Die folgende Arbeit wurde - wie in der Lehrveranstaltung angedeutet - als PDF-Dokument zur Verfügung gestellt. Unten wird eine kurze Einleitung als Teaser angeführt, die in dieser Form auch in der Arbeit vorzufinden ist.
Hier ist das zugrundeliegende Dokument zu finden.
Auszug aus der Abschlussarbeit: Einleitende Worte
In der Diskussion zwischen Technologieaffinen und Mobile-Business-Interessierten scheint es fast, als wäre der Schritt weg von den festen Bildschirmen hin zu tragbarer Technologie und Augmented Reality-Brillen lediglich ein formeller. In der Zukunft wären Computerbildschirme selbstverständlich obsolet, das Mobile Computing wäre künftig das, was man ganz allgemein unter Computing versteht.
Es wird diskutiert, ob das Smartphone den Hub als mobiles Rechenzentrum darstellen wird, oder ob diese Rolle gar ein anderes Gerät übernimmt. Klar ist, dass alles miteinander kommunizieren soll: Der Smartring drückt den Auslöser auf der Telefonkamera, wodurch eine ganz neue Art des Selfie - eine ganz bestimmte Form des fotografischen Selbstportraits - entsteht. Der Brille sagt man an, dass jetzt ein Video gemacht werden soll und nach der Aufnahme landet die Datei in der Cloud. Die Smartwatch zeichnet dankbarerweise die Laufroute auf, sodass das lästige Armband mit dem Smartphone nicht mehr umgeschnallt werden muss.
Es liegt dem Autor fern zu behaupten, dass die Zukunft keinen Platz für tragbare Technologie hätte. Ganz im Gegenteil, man ertappt sich auch dabei, euphorisch über das Kommende zu unterhalten. Viel zu spannend ist hierfür die Thematik - alles ist noch ungewiss, täglich erblicken neue kreative Ansätze das Tageslicht. Was in dieser Arbeit behauptet wird, ist, dass in der Zukunft nur für wenige Geräte Platz sein wird, zumindest für jene Anwendungsmöglichkeiten, die aktuell angestrebt werden. Auch, dass sich in Jahren ein Standard etablieren wird und man den Urwald aus Smartringen, -uhren, -phones, -brillen, -hüten und -schuhen als unübersichtlich, redundant und veraltet belächeln wird.
In weiterer Folge sollen wichtige Innovationstreiber beleuchtet und anschließend anhand der Hypezyklus-Theorie von Gartner Inc. diskutiert werden, weshalb der Markt der tragbaren Technologien nach beginnender Euphorie einen Einbruch erfahren könnte. Es wird anschließend angedeutet, welche Kriterien dabei für den Erfolg kritisch sein werden.
Ich benenne meine Artikel nur selten nach den balladenhaften Ergüssen von Doo-Wop-Gruppen aus den Fünfzigerjahren. Im Bezug auf die Findung technologisch determinierter Anwendungsbeispiele möchte ich dennoch eine Ausnahme machen. In weiterer Folge werde ich das Konzept der Near Field Communication erläutern. Was ist das? Wie funktioniert das? Was bringt mir das? Was bringt das für Unternehmen? Welche Nachteile gibt es?
Was ist Near Field Communication?
Die Nahfeldkommunikation bzw. Near Field Communication (kurz: NFC) ist eine spezialisierte Form der radio-frequency identification (kurz: RFID). Der Unterschied liegt darin, dass RFID Informationen über mehrere Meter überträgt, während NFC sich auf etwa 10cm beschränkt. Das macht RFID im Allgemeinen für mehrere Anwendungen nutzbar, jedoch bietet NFC durch seine standardisierte Frequenz und die notwendige physische Nähe Sicherheitsvorteile. (1)
Bei manchen Mobilgeräten (wie dem Samsung Galaxy SIII) befindet sich die Technologie in der Batterie, bei anderen Geräten ist es direkt eingebaut (Google Nexus 7). Ich bin lediglich zu einer laienhaften Beschreibung der technischen Materie fähig, dennoch möchte ich es versuchen: Auf der Rückseite des Mobiltelefons entsteht ein schwaches elektromagnetisches Feld mit geringer Reichweite. Der NFC-Chip wird in der Nähe des Gerätes platziert, wodurch das Gerät dem Chip genügend Elektrizität überträgt und die kleine Antenne die entsprechenden Informationen an das Endgerät senden kann. (2)
Die Datengröße der Informationen richtet sich nach dem Chip. Allgemein haben diese keine sehr großen Datenspeicher, können allerdings für das Gerät verwendbare Informationen enthalten, wie der Endverbraucher zu größeren Daten kommt (z.B. eine URL zu einer größeren Datei). (2)
Abgrenzung zum QR-Code
Anwendungsbeispiele - Was ist möglich?
Durch seine RFID-Eigenschaften kann mit NFC freilich eine Vielzahl von Möglichkeiten genutzt werden, die auch seine "Muttertechnik" innehat. Tasmin Oxford berichtet in ihrem Beitrag The Magic Touch (ich muss gestehen: die Überschrift war nicht ganz meine Idee) über einen Tag mit NFC. Interessant sind hierbei die Illustrationen von Robin Boyden, von denen ich unten eine angeführt habe. (3) In weiterer Folge werde ich nach Themengebieten geordnet einige Anwendungsbeispiele nennen.
Bei Bezahlvorgängen
Innovationstreiber in diesem Genre sind jene, die kontaktloses Zahlen vorantreiben möchten. Bereits jetzt ist es möglich, mit neuen Bankomatkarten kleine Beträge bei Bankomatterminals an der Supermarktkasse zu bezahlen. (4) Pro Transaktion können 25 Euro ausgegeben werden, nach fünfmaliger Zahlung wird die Eingabe des PIN-Codes verlangt.
Schon seit 2007 kann mit NFC-fähigen Endgeräten an den Selbstbedienungsautomaten der ÖBB und Wiener Linien bezahlt werden. (5)
Etwaige Risiken und Probleme werden weiter unten behandelt.
In der Kreativbranche
Kreativen Anwendungsmöglichkeiten sind wenige Grenzen gesetzt. Ein weiterer Innovationstreiber ist in der Technikbranche natürlich auch der Videospielsektor. So wurde im Gamepad zu Nintendos Spielkonsole Wii U ebenso NFC-Technologie verbaut. Natürlich sollen damit auch Micropayments ermöglicht werden (6), jedoch liegt auch in der Voranbringung innovativer Spielkonzepte eine hohe Priorität. Beim Spiel Pokemon Rumble U ist es beispielsweise möglich, physische Spielfiguren zu kaufen, diese durch NFC in das Spiel zu importieren und zu trainieren. (7) Diese Figur kann anschließend zu Freunden mitgenommen werden und man kann dort das erstarkte Pokemon verwenden. Dies wird in folgendem Video genauer verdeutlicht, interessant wird es ab 1:24.
Natürlich wird NFC auch in der Werbung genutzt. Samsung hat, um auf die NFC-Funktion seiner Mobiltelefoneaufmerksam zu machen, in einigen Großstädten der USA Smart Poster angebracht. Sobald man das NFC-aktivierte Endgerät an den NFC-Chip im Poster hält, kann man einen kostenlosen Song herunterladen.
Bei der Home Automation/im Alltag
Im Bereich der Automatisierung von Vorgängen im Eigenheim bestehen noch mehr Möglichkeiten. Durch die Vielfalt der Zusatzsoftware, die auf mobilen Endgeräten installiert werden kann, ist es für den Eigengebrauch noch einfacher, seine Ideen umzusetzen.
Szenario 1: Eine junge Frau geht schlafen. Sobald das Telefon auf den Tag auf einem Nachttisch gelegt wird, schaltet es sich auf stumm, vibriert nur noch leise, stellt den Alarm auf laut, die Bildschirmbeleuchtung auf schwach und aktiviert einen Wecker für 06:45 Uhr. Mit App-Lösungen wie Trigger ist es sogar möglich, mit Hilfe von Switch Tags diese Änderungen wieder rückgängig zu machen und zusätzlich andere Dinge zu erledigen, beispielsweise das Öffnen einer ToDo-App.
Szenario 2: In einer Familie gibt es auf dem Schlüsselkasten einen NFC-Tag für den Sohn. Der Junge "vergisst" (bzw. ist zu faul) regelmäßig, sich bei seinen Eltern zu melden, wenn er zu Hause angekommen ist. Erscheint der Sohn zu Hause und scannt den Tag, so findet er in Textform kurze Instruktionen, wie er sich das vorbereitete Essen aufwärmen kann. Gleichzeitig wird eine SMS an die Mutter vorgetippt, das das Kind nur noch absenden muss.
Szenario 3: Ein junger Mann befindet sich im Urlaub in einer Bar und hat einiges getrunken. Draußen ist es kalt und er möchte möglichst direkt nach Hause. Eine Internetsuche wäre langwierig, andere Partygäste würden ihn, würde er sie fragen, nur zum Weiterfeiern animieren und seinen Untergang besiegeln. Und ein Abtippen der Telefonnummer ist vielleicht nicht mehr so einfach. Beim Ausgang an der Bar befindet sich ein NFC Smart Poster mit der Nummer zu ortspezifischen Notrufnummern sowie der Nummer zweier örtlicher Taxiunternehmen. Er hält sein Telefon an den entsprechenden Tag, die Nummer wird vorgewählt, der junge Mann muss nur noch auf die grüne Anruftaste drücken.
Welche Probleme existieren?
Beim kontaktlosen Bezahlen wurden Sicherheitsbedenken laut, da durch den Verlust bzw. Diebstahl der Karte ein Betrag von bis zu 125 Euro verloren gehen kann. (8)
Ebenso wird das Vorgehen der Banken bei der Einführung der Bankomatkarten mit NFC-Unterstützung kritisiert. Alle Banken - bis auf derzeit die BAWAG P.S.K. - haben diese Funktion ohne Rücksprache mit dem Kunden und vor allem ohne Wahlmöglichkeit eingeführt. (9)
Des Weiteren haben es findige Programmierer sich zur Aufgabe gemacht, das System zu überprüfen und sind dabei auf Sicherheitslücken gestoßen. Zwar können hochsensible Daten wie der PIN-Code auf aufgrund der Verschlüsselung nicht gelesen werden, jedoch wäre es prinzipiell möglich, die Karten unverwendbar zu machen, indem man beispielsweise drei Mal den falschen PIN sendet. (8) Johannes Zweng hat hierzu eine Android-App erstellt, die auslesbare Daten einer Bankomatkarte zeigt.
Weitere Probleme technischer Natur werden durch Haselsteiner & Breitfuß im Artikel Security in near field communication (NFC) aus dem Jahre 2006 diskutiert.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Denkbar ist auch ein erweiterter Einsatz bei Videospielen. Sammelkartenspiele könnten hierbei eine ganz neue Bedeutung bekommen, wenn die gesammelten Karten etwa gescannt und für ein Onlinespiel verwendet werden können.
Diskussionswürdig ist auch der Einsatz im Tourismusbereich. NFC könnte zur reinen Informationsvermittlung eine billigere Alternative zu Augmented Reality-Anwendungen darstellen, etwa indem man das Gerät direkt an die Sehenswürdigkeit hält und somit Informationen erhält.
Ich möchte nicht behaupten, dass die genannten Sicherheitslücken NFC zu einer vergessenen Technologie machen werden. Das wäre zu schwierig vorherzusagen. Während zwar Probleme und Lücken existieren, finden sich in der Kreativbranche, aber auch bei Mikrotransaktionen clevere Einsatzmöglichkeiten. NFC-Tags sind nicht teuer und es würde theoretisch nur einen gutbekannten Anbieter nach dem simplen Prinzip des If This Then That benötigen, um auch im Bereich der Home Automation für den Normalverbraucher wertvolle Möglichkeiten zu schaffen.
Quelle 1: http://www.differencebetween.net/technology/difference-between-rfid-and-nfc/
Quelle 2: http://www.youtube.com/watch?v=_RBbuGwC7Eg
Quelle 3: http://www.gemalto.com/brochures/download/review_feb12/index.htm#13
Quelle 4: http://futurezone.at/produkte/alle-bankomatkarten-bekommen-nfc-funktion/24.591.161
Quelle 5: http://derstandard.at/3021536
Quelle 6: http://www.golem.de/1201/89367.html
Quelle 7: http://kotaku.com/pokemon-rumble-u-is-much-better-with-nfc-toys-weird-1246154947
Quelle 8: http://derstandard.at/1388650296717/Smartphone-App-liest-Bankomatdaten-aus
Quelle 9: http://orf.at/stories/2213201/2213202/