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Gedanken und Ansätze begleitend zu webscience @ JKU
22
Jänner
2014

Herzberg, J.: "Open Government" - Versuch einer Begriffsbestimmung, in: Verwaltung & Management : VM ; Zeitschrift für moderne Verwaltung. - Baden-Baden : Nomos-Verl.-Ges, Bd. 19.2013, 1, S. 40-44.

Die, quasi, Omnipräsenz von "Open Government" in den modernen Medien hat dem Begriff eine Flut an Bedeutungen zugeordnet. Nicht zuletzt durch die technologischen Weiterentwicklungen und wechselnden Akteure spricht viel für eine "Neue Ambiguität" im Open Government. Dass der Begriff aber weder lokalen und zeitlichen Trends unterworfen  ist, noch einer nicht nachvollziehbaren Menge an Definitionsversuchen unterliegen muss, zeigt der eGovernment Spezialist der Landeshauptstadt Stuttgart, Herzberg, deutlich in seinem Artikel auf:

 

Historisch gewachsen

Der Begriff "Open Government" wurde nach 1945 durch die Medien in den USA geprägt. Es waren demokratietheoretische Überlegungen, die durch Transparenz und Einsichtnahme in die Informationsbeschaffung den Vormarsch der Medien beflügelte, und Open Government erst ermöglichte. Dieses Kernkonzept entwickelte sich in den Jahrzehnten weiter und ist heute durch die Forderung nach umfassender Herausgabe von digitalisierten Daten öffentlich weit präsent. 

Seit 2008, in der Regierung Obama 1, kam es zu einem bedeutenden Wandel. Begründet durch Informtionstechnologien drehte sich der Fokus hin zur Interaktion. Internet und Co. ermöglichen eine interaktive, zweiseitige Kommunikation zwischen dem Staat und den zivilen Akteuren der Gesellschaft. 

Diese beiden Ansätze sind der erste Versuch eines Theoretischen Ordnungsrahmen für die Sinngebung des Begriffs, denn die ursprüngliche Dreifach-Definition, bestehend aus:

Transparenz, Partizipation, Kollaboration,

stellt kein konsistentes Modell dar.

 

Open Innovation 

Das teilweise Abrücken der Forderung nach Open Data soll zwar nicht bedeuten, dass von der Forderung nach Transparenz Abstand genommen wird. Vielmehr wird gefordert, dass der Staat gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und auch der Wirtschaft IT-gestütze Problemlösungen erarbeitet und so die Transparenz auf eine neue Ebene stellt. In dieser Dreierbeziehung ist Open Innovation im Sinne von Open Government anzuwenden.

Dabei geht es inhaltlich aber nicht primär um demokratiepolitische Bestrebungen, sondern darum, eine transparentere und effizientere Dienstleistungsstruktur im Öffentlichen Sektor aufzubauen.

Wahlen nicht partizipativ genug

Steigende Komplexität der Umwelt und verstreutes Wissen um die Problemlösungskompetenz führen zwangsläufig zum Entschluss, dass das demokratische Instrument der direkten oder indirekten Wahl nicht mehr partizipativ genug ist, um die Einbindung der Bevölkerung zu ermöglichen, die ein Wissensmanagement im Staatlichen Apparat benötigt.

 

Verbindung zu New Public Management

Dieser Ansatz, der seit den Achtzigern besteht, muss parallel zum Open Government Ansatz existent sein, da sich hier viele Ergänzungen finden. Es wäre jedoch ein Fehler, den jeweils einen Ansatz als Teil des anderen zu sehen. Im NPM herrscht das Prinzip des schlanken Staates nach privatwirtschaftlichen Organisationsansätzen, wie bspw. die Konzentration auf Kernkompetenzen oder strategische Bottom-up Orientierung durch Einbindung der Bürger. 

Parallelen der Ansätze finden sich vor allem bei der Idee einer deliberativen Netzwerksteuerung. Der deliberative Lernprozess durch die Einbindung der Bevölkerung findet sich im Ansatz der Open Innovation wieder. 

Trend?

Abschließend bleibt zu sagen, dass es fatal wäre den heutigen Ansatz des Open Government als Trend abzustempelt, da im Gesellschaftssystem der Internet-gestützten Kommunikation künftig nicht mehr auf die Wertung und das Wissen einzelner Bürger bzw. Interessensgruppen verzichtet werden kann.