann wiederum technologische Entwicklungen/neue Verhaltensweisen/Trends hervor, die wiederum Einfluss üben. Somit kann man nicht eindeutig sagen, was nun zuerst war: die Technologie oder die Gesellschaft? Henne oder Ei?
Was am Ende bleibt sollte daher nicht nicht die Frage sein, inwiefern das Verhalten von Menschen Technologie beeinflusst oder umgekehrt. Viel grundsätzlicher geht es aus meiner Sicht um die Frage, welche Bedürfnisse hinter der Nutzung stehen. Weil diese geben wahrscheinlich mehr Aufschluss über solche Beeinflussungsphänomene als die direkte Frage, welcher der beiden Pole hier was mehr Einfluss hat.
Quellen
Q1: Starbird, Kate; Palen, Leysia (2012): (How) Will the Revolution be Retweeted? Information Diffusion and the 2011 Egyptian Uprising
Q2: http://www.youtube.com/watch?v=sboGELOPuKE
markus.ellmer.uni-linz | 30. Dezember 13 | 0 Kommentare
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