Dienstag, 25. Februar 2014

Die folgende Arbeit wurde - wie in der Lehrveranstaltung angedeutet - als PDF-Dokument zur Verfügung gestellt. Unten wird eine kurze Einleitung als Teaser angeführt, die in dieser Form auch in der Arbeit vorzufinden ist. 

Hier ist das zugrundeliegende Dokument zu finden. 

Auszug aus der Abschlussarbeit: Einleitende Worte

In der Diskussion zwischen Technologieaffinen und Mobile-Business-Interessierten scheint es fast, als wäre der Schritt weg von den festen Bildschirmen hin zu tragbarer Technologie und Augmented Reality-Brillen lediglich ein formeller. In der Zukunft wären Computerbildschirme selbstverständlich obsolet, das Mobile Computing wäre künftig das, was man ganz allgemein unter Computing versteht.

Es wird diskutiert, ob das Smartphone den Hub als mobiles Rechenzentrum darstellen wird, oder ob diese Rolle gar ein anderes Gerät übernimmt. Klar ist, dass alles miteinander kommunizieren soll: Der Smartring drückt den Auslöser auf der Telefonkamera, wodurch eine ganz neue Art des Selfie - eine ganz bestimmte Form des fotografischen Selbstportraits - entsteht. Der Brille sagt man an, dass jetzt ein Video gemacht werden soll und nach der Aufnahme landet die Datei in der Cloud. Die Smartwatch zeichnet dankbarerweise die Laufroute auf, sodass das lästige Armband mit dem Smartphone nicht mehr umgeschnallt werden muss. 

Es liegt dem Autor fern zu behaupten, dass die Zukunft keinen Platz für tragbare Technologie hätte. Ganz im Gegenteil, man ertappt sich auch dabei, euphorisch über das Kommende zu unterhalten. Viel zu spannend ist hierfür die Thematik - alles ist noch ungewiss, täglich erblicken neue kreative Ansätze das Tageslicht. Was in dieser Arbeit behauptet wird, ist, dass in der Zukunft nur für wenige Geräte Platz sein wird, zumindest für jene Anwendungsmöglichkeiten, die aktuell angestrebt werden. Auch, dass sich in Jahren ein Standard etablieren wird und man den Urwald aus Smartringen, -uhren, -phones, -brillen, -hüten und -schuhen als unübersichtlich, redundant und veraltet belächeln wird. 

In weiterer Folge sollen wichtige Innovationstreiber beleuchtet und anschließend anhand der Hypezyklus-Theorie von Gartner Inc. diskutiert werden, weshalb der Markt der tragbaren Technologien nach beginnender Euphorie einen Einbruch erfahren könnte. Es wird anschließend angedeutet, welche Kriterien dabei für den Erfolg kritisch sein werden.

 




Freitag, 3. Januar 2014

Ich benenne meine Artikel nur selten nach den balladenhaften Ergüssen von Doo-Wop-Gruppen aus den Fünfzigerjahren. Im Bezug auf die Findung technologisch determinierter Anwendungsbeispiele möchte ich dennoch eine Ausnahme machen. In weiterer Folge werde ich das Konzept der Near Field Communication erläutern. Was ist das? Wie funktioniert das? Was bringt mir das? Was bringt das für Unternehmen? Welche Nachteile gibt es?

Was ist Near Field Communication?

Die Nahfeldkommunikation bzw. Near Field Communication (kurz: NFC) ist eine spezialisierte Form der radio-frequency identification (kurz: RFID). Der Unterschied liegt darin, dass RFID Informationen über mehrere Meter überträgt, während NFC sich auf etwa 10cm beschränkt. Das macht RFID im Allgemeinen für mehrere Anwendungen nutzbar, jedoch bietet NFC durch seine standardisierte Frequenz und die notwendige physische Nähe Sicherheitsvorteile. (1)

Bei manchen Mobilgeräten (wie dem Samsung Galaxy SIII) befindet sich die Technologie in der Batterie, bei anderen Geräten ist es direkt eingebaut (Google Nexus 7). Ich bin lediglich zu einer laienhaften Beschreibung der technischen Materie fähig, dennoch möchte ich es versuchen: Auf der Rückseite des Mobiltelefons entsteht ein schwaches elektromagnetisches Feld mit geringer Reichweite. Der NFC-Chip wird in der Nähe des Gerätes platziert, wodurch das Gerät dem Chip genügend Elektrizität überträgt und die kleine Antenne die entsprechenden Informationen an das Endgerät senden kann. (2)

Die Datengröße der Informationen richtet sich nach dem Chip. Allgemein haben diese keine sehr großen Datenspeicher, können allerdings für das Gerät verwendbare Informationen enthalten, wie der Endverbraucher zu größeren Daten kommt (z.B. eine URL zu einer größeren Datei). (2)

Abgrenzung zum QR-Code

Weil ich die Thematik bereits in meinem Beitrag zum QR-Code angeschnitten habe, ist mir die thematische Abgrenzung zum QR-Code wichtig: Der Vorteil liegt- no pun intended - auf der Hand. Hat man einen QR-Code vor sich, muss man eine Software zum Scannen dieses Codes starten und hoffen, dass die Camera das Bild ordentlich erkennen und lesen kann. Und selbst wenn die URL richtig ausgelesen wird, kann diese auch schon wieder alt sein und ins Leere laufen. Das liegt daran, dass sich hinter dem QR-Code eine statische Information verbirgt und man für die Änderung der Inhalte wieder einen neuen Code generieren muss. Was hinter einem NFC-Tag steckt, ist veränderbar und dynamisch. Bei NFC benötigt man auch keine spezielle Software.
 
Allerdings hat auch der QR-Code gewisse Vorzüge - teilweise ästhetischer Natur - die nicht geleugnet werden sollten. So kann sich der gescannte Code z.B. auf einer großen Oberfläche befinden, theoretisch kann man eine riesige Plane mit mehreren Dutzend Metern Breite und Höhe auf einem Wolkenkratzer anbringen und der Code könnte von hoher Entfernung gelesen werden. Die Near Field Communication erlaubt dies dem Namen nach nicht.
 
Der Vergleich mit bzw. die Abgrenzung zu anderen Technologien wird auf der Website http://www.nearfieldcommunication.org/technology.html vorgenommen.

Anwendungsbeispiele - Was ist möglich?

Durch seine RFID-Eigenschaften kann mit NFC freilich eine Vielzahl von Möglichkeiten genutzt werden, die auch seine "Muttertechnik" innehat. Tasmin Oxford berichtet in ihrem Beitrag The Magic Touch (ich muss gestehen: die Überschrift war nicht ganz meine Idee) über einen Tag mit NFC. Interessant sind hierbei die Illustrationen von Robin Boyden, von denen ich unten eine angeführt habe. (3) In weiterer Folge werde ich nach Themengebieten geordnet einige Anwendungsbeispiele nennen. 

nfc uses

Bei Bezahlvorgängen

Innovationstreiber in diesem Genre sind jene, die kontaktloses Zahlen vorantreiben möchten. Bereits jetzt ist es möglich, mit neuen Bankomatkarten kleine Beträge bei Bankomatterminals an der Supermarktkasse zu bezahlen. (4) Pro Transaktion können 25 Euro ausgegeben werden, nach fünfmaliger Zahlung wird die Eingabe des PIN-Codes verlangt. 

Schon seit 2007 kann mit NFC-fähigen Endgeräten an den Selbstbedienungsautomaten der ÖBB und Wiener Linien bezahlt werden. (5)

Etwaige Risiken und Probleme werden weiter unten behandelt. 

In der Kreativbranche

Kreativen Anwendungsmöglichkeiten sind wenige Grenzen gesetzt. Ein weiterer Innovationstreiber ist in der Technikbranche natürlich auch der Videospielsektor. So wurde im Gamepad zu Nintendos Spielkonsole Wii U ebenso NFC-Technologie verbaut. Natürlich sollen damit auch Micropayments ermöglicht werden (6), jedoch liegt auch in der Voranbringung innovativer Spielkonzepte eine hohe Priorität. Beim Spiel Pokemon Rumble U ist es beispielsweise möglich, physische Spielfiguren zu kaufen, diese durch NFC in das Spiel zu importieren und zu trainieren. (7) Diese Figur kann anschließend zu Freunden mitgenommen werden und man kann dort das erstarkte Pokemon verwenden. Dies wird in folgendem Video genauer verdeutlicht, interessant wird es ab 1:24. 

Natürlich wird NFC auch in der Werbung genutzt. Samsung hat, um auf die NFC-Funktion seiner Mobiltelefoneaufmerksam zu machen, in einigen Großstädten der USA Smart Poster angebracht. Sobald man das NFC-aktivierte Endgerät an den NFC-Chip im Poster hält, kann man einen kostenlosen Song herunterladen. 

Bei der Home Automation/im Alltag

Im Bereich der Automatisierung von Vorgängen im Eigenheim bestehen noch mehr Möglichkeiten. Durch die Vielfalt der Zusatzsoftware, die auf mobilen Endgeräten installiert werden kann, ist es für den Eigengebrauch noch einfacher, seine Ideen umzusetzen.

Szenario 1: Eine junge Frau geht schlafen. Sobald das Telefon auf den Tag auf einem Nachttisch gelegt wird, schaltet es sich auf stumm, vibriert nur noch leise, stellt den Alarm auf laut, die Bildschirmbeleuchtung auf schwach und aktiviert einen Wecker für 06:45 Uhr. Mit App-Lösungen wie Trigger ist es sogar möglich, mit Hilfe von Switch Tags diese Änderungen wieder rückgängig zu machen und zusätzlich andere Dinge zu erledigen, beispielsweise das Öffnen einer ToDo-App.

Szenario 2: In einer Familie gibt es auf dem Schlüsselkasten einen NFC-Tag für den Sohn. Der Junge "vergisst" (bzw. ist zu faul) regelmäßig, sich bei seinen Eltern zu melden, wenn er zu Hause angekommen ist. Erscheint der Sohn zu Hause und scannt den Tag, so findet er in Textform kurze Instruktionen, wie er sich das vorbereitete Essen aufwärmen kann. Gleichzeitig wird eine SMS an die Mutter vorgetippt, das das Kind nur noch absenden muss.

Szenario 3: Ein junger Mann befindet sich im Urlaub in einer Bar und hat einiges getrunken. Draußen ist es kalt und er möchte möglichst direkt nach Hause. Eine Internetsuche wäre langwierig, andere Partygäste würden ihn, würde er sie fragen, nur zum Weiterfeiern animieren und seinen Untergang besiegeln. Und ein Abtippen der Telefonnummer ist vielleicht nicht mehr so einfach. Beim Ausgang an der Bar befindet sich ein NFC Smart Poster mit der Nummer zu ortspezifischen Notrufnummern sowie der Nummer zweier örtlicher Taxiunternehmen. Er hält sein Telefon an den entsprechenden Tag, die Nummer wird vorgewählt, der junge Mann muss nur noch auf die grüne Anruftaste drücken.

Welche Probleme existieren?

Beim kontaktlosen Bezahlen wurden Sicherheitsbedenken laut, da durch den Verlust bzw. Diebstahl der Karte ein Betrag von bis zu 125 Euro verloren gehen kann. (8)

Ebenso wird das Vorgehen der Banken bei der Einführung der Bankomatkarten mit NFC-Unterstützung kritisiert. Alle Banken - bis auf derzeit die BAWAG P.S.K. - haben diese Funktion ohne Rücksprache mit dem Kunden und vor allem ohne Wahlmöglichkeit eingeführt. (9)

Des Weiteren haben es findige Programmierer sich zur Aufgabe gemacht, das System zu überprüfen und sind dabei auf Sicherheitslücken gestoßen. Zwar können hochsensible Daten wie der PIN-Code auf aufgrund der Verschlüsselung nicht gelesen werden, jedoch wäre es prinzipiell möglich, die Karten unverwendbar zu machen, indem man beispielsweise drei Mal den falschen PIN sendet. (8) Johannes Zweng hat hierzu eine Android-App erstellt, die auslesbare Daten einer Bankomatkarte zeigt. 

Weitere Probleme technischer Natur werden durch Haselsteiner & Breitfuß im Artikel Security in near field communication (NFC) aus dem Jahre 2006 diskutiert.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Denkbar ist auch ein erweiterter Einsatz bei Videospielen. Sammelkartenspiele könnten hierbei eine ganz neue Bedeutung bekommen, wenn die gesammelten Karten etwa gescannt und für ein Onlinespiel verwendet werden können.

Diskussionswürdig ist auch der Einsatz im Tourismusbereich. NFC könnte zur reinen Informationsvermittlung eine billigere Alternative zu Augmented Reality-Anwendungen darstellen, etwa indem man das Gerät direkt an die Sehenswürdigkeit hält und somit Informationen erhält.

Ich möchte nicht behaupten, dass die genannten Sicherheitslücken NFC zu einer vergessenen Technologie machen werden. Das wäre zu schwierig vorherzusagen. Während zwar Probleme und Lücken existieren, finden sich in der Kreativbranche, aber auch bei Mikrotransaktionen clevere Einsatzmöglichkeiten. NFC-Tags sind nicht teuer und es würde theoretisch nur einen gutbekannten Anbieter nach dem simplen Prinzip des If This Then That benötigen, um auch im Bereich der Home Automation für den Normalverbraucher wertvolle Möglichkeiten zu schaffen.

 

Quelle 1: http://www.differencebetween.net/technology/difference-between-rfid-and-nfc/

Quelle 2: http://www.youtube.com/watch?v=_RBbuGwC7Eg

Quelle 3: http://www.gemalto.com/brochures/download/review_feb12/index.htm#13

Quelle 4: http://futurezone.at/produkte/alle-bankomatkarten-bekommen-nfc-funktion/24.591.161

Quelle 5: http://derstandard.at/3021536

Quelle 6: http://www.golem.de/1201/89367.html

Quelle 7: http://kotaku.com/pokemon-rumble-u-is-much-better-with-nfc-toys-weird-1246154947

Quelle 8: http://derstandard.at/1388650296717/Smartphone-App-liest-Bankomatdaten-aus

Quelle 9: http://orf.at/stories/2213201/2213202/




Freitag, 25. Oktober 2013
Ich muss gestehen: Ich wusste nicht, was ein Straßenfeger ist. Für manche Menschen ist dieser Begriff gängig, für mich nicht. Dieses Wort hat mit der Standard (1) beigebracht. Für diejenigen, die jetzt auch nicht so recht Bescheid wissen: Es geht hierbei um eine TV-Sendungen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für menschenleere Straßen sorgten. Menschen, die keinen Fernseher hatten, gingen zu Freunden oder in ein Lokal. Beispielhaft lässt sich das sechsteilige TV-Spiel Tim Frazer des Briten Francis Durbridge nennen, dessen letzte Folge eine Einschaltquote von 93% (!) erreichte (2). Diese Quoten scheinen heute unerreichbar. Doch warum ist das so? Gibt es noch Ereignisse, die den Menschen so sehr unter den Fingernägeln brennen, dass sie es sofort sehen müssen? Oder hat sich die Zuseherschaft durch Aufnahmemöglichkeiten bis zum Onlinestreaming bereits so individualisiert, dass Einschaltquoten vollkommen nichtaussagende Worthülsen geworden sind? Ich suche die letzten Straßenfeger.

Das Fernsehen ist nicht im Rückzug - Wer sieht heute fern?

Spoiler alert! So ganz ausgestorben sind mediale Großereignisse noch nicht. Und es ist auch nicht so, als würde heute niemand mehr fernsehen. Im Gegenteil: Herr und Frau Durchschnittsösterreicher sieht öfter fern denn je, nämlich 169 Minuten pro Tag im Jahr 2012 (1997 waren das 142). Und da sind diejenigen miteinberechnet, die an dem Tag nicht ferngesehen haben. Unter den aktiven Zuschauern wurde eine Verweildauer von 261 Minuten (1997: 212) erhoben. Das ergaben die Erhebungen der Medienforschung des ORF (3). Diese Daten werden mit folgenden Zahlen gepaart: Von 2010 bis 2012 stieg der Anteil der TV-Haushalte mit Flatscreen-TVs von 54% auf 74% an, Full-HD-TVs stiegen von 24% auf 39%. Die alten Fernseher werden oft als Zweitfernseher behalten. Für junge Personen ist Fernsehen nur eine Möglichkeit, für ältere Personen ist TV als Medium wesentlich stärker vertreten. Personen über 60 sehen im Schnitt über 4 Stunden fern. Vermutlich bedingt durch die klassischen Geschäfts- und Schulzeiten ist das Hauptabendprogramm nach wie vor das am stärksten gesehene. Am Sonntag schaut man mehr als während der Woche, im Winter mehr als im Sommer, Frauen mehr als Männer.
 
 
Die starke Entwicklung der Fernsehgeräte in den letzten Jahren trägt sicher zu einem Revival des Fernsehens bei. So kann man zwar Medieninhalte auch im Streaming in ansprechender Qualität konsumieren, jedoch sind HD-Sender meist nur über die TV-Geräte zu empfangen.

Kneipenfernsehen reloaded - Wie sieht man heute fern?

Doch was sehen die heutigen Zuschauer? Wetten Dass...? ist es offenbar nicht, und rein subjektiv - belegen kann ich es nicht - werden auch die Nachrichtensendungen nicht mehr gesehen, schon gar nicht zu dem Zeitpunkt, an dem sie im TV ausgestrahlt werden.
 
Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet die TV-Show Breaking Bad als letzten Straßenfeger (4). Und tatsächlich, die letzte Folge der Erfolgsserie überschritt die 10-Millionen-Marke bei den Zuschauern (5). Trotz der Möglichkeit, die Serie auf Netflix zu schauen, wann man möchte. Es gibt also offenbar noch die TV-Momente, die niemand verpassen möchte. Wo man sich beim Morgenkaffee keine Blöße geben will, aber sich auch nicht die Ohren und Augen zuhalten möchte, sobald nur annähernd dieses Thema angekratzt werden könnte. Man will sich die Spannung ja nicht verderben lassen. Natürlich wissne das auch die Fernsehsender: Während den Sendungen werden Hashtags dazu verwendet, um einen Social Media Buzz zu erzeugen. Beim Finale von Breaking Bad twitterten immerhin 600.000 User live mit, zu Beginn der Show wurden 23.599 Tweets-Pro-Minute gezählt (5). Begleitsendungen zur Show folgen unmittelbar nach Ende der Ausstrahlung und ermutigen zu heiterem/weiterem Mitdiskutieren, nachdem man mit der App zur Show in den Sendepausen bereits exklusive Inhalte konsumiert hat.
 
Diese Second Screen-Erfahrungen macht es für den Zuschauer verlockend, zur Echtzeit dabei zu sein, als Teil einer Gruppe. Das ganze Land schaut gemeinsam, tauscht sich aus oder gerät in Flame Wars miteinander. Kneipenfernsehen reloaded. Nur Sendung schauen und schlafen gehen tut man nicht mehr. 
 
Nun sind die 10 Millionen von Breaking Bad ganz beachtlich, doch deswegen waren die Straßen der Vereinigten Staaten nicht menschenleer. Eine Einschaltquote von 93% erreichte Tim Frazer, aber so ganz fair ist der Vergleich auch nicht, haben heute doch zum Beispiel etwa 97% der EU- und US-Haushalte (7) ein Fernsehgerät, 1963 waren diese Zahlen wohl noch nicht ganz so hoch.

Superbowl und Neujahrsfeiern - Was sieht man heute fern?

So ganz will ich allerdings nicht ablassen: Ich möchte wissen, ob es nicht doch noch Events gibt, die beinahe alle Menschen vor den Bildschirm locken. TV-Shows können in der Regel nachgesehen werden. Nur wenige schaffen es, für einen Hype zu sorgen, der die Leute die Erstausstrahlung nicht verpassen lässt.
 
In den meisten Fällen werden Fernsehserien allerdings als etwas angesehen, das man dann ansehen möchte, wann man will. Vielleicht sieht man auch gleich alle auf einmal. Wie bereits vorhin erläutert, wollten viele Zuschauer von Breaking Bad nicht bereits vorweg über das Ende informiert werden. Ausstrahlungen, die nur hier und jetzt bedeutend sind und deren Ergebnis-Vorwegnahme entweder die Spannung zerstören würde oder Ereignisse, die am Tag darauf niemand mehr wirklich sehen würde, könnten hierbei Aufschluss geben. Und tatsächlich: Mehr als 80 Millionen Menschen sahen 2012 gleichzeitig den Superbowl des American Football. Diese Zahlen wurden weltweit nur von der chinesischen Neujahrsfeier überboten: Hier schalteten 190 Millionen Menschen zeitgleich ihre Fernseher an. (6)
 
Es sind also zwar auch, aber zahlenmäßig nicht die TV-Shows, die die Menschen in Bann ziehen. Viel mehr sind es einmalige Events, deren Ausgang am Tag darauf für jeden klar zu sein hat. Wo jeder gleichzeitig auf der Couch sitzt und wo die Leute gleichzeitig auf die Toilette gehen, wenn Halbzeitpause ist. Diese nonchalante Überleitung verdankt der Leser der Tatsache, dass ich auf das Phänomen der Spülanalyse eingehen möchte. Seit einigen Jahren geben die verschiedensten Wasserwerke Deutschlands die Wasserverbrauchststatistiken während bedeutenden Fußballereignissen bekannt. Erstaunlicherweise ist es anhand der Visualisierung zu erkennen möglich, dass es sehr wohl noch so etwas wie einen "Gleichtakt der Couchpotatoes" gibt. Ist Halbzeit, gehen die Leute auf die Toilette. Fällt ein Tor, gehen die Leute auf die Toilette - wer sieht das erhaltene Tor schon gern zwei Mal? Ist das Spiel zu Ende, gehen die Leute auf die Toilette. Diese Visualisierung macht dieses Verhalten bei Beteiligung einer deutschen bzw. regionalen Mannschaft sogar noch deutlicher. (8)
Spülanalyse
 Freilich lässt sich dieses Verhalten auch bei Weltmeisterschaften beobachten. Zur WM 2010 wurde hier ein ganzer Fundus zusammengestellt.

Ein Abschlussgedanke

Trotzdem. So ganz will ich nicht glauben, dass der Superbowl die Straßen wirklich leergefegt hat. Immerhin wurden diese 80 Millionen auch durch internationale Zuschauer erreicht. Es benötigt also unter Umständen etwas Extremeres. Etwas, das mehr Menschen interessiert als eine Sportveranstaltung.
 
Was könnte heute ein Straßenfeger sein? Damit meine ich einen richtigen, der das ganze Land - vielleicht die ganze Welt vor das TV-Gerät bringt. Ihr seid eingeladen, zahlreich Aussagen zu formulieren. Nichts ist zu blöd, nichts ist zu lächerlich.