Gedanken zum Web der Zukunft Zukunftsprognosen zusammengefasst

Fabian.Prochazka.Uni-Sbg, 27. Juni 2011, 23:47

Wie bereits im Beitrag zum sechsten Statement in den Kommentaren geschehen, möchte ich hier noch einmal knapp zusammenfassen, welche Zukunftsprognosen in meinen Statements getroffen wurden.

 

Blicke aus der Vergangenheit in die Zukunft

Im Kontext unseres Referates haben sich Philip und ich mit einer Rückschau auf Zukunftsprognosen in der Vergangenheit beschäftigt. Dabei konnten wir nicht immer direkte Vorhersagen für die Zukunft des Webs treffen, es kristallisierten sich jedoch einige allgemeine Erkenntnisse über Zukunftsprognosen heraus.

  1. Vorhersagen über die Zukunft basieren immer auf den herrschenden technischen, kulturellen und sozialen Voraussetzungen zur Zeit der Vorhersage. Echte Innovationen sind selten vorhersagbar, die meisten Zukunftsprognosen sind Extrapolationen von Bestehendem. Dies zeigt sich beispielsweise an der Vorstellung von einer Schiffseisenbahn aus dem Jahr 1900, bei der schlicht zwei Technologien der Zeit kombiniert wurden. Für weitere Informationen und Beispiele sei auch an dieser Stelle auf unsere Präsentation verwiesen. Auch Margot Dum geht in ihrem Statement auf diesen Aspekt ein, ebenso wie Martina Kube.
  2. Die Zukunftsvision von der intelligenten Maschine war in den technikgläubigen 70er Jahren sehr beliebt. Auch heute ist diese Vorstellung allerdings noch sehr populär, wie etwa die Entwicklung des Supercomputers Watson dokumentiert, die Katharina Achleitner in ihrem Blog vorstellt. Ob die perfekte künstliche Intelligenz, der menschengleiche Android, jedoch jemals verwirklicht werden kann, bleibt äußerst fraglich. 
  3. In unserem Teil zur Einbettung des Webs in den Alltag der Menschen konnten wir aufgrund verschiedener Forschungsergebnisse Zukunftsprognosen treffen. Ausgehend von einem Brainstorming von Studierenden im Bachelorseminar zeigte sich, dass das Internet bzw. das Web in unserem Alltag bereits massiv integriert ist, und in beinahe allen alltäglichen Kontexten verwendet wird und eine Rolle spielt. Dieser Trend wird sich noch fortsetzen, und das Web der Zukunft wird ein nicht mehr wegzudenkender Teil unseres Lebens in allen Bereichen sein.

 

Bildtelefon

In meinem Statement zum Bildtelefon beschäftige ich mich mit einer spezifischen technischen Errungenschaft, die bereits seit über hundert Jahren eine wichtige Rolle in Zukunftsvisionen spielt. Das Bildtelefon konnte sich jedoch trotz technischer Machbarkeit bisher nicht durchsetzen.

Der "Blick in die Zukunft" zu diesem Thema ist meine These, dass das Bildtelefon sich in den nächsten Jahren als Smartphone-Applikation bzw. Videotelefonie am Computer stärker als bisher durchsetzen wird. Grundlage für meine Argumentation ist die Theorie von Brian Winston, der  soziale Notwendigkeiten als Voraussetzung für den Durchbruch einer Technologie sieht. Mit der zunehmenden Mobilität, Flexibilität und Individualität durch die postmoderne Pluralisierung der Lebensformen ist genau diese soziale Notwendigkeit jedoch eingetreten und bereitet den Boden für die Bildtelefonie als wichtige und viel genutzte Technologie.

Ausgehend von diesem Statement hat sich Simone Schöndorfer mit dem Aspekt ICT und Gender auseinandergesetzt, den wir in den Kommentaren auch weiterführend diskutiert haben.

 

Post-Privacy

In meinem Statement zum Thema Datenschutz beschäftige ich mich mit veränderten Vorstellungen von Privatheit und Öffentlichkeit. Ausgangsthese ist die Feststellung, dass beide Konzepte nur im Bezug aufeinander bestimmbar sind und sich im ständigen Wandel befinden. In Bezug auf die Diskussion um Post-Privacy, d.h. die Aufgabe des Versuchs, Kontrolle über seine eigenen Daten im Internet zu behalten, diskutiere ich die Veränderungen im Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit im Social Web.

Meine Zukunftsprognose ist (in Anlehnung an die Diskussion um Post-Privacy) ist die eines Kontrollverlusts über private Daten im Internet. Das heißt, im Web der Zukunft wird es nur noch eingeschränkt und mit viel Aufwand möglich sein, selbst darüber zu bestimmen, was über einen im Web veröffentlicht wird.

In dieser Diskussion nehme ich jedoch eine kulturoptimistische Sichtweise ein, und spreche mich dafür aus, diese Veränderung zunächst als einen normalen Vorgang zu betrachten, der ebenso wie Risiken auch Chancen bereithält.

Mit ähnlichen Themen haben sich viele Kollegen beschäftigt, mit meinem Beitrag vernetzt haben sich die Kolleginnen und Kollegen Juliane Tegtmeyer, Magdalena Lagetar und Philip Sinner.

 

Semantic Web

Mein Beitrag zum Semantic Web dreht sich um eine Schlüsseltechnologie des Web, die mittels Verschlagwortung bzw. der Auszeichnung von Daten mit Metainformationen zum einen die Suchmaschinen stark verbessern könnte, zum anderen die Navigation und Bedienung des Web insgesamt stark vereinfachen kann. 

Das Semantic Web ist bereits implementiert, ist also keine reine Zukunftsvorstellung. Die Entwicklung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, im Web der Zukunft werden semantische Technologien jedoch selbstverständlich sein und auch soziale Empfehlungen beinhalten.

 

Afrika und das Web

Mein Statement zur vierten Vorlesungseinheit beschäftigt sich ausgehend vom Vortrag von Dr. Nelson Mattos mit dem Web der Zukunft in den Entwicklungsländern der afrikanischen Subsahara und seiner möglichen Rolle bei sozialen Protesten.

In diesen Ländern sind Internetanschlüsse noch nicht annähernd so weit verbreitet wie in Europa oder den nordafrikanischen Staaten. Die Rolle, die das Internet bei sozialen Protesten spielen kann, muss daher im Moment noch als eingeschränkt gesehen werden. Aufgrund von Phänomenen wie dem leapfrogging (Auslassen bestimmter Entwicklungsstufen) und kreativen kulturellen Praktiken ist jedoch davon auszugehen, dass Afrika in der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien rasant aufholen wird. Es ist daher eine legitime Prognose, dass das Web in einigen Jahren bei sozialen Protesten im südlichen Afrika ebenso genutzt wird, wie es die nordafrikanischen Staaten heute vormachen.

Mit der Frage der Macht der Nutzer setzt sich auch Philip Sinner in einem Statement auseinander, auch er thematisiert soziale Bewegungen und ihre Nutzung des Web. Auch Isabella Dissertori thematisiert die Frage, welche Rolle soziale Netzwerke bei Protesten spielen können.

 

The Long Tail

Das Vorlesungsthema des Long Tail habe ich in meinem Statement kritisch beleuchtet und eine negative Auswirkung bzw. Ausnutzung des Phänomens beschrieben, sogenannte Content Farmen. Darunter versteht man Webseiten, die massenhaft Inhalte produzieren, die ausschließlich darauf ausgelegt sind, von Suchmaschinen gefunden zu werden um damit Werbeeinnahmen zu generieren.

Solche Content-Farmen werden eine große Herausforderung für das Web der Zukunft darstellen, da sie das Modell des Long Tail ausnutzen und aktuelle Suchmaschinenalgorithmen perfekt ausnutzen.

Die Befürchtung, dass Web wird durch solche "Dummy-Texte" überschwemmt, wird sich aller Voraussicht nicht bestätigen, es gilt jedoch, frühzeitig Strategien dafür zu finden.

Mit dem Aspekt der Suchmaschinenoptimierung befasst sich auch Magdalena Lagetar in einem Beitrag.

 

Urheberrecht

Mein Kurzstatement zum Thema "Ist das geltende Urheberrecht noch angebracht?" beantwortet diese Frage klar mit Nein und prophezeit eine langwierige Auseinandersetzung um die Neuregelung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter.

Mit einem interessanten Phänomen und Beleg für das in vielen Teilen unsinnige geltende Urberrecht beschäftigt sich Philip Sinner: Er thematisiert die sog. Abandonware als eine mögliche Grauzone des Urheberrechts.

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