Citizen M(artina)edia
Montag, 9. Mai 2005
Kryptografie und die zwei Seiten der Kriminalität

Sicherheit ist im Umgang mit den neuen Medien unabdingbar geworden. Gefahren lauern überall: Egal ob Würmer, Trojanische Pferde, Viren oder Lauschangriffe; man muss sich stets vor Augen halten, dass das Medium Internet in all seinen Wesenszügen öffentlich ist. Das Problem des noch immer zum Himmel schreiend mangelnden Bewusstseins über die Notwendigkeit von Sicherheitsvorkehrungen für den Einsatz des Internets ist vielleicht durch die "Illusion der Privatsphäre" zu erklären: Man sitzt allein zu Hause vor seinem Computer und fühlt sich ungestört - niemand ist da, der einem ungewollter Weise über die Schulter schauen könnte. Das ist meiner Meinung die fatalste "Nebenwirkung" des Internets. Bloß weil man sich lokal ungestört FÜHLT, heißt das noch lange nicht, dass man es auch IST! Würde der "gemeine" User wirklich sehen können, wer bei seinen Emails alles mitliest, er würde vermutlich nie wieder seine Post auf elektronischem Wege versenden.

Wie auch auf der Homepage von Jochen Jonet zu lesen ist, gibt es viele Angriffe, die das Lesen der privaten Post bei weitem in den Schatten stellen: Hacker stehlen unverschlüsselte Kreditkartennummern, Programmcodes oder verändern Testergebnisse von medizinischen Untersuchungen uvm. Dies alles macht
ersichtlich, wie notwendig ein adäquater Schutz der eigenen Privatsphäre und vor allem der sicherungswürdigen Daten ist. Eine bewährte Methode ist die so genannte kryptografische Verschlüsselung, die auf der jahrhunderte alten Methode des Chiffrierens beruht (mehr zur Geschichte der Kryptografie im Weblog von Daniela Hons).

Definitionen zu Kryptografie finden sich bei Wikipedia, mathebord.de oder diversen neueren Lexika.

Quelle: www.impulse.de

Um sich die Wichtigkeit einer adäquaten Verschlüsselungstechnik vor Augen zu führen, muss man sich außerdem bewusst werden, dass - wie auch Thomas Kellmair in seinem Weblog schreibt - unverschlüsselte Emails dem Versenden von Postkarten gleichkommt und somit von jedermann gelesen werden kann und darf. Unverschlüsselte Emails fallen nämlich nicht unter den Begriff des "Briefgeheimnisses". (mehr dazu...)

Aber der Einsatz modernster Verschlüsselungstechniken ist nicht überall gern gesehen: Vor allem der Staat, aber auch Geheimdienste wie die NSA befürchten mit einer "zu perfekten" Methode der Verschlüsselung neue Möglichkeiten für die organisierte Kriminalität, gesetzes- und menschenrechtswidrige Angriffe zu planen. Deshalb wird von einigen Ländern, wie z.B. der USA oder China ist die Nutzung stark reglementiert. Der Staat und die Geheimdienste sind darum bemüht, weiterhin über "legale" Abhörmöglichkeiten verfügen zu können und bestehen somit auf die Begrenzung der Anwendung bzw. fordern Schlüsselhinterlegungen.

Wie auch Johannes Mayr schreibt, hat die so genannte Krypto-Debatte vor einigen Jahren in Deutschland, bei der sich viele Gegner und Befürworter einer Regulierung der Kryptografie schier endlose Diskussionen lieferten, ein weiteres Problem ausgelöst: Peter Glaser stellt fest, dass als Folge der "Expertisierung" des Themas zum einen das Interesse an weiteren Diskussionen bzw. Erarbeitung einer nachhaltigen Lösung ermüdet und zum anderen relativ simple Tatbestände in möglichst kleine Teile zerlegt werden, um sie dann umso unverständlicher in die Debatte einzubringen, was in Folge die tatsächliche
Erarbeitung von Lösungen behindert.

Kritisiert kann jegliches Bestreben eines Verbots der Verschlüsselung mit gewissen Techniken dahingehend werden, als sie eigentlich am Ziel der Sache vorbeischießt: Überwacht werden auf lange Sicht nur jene, die sich an die Regulierungsvorschriften halten - also der "brave" Bürger. Kriminelle und Terroristen werden es wohl mit ihrem Gewissen vereinbaren können auch diese Gesetze zu umgehen.

Ob die Regierung das nicht weiß (oder wissen möchte) bleibt offen. Was sie wirklich mit einer Umsetzung der Krypto-Regulierung bezweckt, ist eine andere Frage. Sicher ist nur, dass eine zu überstürzte und schlecht durchdachte Reglementierung auf jeden Fall das Vertrauen der Bürger in einen "wohlwollenden Staat" erheblich beeinflussen wird.

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thomas.ellinger.uni-linz, Dienstag, 10. Mai 2005, 18:21
Gut überlegtes Resümee!
Zuerstmal bleibt mir nichts anderes übrig als deine Ausführung zum Thema Kryptografie als "sehr interessant" einzustufen. Des Weiteren kann ich mich nur deinen Schlussworten anschließen. Es darf nicht passieren, dass sich regierende Politiker durch eine überstürzte Reglementierung lediglich ein Denkmal setzen, anstatt die Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu berücksichtigen.

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Andrea.Muehlsteiner.uni-linz, Dienstag, 10. Mai 2005, 22:27
Zum Thema Kryptographie
Ich muss mich ganz deiner Meinung anschließen! Es wäre sicher sehr unüberlegt eine generelles Verbot der Verschlüsselung anzustreben. Ich glaube auch, dass es nur auf Kosten der Personen geht, die nichts "schlechtes" im Sinne haben. Bei einem Verbot der Kryptographie wird auch weiterhin organisiertes Verbrechen nicht komplett verhindert werden können.

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Thomas.Kellermair.Uni-Linz, Mittwoch, 11. Mai 2005, 09:30
Guter Beitrag
Stimme mit dir überein!

Ich denke, daß du auch vor allem mit deinem Schlußstatement recht hast, daß Kriminelle sicherlich einen weg vorbei an einer Reglementierung der Kryptographie finden und somit die Behörden wieder vor dem gleichen Problem stehen.

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daniela.weidinger.uni-linz, Mittwoch, 11. Mai 2005, 19:35
Gute Überlegung!
Ich finde auch, dass auf lange Sicht nur der "brave Bürger" draufzahlt und nicht jene die sowieso einen Weg finden werden, die Gesetze zu umgehen. Deswegen denke ich, dass solche Gesetze nicht viel bringen werden.

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Claudia.Bauer.uni-linz, Mittwoch, 11. Mai 2005, 22:15
Sehr interessante Arbeit
Ich finde deine Arbeit sehr gut und interessant.
Ich denke auch, dass sich mit dem Verbot der Kryptographie die Kriminalität nicht senken lässt. Bei einem Verbot werden bestimmt wieder nur die "braven" Bürger draufzahlen, denn die Verbrecher werden auch ohne der Verschlüsselung einen Weg für ihre Ziele finden.

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Rupert.Kimeswenger.Uni-Linz, Donnerstag, 19. Mai 2005, 11:03
Super Artikel
Brillant und einfach das zusammengefasst,was auch ich denke!!!
Eine kleine Anmerkung noch: Wäre es nicht ohnehin besser die Leute, die im engeren sozialen Umfeld sind in einem Face-to-Face Gespäch zu begegnen, und sich in der heute so stressbelebten Zeit eine Auszeit von der Computerkommunikation zu nehmen, die unsere Kommunikation ohnehin nur noch zusätzlich vedichtet?

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