Vortrag Das Web und seine Wissenschaften

Hans.Mittendorfer.Uni-Linz, 3. Oktober 2016, 11:27

Warum und wie das Web entstand

Tim Berners-Lee spricht in seinem Vortrag: "The next Web of open, linked data" (Q 12) über die Motive das Web zu entwickeln, die Notwendigkeit Standards und "Links" für vernetzte Dokumente zu schaffen und barrierefreien, letztendlich globalen Zugriff auf Daten zu ermöglichen.

Hypertext und Hypermedia

Die Ursprüngliche Idee vernetzter Daten stammt jedoch von Ted Nelson. 1980 verfasst Theodor Holm Nelson ein Werk, das der "Literary Machines" (Q16) nannte und mit dem Hinweis versah: "Do not confuse it with any other Computer Book". Eine deutliche Aussage dahingehend, dass er mit dem Werk keinen Beitrag zur Disziplin der Informatik liefern wollte, sondern ein Konzept für das nicht-sequentielle Schreiben und Lesen. Literary Machines dreht sich um Begriffe wie "Hypertext", "Interconnected Writing", "Non-sequential Reading and Writing", "In-Links and Out-Links" und stellt erstmals einen semantischen Zusammenhang zwischen "Front End und Back-End Service" her.

 

Front End - Back-End Service

Front End - Back-End Service (Q16, 2/7)

Im Wintersemester 2011 wirkte Ted Nelson am Start des Studiums der Webwissenschaften der Johannes Kepler Universität mit.

Das Verhältnis zwischen Web und Internet

Das World Wide Web (kurz Web oder WWW) ist technologisch gesehen ein Dienst unter vielen Diensten des Internet, es wird jedoch vielfach dem Internet gleich gestellt. Diese Gleichstellung hat bis zu einem gewissen Grad seine Berechtigung, denn das WWW bietet den Nutzern über seine Oberfläche viele der generischen Interent-Dienste (z.B. E-Mail, Filetransfer, Audio- und Videostreaming), sogen. Web-Applikationen (z.B. Soziale Medien) und Informationsquellen des Alltags an. Die 5. Generation von HTML - der Sprache des Web - nämlich HTML5 trägt, mit seinen Technologien umfassend dazu bei.

Die Verschiebung der Nutzung des Web vom ürsprünglichen hypertextuellen Web (bzw. dem Web 1.0) zu  Videostreams und Peer-to-Peer Anwendungen, veranlasste das Internet-Magazin "Wired" im August 2010 einen Beitrag von Chris Anderson und Michael Wolff mit dem Titel "The Web Is Dead. Long Live the Internet" als Titelstory zu veröffentlichen (Q10), der die Fachwelt in Aufruhr versetzte (siehe Q11). Das Web, so die zentrale Aussage, expandiert bzw. mutiert zum allumfassenden Dienst, schließlich zum Internet selbst.

 Abb.: Proportion of Total US Internet Traffic, (Q10)

Millionen von Facebooknutzern meinen, dass Sie zwar Facebook nutzen, aber das Web und Internet nicht.

Laut einer Studie von Helani Galpaya sind namhafte Facebook-NutzerInnen in Indonesien, den Phillipinen und Thailand der Meinung, dass sie Facebook nutzen, das Internet aber nicht. Ähnliche Ergebnisse brachten Untersuchungen in Afrika und den USA. "It seemed that in their minds, the internet did not exist, only Facebook" (siehe Q 21).

Dieses Phänomen steht in engem Zusammenhang mit der Beschreibung des Gegenstandes der Webwissenschaften. Der Bedeutungswandel zentraler Begriffe wie Internet und Web verändert das Betrachtungsobjekt. Die Technologie des Webs steht nicht mehr im Zentrum wissenschaftlicher Diskussionen, wie dies in den 1990er Jahren der Fall war, im Vordergrund. Vielmehr sind es gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Phänomene und damit im Zusammenhang stehende juristische Fragestellungen. Ein Indiz dafür, dass die Webwissenschaften längst keine "HTML-Wissenschaften" mehr sind.

Der Trend: Mobilkommunikation

Im Februar 2014 schreibt Nathan Matuska: "In 2010 Wired Magazine published The Web Is Dead | Long Live The Internet, regarding the demise of the PC and the shrinking need for the Web as a digital presence. The original argument from the authors states that in the new age of tablet devices, people would consume digital content via apps, which would kill the web as the main source of digital information. Now, over three years later, we can see that the web is not dead and is in fact alive and growing." (Q14)

Der Grund für Auferstehung des Webs wird in der wachsenden Nutzung mobiler Endgeräte gesehen. 2015 lag der Anteil mobiler Endgeräte bei Zugriffen auf das Web weltweit bei ca. 32 % in Asien bei ca. 45 %. (Q 15). Tendenz steigend.

Marktanteile von Endgeräte-Plattformen

Quelle: (Q14)

Infografik: Mobile erobert das Internet | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Einblicke in die Entwicklungen der Mobilkommunikation wird in der Website des Mobile World Congresses, 22. bis 25. Feb. 2016 gegeben.

Ökonomische Vorteilhaftingkeit digitaler Kommunikation und Information

Allein die ökonomische Vorteilhaftigkeit digitaler Kommunikation und Information bedingt, dass das Web trotz seiner Bedrohungen und Gefährdungen nicht mehr wegzudenken ist. Die Gesellschaft in den Indsutrie- und Schwellenländern hat sich darauf einzustellen und bereitwillig eingestellt, wie auf die Entwicklung der verfügbaren Energie oder die vorhandenen Verkehrssysteme.

Zum Standort der Webwissenschaften

Zur Frage, ob die Webwissenschaft eine eigenständige Wissenschaft ist oder je werden kann, weist H. Volpers im Kapitel "Das Web als Gegenstandbereich im Kontext verschiedener Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften" auf die, wenngleich sehr unterschiedlichen, "erkenntnisleitenden Interessen" der beteiligten Disziplinen hin (Q4, Seite 45). Beispielgebend wird u.a. E-Commerce als Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften mit dem Fokus am Web angeführt.

Auch die im gegenständlichen Studium als interdisziplinär eingestufte Betrachtungsweise der Webwissenschaften zergliedert eine, möglicher Weise neue Wissenschaft in bekannte Fächer mit dem Präfix "E-" (E-Business, E-Government, E-Learning, usw.) und extrahiert diese aus traditionellen Wissenschaften. Dieser Ansatz ist als Antwort auf die Frage nach der Eigenständigkeit der Webwissenschaft jedoch nicht zufriedenstelltend.

Volpers verweist deshalb in seinen Ausführungen auf das "Modell einer zukünftigen transdiszipliären Webwissenschaft" (Q4, Seite: 47). Sie sieht ihre Wurzeln in der allgegenwärtigen und umfassenden Durchdringung des Alltags aller gesellschaftlichen Milieus mit digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien, repräsentiert durch das Web - dem ubiquitären Web. In der zitierten Quelle ist beispielsweise von "technisch konstruierten, humanen bzw. sozialen Aktionsräumen" die Rede, die von keiner der sich angesprochen fühlenden Einzelwissenschaften (ausreichend) verstanden und erforscht werden können.

Das systematische, transdisziplinäre Aufsuchen, Ordnen, Beschreiben, Bewerten und Entwickeln grenzüberschreitender Phänomene in einzelwissenschaftlichen Sichtweisen ist demnach  Grundlage der Betrachtung der Webwissenschaften als Sammelbebriff singulärer Disziplinen oder aber einer kohärenten Disziplin, nämlch der Webwissenschaft.

 

Webwissenschaften from Hans Mittendorfer

 Quellen (Qn)

  1. Online: Curriculum Webwissenschaften
  2. Online: "Web Architektur des W3C"
  3. Theodor Holm Nelson: "Literary Machines", Eigenverlag 1980
  4. K. Scherfer: "Ist das Web ein Medium", in K. Scherfer (Hg.): Webwissenschaft - Eine Einführung", Berlin 2010.
  5. H. Volpers: "Warum eine Webwissenschaft?", in K. Scherfer (Hg.): Webwissenschaft - Eine Einführung", Berlin 2010.
  6. Online: FinanzNachrichten.de "Jedem siebten Internetnutzer ist der Datenschutz egal"
  7. Online: "Internet-Trennung ist Menschenrechtsverletzung"
  8. Online: "Internet Protokoll Version 6"
  9. Douglas R. Hofstadter: "Gödl, Escher, Bach", Stuttgart 1985, Seite 400 ff.
  10. Online: "The Web Is Dead - Long Live the Internet", Wired 2010.
  11. Online: "Is the Web Dead?", The New York Times
  12. Online: Berners-Lee: "The next Web of open linked data", TED Konferenz im Februar 2009, Longbeach California.
  13. Online: Ted Nelson: "The Computerworld is Not Yet Finised"
  14. Online: Matusak M: "The Web is Not Dead"
  15. Online: http://www.japantimes.co.jp/news/2014/08/03/world/science-health-world/hitchhiking-canadian-robot-tests-trustworthiness-of-humans/#.VDEue76lrjQ
  16. Theodor Holm Nelson: "Literary Machines", 1980
  17. Online: Xanadu Hypertext System
  18. Online: Nelson "The Xanadu Document Model"
  19. Online: Nelson "Transpublishing: A Simple Concept"
  20. Online: Nelson "Transcopytight for the Web
  21. Online: http://qz.com/333313/milliions-of-facebook-users-have-no-idea-theyre-using-the-internet/
  22. Online: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/217457/umfrage/anteil-mobiler-endgeraete-an-allen-seitenaufrufen-weltweit/.

Alle genannten Onlinequellen wurden zuletzt am 22. Sept. 2016 aufgerufen. Für Inhalte der Onlinezitate wird keinerlei Haftung übernommen.

13 comments :: Kommentieren

Soziales Netzwerk

andrea.freilinger.uni-linz, 3. Oktober 2016, 14:34

Das Web ist offensichtlich noch nicht gestorben wie in diesem Artikel angeführt wird. Darüber sind wir froh! Anders erging es Plattfomen wie StudiVZ, die in diesem Raum wahrscheinlich niemand mehr kennt. Was sind die Erfolgsfaktoren für beispielsweise Facebook immer weiter zu bestehen obwohl hier auch schon oft die Rede vom "Aussterben" war? Oder ist es tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit für Facebook von anderen Anbietern abgelöst zu werden? (Q1)

Quelle (Qn)
1. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/soziales-netzwerk-wie-tot-ist-facebook/12299570.html

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Zukunft von Facebook?

christina.pillmair.uni-linz, 3. Oktober 2016, 14:57

tatsächlich hat sich das Nutzerverhalten auf Facebook in letzter Zeit enorm geändert. Vor ein paar Jahren waren noch die Kurznachrichten und die Chatfunktion die Hauptaktivitäten eines privaten Facebook- Nutzers, heute sind es das Kommentieren und Teilen von Fotos. Nur noch wenige nutzen es als sinnvolle Kommunikationsplattform, um beispielsweise die eigene Meinung zu geiwssen Themen kundzutun. 

Hier ein kleiner Ausschnitt wie Facebook 2017 Geld abseits von Usern verdienen könnte. 

Siehe Beitrag

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andrea.freilinger.uni-linz, 16. Oktober 2016, 14:26

Wir sind gespannt wie es weiter geht! Klingt realistisch.

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Facebook und die Datenschutz-Verletzungen

michael.kronsteiner.uni-linz, 3. Oktober 2016, 15:25

 

Können die Netzwerke jemals aussterben ?

Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Facebook, Twitter, etc. noch irgendwie aus dem Markt zu drängen, geschweige den, dass es überhaupt noch möglich ist, diese Großkonzerne aussterben zu lassen - sie können sich, denke ich, nur noch selbst aus dem Markt nehmen, mittels einer Fehlentscheidung oder schwerwiegenden rechtlichen Verletzungen ... Das System der "Feed"-Plattformen arbeitet grundsätzlich mit dem Share-, als auch dem Like-Button, die die Datenbanken täglich erweitern - die Dichtheit und Komplexität steigt sekündlich, selbst bei Benutzerabwanderungen wird die Plattform konstant größer.

Weiters bahnt sich der Trend an, dass der Social Web Markt in den nächsten Jahren noch intensiver umkämpft sein wird - aufgrund von neuen innovativen Ansätzen und neuen Strukturen des Social Webs wird sicherlich zusätzliche Konkurrenz entstehen, jedoch zweifle ich daran, dass eine starke Marktanteilsverteilung stattfinden wird, glaube jedoch, dass eine Machtverschiebung zugunsten des Bürgers durchaus auftreten kann.

Hier geht es zu meinem KOMMENTAR, indem ich aktuelle Datenschutz- und Privatspähren Verletzungen von Facebook erörtere.

 

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Webwissenschaften auch schon im Bac Soziologie?

clara.puller.uni-linz, 3. Oktober 2016, 14:35

Ich bin froh, dass die JKU sich dazu enschlossen hat Webwissenschaften als Masterstudium an zu bieten.

Angeblich wird das Studium Soziologie auch um einige Webbezogene LVA's ergänzt. Leider ein paar Semester zu spät....

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Industrie 4.0

michael.kronsteiner.uni-linz, 3. Oktober 2016, 14:36

 

Die neue Ära des Datenaufkommens

Matthias Baldermann, Präsident des FMK und CTO von Drei, sprach im Rahmen der Präsentation des Berichts auch über die zukünftige Bedeutung des Mobilfunks in Österreich. “Wir sprechen über Industrie 4.0, die Vernetzung der Wirtschaft”, so Baldermann. “Mobilfunk wird Fundament und Motor für die Industrie sein.”

Besonders im Fokus sollte die Nutzung der Jungen sein. “Unsere wichtigste Säule ist die Jugend, sie werden die Leistungsträger von morgen sein”, so Baldermann weiter. Aus diesem Grund plädiert das FMK auch dafür, dass Schüler schon früh den Umgang mit neuen Technologien und Medien erlernen muss. Das Forum bietet zu diesem Zweck auch online das Lernmodul “Mobile Generation” an. Laut dem FMK ließe sich das Modul in zwei Unterrichtseinheiten abarbeiten und anschließend per Online-Test, der auch als Schultest geeignet ist, überprüfen. Ende des Jahres wird außerdem ein Modell-Workshop geplant, für den sich Schüler bewerben können.

HIER ist die Quelle zu finden!

Hier geht es zu einem ausführlicheren KOMMENTAR des Artikel in meinem Lernblog!

 

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Wer knackt den Code...?

Harald.Muehlehner.JKU, 3. Oktober 2016, 16:17

Aktueller Beitrag zur Thematik Verschlüsselung&Super-Computer...

http://www.zeit.de/2016/33/verschluesselung-laser-kommunikation-daten-datensicherheit

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Linked in and all around

andrea.freilinger.uni-linz, 11. Dezember 2016, 19:03

In meinem Artikel befasse ich mich mit den Vor- und Nachteilen der Vernetzung mit Fokus auf die Arbeitswelt.

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Mobile Payment ist (noch) eine Nische

irena.grbic.uni-linz, 2. Jänner 2017, 18:20

Mobile Payment kämpft um Akzeptanz. Denn weder in den USA noch in Europa haben sich Lösungen wie Apple Pay oder Samsung Pay bis dato durchgesetzt. In meinem Beitrag gehe ich näher auf diese Thematik ein.

Hier geht's zum Blogbeitrag

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In Deutschland wollen nur 4 Prozent wollen per Smartphone bezahlen

elsa.wiesinger.uni-linz, 8. Jänner 2017, 15:39

Letztes Monat wurde auf derStandard eine Studie beschrieben zum Thema Mobile Payment. Knapp 2.000 Personen wurde bei der Studie befragt und die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten keinen Nutzen beim mobilen Zahlen empfinden. Damit sind sie in der EU das Schlusslicht, denn nur 4% wollen via Smartphone bezahlen. Hier gehts zum Artikel

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Filmtipp Lo and Behold

georg.pilsner.uni-linz, 7. Jänner 2017, 18:42

Dokumentarfilmer Werner Herzog hat 2016 eine durchaus interessante Doku  mit dem Titel „Lo and Behold - Reveries of the Connected World“ herausgebracht. Der Film selbst ist leider noch nicht "frei" streambar, aber in meinem Blog habe ich eine kurzes Statement dazu verfasst.

 

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Gamification

simone.mathe.uni-linz, 9. Jänner 2017, 19:54

"Neue Phänomene sind besonders durch die Zielgruppen erklärbar." (Volpers, 2010)

Ein solches Phänomen ist die Gamification. Aber was ist das genau? Und wo wird dies angewendet? Mehr dazu hier.

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Die Veränderung des sozialen Lebens durch die Nutzung von Smartphones

simone.mathe.uni-linz, 9. Jänner 2017, 19:57

Das Smartphone ist aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Wer kennt heutzutage noch den Unterschied zwischen Real Life und Digital Life. Diese Grenzen verschwimmen immer mehr und unser soziales Leben hat sich einer großen Verädnerung unterzogen. Mehr dazu hier.

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